Allein gegen die Zeit
gesehen?“
Lasinski hob hilflos die Schultern. „Weiß ich nicht.“
„Hat Dr. Crohn irgendetwas mitbekommen?“
„Dr. Crohn weiß nur, dass Herr Weller verschwunden ist.“
Lasinski wagte kaum aufzuschauen. Der Soldat trat jetzt noch einmal ganz nah an ihn heran und durchbohrte ihn mit seinem Blick. Seine Stimme war nur noch ein drohendes Fauchen. „Sie können froh sein, dass wir Sie noch brauchen, Lasinski. Sollte wegen Ihrer Unfähigkeit unsere Operation gefährdet sein, dann werden Sie sehen, zu was der Omega-Ring fähig ist.“
Mit versteinertem Blick drehte sich der Uniformierte wieder um und verschwand wortlos. Lasinski atmete tief durch. Sein Funkgerät knackte. „Lasinski, wo bleiben Sie denn?“
Genervt rollte der Mann mit den Augen. „Sofort, Dr. Crohn, ich bin bereits auf dem Weg“, säuselte er gespielt freundlich in das Funkgerät und ging mit schnellen Schritten davon.
Leo und Jonas sahen den Wissenschaftler um eine Ecke verschwinden. Sie warteten noch eine Weile, bis sie sich wieder aus dem Schrank wagten. Die Luft schien rein.
Doch Leos Gedanken kreisten um das soeben Gehörte. Sie versuchte, die Puzzleteile irgendwie in einen Zusammenhang zu bringen. Was hätte dieser Lasinski vor ihm verbergen sollen? Woran war Weller gestorben? Und was war dieser Omega-Ring, den der Soldat erwähnt hatte?
Da sah sie auf dem Boden etwas liegen. Es war ein braun-weiß gestreiftes Freundschaftsarmband. Fassungslos hob sie es auf. „Das gehört Ben!“
„Dann kann er nicht weit sein“, erwiderte Jonas.
Leo nickte stumm. Die beiden liefen weiter.
Özzi und Sophie, die in der Zwischenzeit auf der anderen Seite des Gangsystems unterwegs waren, huschten hinter einen Mauervorsprung. Von dort sahen sie eine Tür aufgehen. Ein alter Mann in einem weißen Laborkittel trat heraus. Die Stirn war in tiefe Sorgenfalten gelegt und er lief ein wenig gebückt.
„Auf diese Assistenten ist einfach kein Verlass mehr“, knurrte er in sich hinein, schloss die Tür hinter sich und entfernte sich von Özzi und Sophie.
Als er nicht mehr zu sehen war, schlichen die beiden an die Tür heran. Ein verdunkeltes gläsernes Bullauge gewährte einen Blick in den Raum dahinter. Es war ein kleines Labor.
Özzi riss die Augen auf. „Was hab ich gesagt? Ich wette, die machen hier irgendwelche Experimente mit Aliens!“
Sophie schüttelte den Kopf. „Das ist ein ganz normales Labor, Özzi.“ Vorsichtig drückte sie die Klinke herunter.
Özzi hielt sie zurück. „Was machst du da? Ben ist nicht hier.“
„Aber der Typ vorhin im Wald hat gesagt, dass alle Beweise auf einem Computer im Labor sind“, erwiderte Sophie. „Was ist, wenn er Recht hat und das Leben von Menschen bedroht ist?“
Sophie machte sich von Özzi los und öffnete die Tür. Özzi folgte ihr widerwillig.
Lautlos schlichen sie durch das kleine Labor. Auf den Tischen befanden sich unzählige Reagenzgläser, Pipetten in verschiedensten Größen, diverse Messzylinder und ein großer Gasbrenner. Alles wirkte etwas chaotisch und ein wenig heruntergekommen.
Sophie öffnete einen verglasten Laborkühlschrank. Sie nahm einen kleinen Behälter heraus, in dem eine braune, klebrige Masse aufbewahrt wurde. „Sieht aus, als wären das irgendwelche Sporen.“
Özzi machte ein angewidertes Gesicht. „Spuren?“
„Sporen! Das sind ein- oder mehrzellige Lebewesen, die sich in einem sehr frühen Entwicklungsstadium befinden“, erklärte Sophie.
Özzi zuckte mit den Achseln. Sophie wusste einfach die erstaunlichsten Dinge, von denen er selbst nicht den leisesten Schimmer hatte.
Sein Blick fiel auf einen aufgeklappten Laptop. Den musste er sich ansehen. Wieselflink flogen seine Finger über die Tastatur. „Anscheinend steuern die alles mit dem Rechner hier. Das könnte der Computer sein, von dem der Typ im Wald sprach.“ Sophie eilte zu ihm.
Konzentriert kniff Özzi die Augen zusammen, während er sich durch die Dateien klickte. Er war völlig in seinem Element. „Aber hier ist nichts drauf …“, murmelte er leise. „Außer einer Wachstumstabelle und dieser Videodatei …“ Er klickte das Video an. Das Fenster öffnete sich und ein Film wurde abgespielt. Sophie rückte näher an den Bildschirm heran.
Eine Frau schaute in die Kamera. Ihr Gesichtsausdruck war streng, fast kalt, obwohl sie sich bemühte freundlich zu wirken. Auch sie trug einen weißen Kittel, ihre Stimme hatte einen metallenen Klang. „Stellen Sie sich eine Welt vor ohne Hunger,
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