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Allen, Louise - Ballsaison in London (H218)

Allen, Louise - Ballsaison in London (H218)

Titel: Allen, Louise - Ballsaison in London (H218) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen
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zu kritisieren.
      „Welche deiner Freundinnen hat Nicholas denn mit dem ihm eigenen kühlen Blick ins Visier genommen?“
      „Miss Scott, die Gouvernante.“
      „Dummer Junge – er hatte schon immer einen übergroßen Beschützerinstinkt. Hat er die junge Dame von der Oper schon gesehen?“
      „Ich glaube nicht.“
      „Er wird“, prophezeite seine liebevolle Tante fröhlich. „Wenn sie hübsch ist, hat er sie bestimmt schon gesehen. Mach dir keine Gedanken, Talitha. Wen ich in mein Haus lasse, ist allein meine Entscheidung. Sobald Nicholas dich besser kennt, wird er aufhören, sich Sorgen zu machen.“
      „Das ist noch nicht alles, Lady Parry.“
      „Waren wir uns nicht bereits einig, dass du mich Tante Kate nennst?“
      „Das werden Sie nicht mehr wollen, wenn ich Ihnen von der anderen Sache berichtet habe, Mylady.“ Talitha hatte das Gefühl zu ertrinken, jetzt, da der Moment der Wahrheit gekommen war. „Ich bin nicht nur Hutmacherin, ich habe mir auch auf andere Weise mein Brot verdient.“
      „Ich weiß“, erwiderte Lady Parry ruhig.
      „Sie wissen? Aber Mylady, Sie können doch nicht … ich habe für einen Maler Modell gesessen!“
      „In der Tat. Mr Harland ist ein äußerst talentierter Gentleman, wie ich glaube.“
      „Aber wie konnten Sie denn nur wissen, was ich tue?“
      Kate Parry hob eine Hand, um Talitha zum Schweigen zu bringen, als Rainbird mit einem Tablett Tee erschien.
      „Schenkst du uns ein, meine Liebe?“ Sie wartete, bis Talitha ihr mit zitternder Hand ihre Tasse reichte. „Eine Makrone? Nein? Du musst dich nicht so aufregen, Talitha. Ich habe Mr Harland vor einer Weile aufgesucht, weil ich überlegt habe, ein Porträt von mir anfertigen zu lassen. Ich habe eine Leinwand gesehen und gefragt, wer das Modell sei, da ich glaubte, es zu kennen.“
      „Er hat es Ihnen gesagt?“ Talitha war vollkommen entgeistert, zum einen bei dem Gedanken, dass die kompromittierenden klassischen Gemälde sichtbar im Atelier aufgestellt sein mussten, zum anderen, weil Mr Harland so indiskret war, ihren Namen preiszugeben.
      „Es war ihm äußerst peinlich, dass ihm das herausgerutscht ist. Ich bin sicher, dass er es nur gesagt hat, weil ich erwähnte, das Modell zu kennen.“
      „Und Sie sind nicht schockiert, Mylady? Dass ich für einen Maler Modell gesessen habe, ganz zu schweigen davon, wie ich dabei … angezogen war?“
      „Zugegeben ist das nicht die Art und Weise, in der man sich eine unverheiratete junge Dame dargestellt wünscht, doch unter den gegebenen Umständen finde ich, können wir es dabei bewenden lassen.“
      „Umstände?“ Talitha fühlte sich schwach.
      „Ich weiß, dass Mr Harland ein äußerst ehrenwerter Mensch ist, und ich bin sicher, dass ihm dieser Patzer, deinen Namen zu verraten, nicht noch einmal unterläuft.“
      Vor Verblüffung fehlten Talitha die Worte.
      Schließlich brachte sie hervor: „Aber, Mylady, wenn das herauskommt, nachdem Sie mich in die Gesellschaft eingeführt haben, würde es auf Sie zurückfallen. Ich zähle ja nicht, aber Sie sind schließlich ein Mitglied der höchsten Kreise.“
      „Und ich bin hoch genug angesehen, dass über eventuelle kleine Indiskretionen seitens meines Schützlings kein Wort verloren werden wird“, erklärte Lady Parry mit einem leisen Lächeln. „Es wird nicht lange dauern, bis du selbst jemand in der Gesellschaft sein wirst, glaub mir. Ein Vermögen wie das deine ist groß genug, um jedwede Dummheit verblassen zu lassen. Also, ist es dir noch immer möglich, in einer Woche hier einzuziehen?“
      „Ja, Mylady“, stammelte Talitha.
      „Tante Kate, bitte, meine liebe Tallie – du meine Güte, ist es schon so spät? Ich muss in einer Stunde bei Lady Fraser sein, und ich will und werde mich nicht in diesem Gewand dort sehen lassen! Nein, du musst nicht überstürzt nach Hause eilen, dies hier ist jetzt dein Zuhause. Klingele einfach, wenn du etwas brauchst.“ Lady Parry sprang von dem Sofa auf, auf dem sie dekorativ hingestreckt gelegen hatte, trippelte zu Talitha, um ihr einen Kuss auf die Wange zu drücken, und war verschwunden, ehe die junge Frau mehr als nur ein Keuchen hervorgebracht hatte.
      „Auf Wiedersehen.“
      Langsam stand auch Talitha auf. Sie war zu verwirrt, als dass sie sofort ihre Sachen hätte nehmen und gehen können. Sie hatte ihren ganzen Mut aufbringen müssen, um zu erklären, warum sie nicht die geeignete Person war, um von

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