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Allen, Louise - Ballsaison in London (H218)

Allen, Louise - Ballsaison in London (H218)

Titel: Allen, Louise - Ballsaison in London (H218) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen
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Lady Parry unter die Fittiche genommen zu werden – nur um zu sehen, wie ihre Ängste wegen ihrer Freundinnen und ihrer kompromisslosen Offenheit einfach hinweggefegt wurden!
      Was zur Folge hatte, dass ihr bisheriges Leben in weniger als einer Woche Geschichte sein würde und sie ihr Debüt als junge Dame der Gesellschaft gab. Ihre Geldsorgen würden sich darauf beschränken, zu überlegen, wie sie es investieren und ausgeben konnte, und nicht darauf, wie sie genug verdienen konnte, um sich ein neues Kleid leisten zu können.
      Talitha stellte sich ans Fenster und blickte hinunter auf das rege Treiben auf der Straße. Sie löste die Bänder ihrer Haube und warf diese auf das Sofa, als würde ein freier Kopf ihr beim Nachdenken helfen, doch alles blieb so unwirklich und unglaubwürdig wie zuvor.
      „Wieder zurück, Miss Grey?“, ließ sich eine fragende Stimme hinter ihr vernehmen. Talitha versteifte sich, drehte sich jedoch nicht um. Er war eingetreten, ohne dass sie ihn gehört hätte. „Sind Sie gekommen, um Ihr Geheimnis zu beichten?“ Lord Arndales Stimme klang so uninteressiert, als hätte er sie gefragt, ob sie gerade von einem Spaziergang im Park wiedergekehrt sei.
      Ihre Kehle verengte sich unwillkürlich. Sie wollte … was wollte sie? Warum konnte sie kaum einen klaren Gedanken fassen, wenn sie diesen Mann traf, der sie in dem Atelier auf dem Dachboden gefunden hatte?
      Schließlich fand sie ihre Stimme wieder. „Beichten? Ja, genau deswegen bin ich gekommen, Mylord.“
      „Tatsächlich?“ Trotz allem verzog Talitha den Mund zu einem Grinsen. Aha, sie hatte es also geschafft, den unerschütterlichen Nicholas Stangate zu überraschen.
      „Ja, Mylord.“ Durch die Tatsache ermutigt, dass sie seine ironische Miene nicht sehen konnte, überlegte Talitha, ob sie ihn vielleicht noch weiter necken sollte, entschied sich jedoch dagegen. „Wie sich herausgestellt hat, wusste Lady Parry bereits von der Sache, die mir Sorgen bereitete.“
      „Und?“ Er kam einen Schritt näher. Talitha konnte seine verschwommenen Umrisse als Reflexion in der Fensterscheibe sehen. Wie hatte sie nur jemals denken können, er gäbe ihr ein Gefühl von Sicherheit?
      „Lady Parry ist der Ansicht, dass ich mir zu viel Sorgen deswegen mache. Sie hält es für unwichtig.“ Wie ihre Stimme so fest bleiben konnte, wusste sie nicht. Der Earl stand jetzt unmittelbar hinter ihr.
      „Denken Sie, ich würde ihre Ansicht teilen?“ Er sprach leise. In dem stillen Raum klang es beinahe drohend.
      „Ich möchte nicht unverschämt klingen, Mylord, aber ihre Meinung interessiert mich nicht. Sie sind Lady Parrys Treuhänder, nicht ihr Beschützer, oder, Mylord?“
      Hatte sie es zu weit getrieben? Anscheinend nicht: Das leise Geräusch, das sie vernahm, klang unerhörterweise eher nach unterdrückter Belustigung. Dann war es wieder ruhig.
      „Welchen Duft tragen Sie, Miss Grey?“ Die Frage kam so unerwartet, dass sie an sich halten musste, um nicht herumzuwirbeln.
      „Jasmin“, erwiderte sie. Bildete sie sich das nur ein, oder war er ihr so nahe, dass sie seinen Atem auf ihrem Nacken spüren konnte?
      „Es erinnert mich an etwas“, sagte Nick langsam. „Ja – an einen Ort. Irgendwo, wo es kalt ist, und staubig …“
      „Tatsächlich? Ich habe immer gedacht, es wäre ein Sommerduft.“ Plötzlich wusste sie, woran er sich erinnerte – an den schwachen Hauch des Duftes auf ihrer mit Gänsehaut überzogenen, nackten Haut auf dem Dachboden. Ähnlich wie an jenem Tag, stand er nahe ihrer linken Schulter, nahe genug, sie zu berühren, nahe genug, ihre Angst zu spüren und ihr Parfum wahrzunehmen.
      Talitha drehte sich so schnell herum, dass Nick keine Chance hatte, zurückzuweichen, selbst wenn er gewollt hätte. Er hörte auf, in seiner Erinnerung nach der flüchtigen Spur eines Parfums zu forschen. Ein weitaus drängenderes Gefühl als reine Neugier schoss durch seinen Körper. Pure Lust. Verdammt, warum hatte er die Gefühle, die Talitha Grey in ihm weckte, nicht als solche erkannt? Es war nicht Misstrauen darüber, dass sie ihm gegenüber ein Geheimnis bewahrte – nicht einmal die vollkommen natürliche Neigung, seine Tante zu beschützen, die dieses gesteigerte Interesse an deren neuester Bekanntschaft hervorrief.
      Mit der ihm eigenen Ehrlichkeit sich selbst gegenüber sah er jetzt, dass er in Gedanken viel zu sehr mit einer anderen blonden jungen Frau beschäftigt gewesen war, als dass

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