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Aller Heiligen Fluch

Aller Heiligen Fluch

Titel: Aller Heiligen Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elly Griffiths
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gefolgt.»
    Inzwischen sind sie bei der Universität angekommen. Kaum hat Ruth den Wagen geparkt, springt Cathbad auch schon heraus, bedankt sich bei Ruth, sagt ihr, sie sähen sich dann ja morgen, und verschwindet im Fachbereich Chemie. Ruth muss akzeptieren, dass sie keine weiteren Aussagen von ihm bekommen wird. Doch während sie ihre Unterlagen und ihre Tasche unter den Arm klemmt und sich auf den Weg zum Naturwissenschaftstrakt macht, schwirrt ihr der Kopf vor lauter Bildern und Echos.
    Cathbad und Judy in ihrem Bett, während es draußen schneit.
    Lord Smith, der ihr im Keller des Museums die Sammlung seines Urgroßvaters beschreibt.
Es sind großartige Stücke dabei. Manche stellen wir auch im Museum aus: Schlangenhäute, Dingofallen, Brandeisen, von Strafgefangenen behauene Backsteine.
    Janet Meadows, die von Bischof Augustine erzählt.
Manchmal war er morgens grün und blau, weil er die ganze Nacht mit dem Teufel gerungen hat.
    Die Statue, die auf die Schlange tritt.
    Nelsons Gesicht, als er Kate zum ersten Mal sah. Auf der Entbindungsstation, Michelle neben sich.
    Feuerwerk am nächtlichen Himmel.
    Cathbad, der sie über den Tisch hinweg angrinst.
Du solltest mit dem Knochen auf ihn zeigen, Bob.
    Bobs Miene, die so anders ist, wenn er einmal nicht lächelt.
Er ist inzwischen tot. Die Macht der Ahnen ist groß.
    Ted, der an seiner Pizza kaut.
Vielleicht wollte der Teufel ja endlich Rache nehmen.
    Die Schädel, ihre leeren Augenhöhlen.
    Ein ganzes Zimmer voller Knochen.

[zur Inhaltsübersicht]
    17
    Nelson sitzt in der Sauna. Nicht gerade sein bevorzugter Zeitvertreib. Michelle liebt dieses Wellness-Zeugs – Trainingskurse, Jacuzzis, Aquarobic und den ganzen Mist –, aber er findet das im Grunde ziemlich peinlich. Er schwimmt ganz gerne (als Jugendlicher hatte er sogar mal einen Ferienjob als Rettungsschwimmer), aber das war’s dann auch. Er kann das alles nicht ausstehen: Luft aus der Konserve, Musik aus der Konserve, kleine Shampoo-Fläschchen, die riechen wie das Essen beim Thailänder, flauschige Handtücher, schaumiger Kaffee. Er mag auch die Frauen in ihren Designer-Sportklamotten nicht: Sie erregen gleichzeitig seine Lust und sein Missfallen, was keine gute Kombi ist. Müssen die eigentlich alle nicht arbeiten oder was? Außerdem ist das Wasser viel zu warm. Früher im Derby Bath hatte man nach dem Schwimmen blaue Lippen, obwohl man drinnen war. Das war noch richtiges Schwimmen in einem ordentlichen Sportbecken mit Sprungbrettern, die aussahen, als würden sie bis in den Himmel ragen. Salzwasser war das, erinnert er sich, das einem in den Augen brannte und Krusten auf der Haut bildete. Einmal ist er mit einem anderen Rettungsschwimmer fünfzig Bahnen um die Wette geschwommen. Als sie rauskamen, haben ihnen die Knie geschlottert. Wie gesagt: Das war noch richtiges Schwimmen.
    Heute allerdings ist er geschäftlich hier, nicht zum Vergnügen. Nelson hat eine Verabredung mit seinem Informanten, Jimmy Olson. Er hat den Verdacht, dass Jimmy sich mit Absicht immer abwegigere Treffpunkte ausdenkt. Beim letzten Mal war es ein Kino, das Mal davor eine zwielichtige Spielhölle. Als hätte man ein schreckliches Date nach dem anderen. Zumindest ist der heutige Ort, der Wellness-Bereich eines Hotels in Cromer, noch einigermaßen nobel. Wie ist Jimmy, für den das Wort «halbseiden» wohl erfunden wurde, bloß darauf gekommen?
    «’n Kumpel von mir ist hier Mitglied», beantwortet er Nelsons Nachfrage.
    Hat Olson überhaupt Kumpels? Nelson mustert die magere Gestalt ihm gegenüber, die in der knappen Badehose noch viel jämmerlicher wirkt als sonst, und muss zugeben, dass es möglich ist, wenn auch nicht sehr wahrscheinlich. Olson erwidert seinen Blick; seine Augen sind von einem so hellen Blau, dass sie fast schon weiß wirken. Er schnieft vernehmlich. Nelson kann nur hoffen, dass Olson ihn nicht ansteckt – so eine Sauna ist doch bestimmt die ideale Bakterienbrutstätte.
    «Und, hast du was für mich?», fragt er.
    «Hab ich Ihnen doch schon gesagt», meint Jimmy. «Ich hab kein Wort von irgendwem gehört.»
    «Aber irgendwas muss es doch geben.»
    Eine Frau schaut durch die Glastür, entscheidet sich aber dagegen, die Sauna zu betreten. Das kann Nelson durchaus nachvollziehen. Sie müssen wie ein seltsames Paar aussehen, der dürre Mittzwanziger mit den roten Augen und der große graumelierte Mann in der etwas zu engen Badehose (in dem Laden am Eingang hatten sie seine Größe nicht, und das Ding hat auch

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