Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aller Heiligen Fluch

Aller Heiligen Fluch

Titel: Aller Heiligen Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elly Griffiths
Vom Netzwerk:
jeden potenziellen Meuchelmörder. Aber hier sind doch keine Meuchelmörder. Das hier ist Norfolk und nicht Sizilien, was immer Clough auch behaupten mag. Trotzdem hat sie Vorsichtsmaßnahmen ergriffen und Clough gesimst, was sie vorhat. Sie ist sich allerdings ziemlich sicher, dass er die Nachricht heute nicht mehr lesen wird; sie weiß, dass er mit Trace unterwegs ist.
    Mit gesenktem Kopf stapft Judy im Regen bis zur Mauer, die Taschenlampe in der Hand. Der Wind ist inzwischen sehr stark, sie muss sich fast krümmen, um noch dagegen anzukommen. Das Tor ist mit einem Vorhängeschloss verriegelt, und ein schwerer Stein liegt davor. Wie soll sie das bloß aufkriegen? Doch im Näherkommen sieht sie, dass das Vorhängeschloss offen ist und die Kette lose herabhängt. Und als sie gegen die eisernen Torflügel drückt, geben sie problemlos nach. Offensichtlich ist dieser Zugang kürzlich erst benutzt worden. Judy schwenkt ihre Taschenlampe einmal im Halbkreis. Sie sieht nur kahle Bäume, die sich im Wind biegen. Hinter den Bäumen kann sie eine weitere, niedrigere Mauer erkennen. Hat Randolph nicht gesagt, dass hier das alte Haus steht? Na toll, jetzt hat sie auch noch eine Ruine und damit vermutlich den Hausgeist der Familie Smith am Hals. Wo zum Teufel steckt Randolph?
    Gerade überlegt sie, zum Wagen zurückzugehen, da sieht sie jemanden zwischen den Bäumen herankommen. Es scheint ein Mann zu sein. Judy ist unwillkürlich erleichtert. Diese ganze Spukschloss-Atmosphäre ist ihr doch ziemlich an die Nerven gegangen. «Randolph?», ruft sie.
    «Nicht ganz», antwortet eine Stimme. Ohne große Angst dreht sich Judy in die Richtung, aus der die Stimme kommt. Und eigentlich hat sie auch noch keine richtige Angst, als sie sieht, dass der Mann Len Harris ist und dass er eine Pistole in der Hand hält.

[zur Inhaltsübersicht]
    28
    Nelson wappnet sich bereits für die Ankunft im Licht, doch noch ehe er dort ist, spürt er einen Ruck, als würde er durch die Luft geschleudert. Er merkt, dass er mit den Füßen auf festem Boden steht. Kies, wie am Strand. Und es ist auch ein Strand, nur sind die Steine schwarz. Auch das Meer ist schwarz, wie Öl rollen die Wellen heran, sanft und rund. Nelson nimmt sich nicht die Zeit, sich zu fragen, wo er ist oder was er dort soll; er geht sofort weiter den Strand entlang. Er weiß, wie wichtig es ist, schnell zu sein. Er darf nicht stehen bleiben, er darf sich nicht umschauen. Erst einige Minuten später merkt er, dass jemand neben ihm geht. Noch bevor er das Gesicht sieht, registriert er den Schatten des Mannes, den Umhang, der sich wie ein Paar großer Flügel hinter ihm bauscht.
    «Hallo, Harry», sagt Cathbad.
     
    «Was wollen Sie hier?» Judy versucht, ihre Stimme nicht zittern zu lassen. Im Grunde versucht sie, wie eine professionelle Polizeimitarbeiterin des 21 . Jahrhunderts zu klingen.
    «Ich stelle Ihnen eine Falle», meint Len leichthin und kommt noch etwas näher heran. Aus dieser Entfernung wirkt die Pistole bestürzend real. «Und ich muss sagen, Detective Sergeant, Sie sind schon sehr leicht in die Falle zu locken. Eine SMS , die angeblich von dem Hohlkopf Randolph stammt, schon kommen Sie angetrabt, und auch noch ganz ohne Verstärkung! Wollten Sie die verfolgte Unschuld alleine retten? Sehr männlich von Ihnen.»
    «Warum haben Sie mir die SMS geschickt?» Judy versucht, zum Tor hin zurückzuweichen. Sie ist nur wenige Meter von ihrem Wagen entfernt, wo sie sich in Sicherheit bringen, Verstärkung anfordern kann.
    «Stehen bleiben!», bellt Harris mit einer Stimme, die sicherlich schon manches tobende Pferd zur Raison gebracht hat. Judy bleibt stehen. Sie schiebt eine Hand in die Tasche, um nach ihrem Handy zu suchen. Doch es steckt in ihrer Jeanstasche, da kommt sie unter der Regenhaut unmöglich dran. Sie hat es tatsächlich komplett vermasselt. Sie eignet sich nicht zur Ermittlungsleiterin. Wenn sie jetzt stirbt, werden die Nachrufe dann wohl freundlich sein? Wird man Darren ihre Uniform und einen gefalteten Union Jack überreichen? Und was ist mit Cathbad? Wird ihn jemand benachrichtigen? Oder wird er es vielleicht spüren, mit seinem vielgerühmten siebten Druidensinn?
    «Was für ein Jammer», fährt Harris fort. «Ein tragischer Unfall. Bestimmt von diesen geheimnisvollen Eindringlingen erschossen, die Mr. Randolph beobachtet hat. Ich hab doch immer gewusst, dass sich seine Drogentrips irgendwann mal auszahlen. Was für eine tapfere Polizistin. Und dann auch noch

Weitere Kostenlose Bücher