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Aller Heiligen Fluch

Aller Heiligen Fluch

Titel: Aller Heiligen Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elly Griffiths
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kündigt aber an, abends wiederzukommen und ihm etwas Ordentliches zu essen zu bringen. «Der Fraß, den man in solchen Einrichtungen vorgesetzt bekommt, bringt einen doch sofort um.» Da auch Michelle versprochen hat, ihm etwas zu essen zu bringen, rechnet Nelson fest mit einem Kampf der Titaninnen um den Shepherd’s Pie. Vielleicht ist Michelle aber auch so erschöpft, dass sie Maureen das Feld bereitwillig überlässt. Sie kann gut mit seiner Mutter. Zumindest deutlich besser als er.
    Auf der neuen Station geht es um einiges entspannter zu. Nelsons Bett steht am Fenster, und das Schwesternzimmer ist ganz am anderen Ende. Er zieht daraus den berechtigten Schluss, dass er wohl außer Gefahr ist. Und seine Genesung macht ja auch bemerkenswerte Fortschritte. Er konnte schon allein essen, trinken und pinkeln – die drei Meilensteine im Leben eines Krankenhauspatienten. Allerdings kann immer noch kein Mensch sagen, warum es ihm so schnell wieder bessergeht und was ihm vorher gefehlt hat. «Gestern Nacht dachten wir, Sie kratzen uns ab», hat einer der Ärzte ihm munter verkündet. Nelson lächelte schwach. Er findet Nahtoderfahrungen natürlich wahnsinnig spannend, wer tut das nicht? Aber es macht ihm doch zu schaffen, dass so viel passieren konnte und er nichts davon mitbekommen hat, weil er schlief, bewusstlos war. Natürlich hat er sich mit dem Tod auseinandergesetzt, das muss man ja als Polizist, aber er hat doch immer damit gerechnet, dass sein letztes Stündlein schlägt, während er die entscheidende Rolle in irgendeinem Drama spielt: Geiseln befreit, einen Terroranschlag vereitelt, Kinder aus einem brennenden Haus rettet. Nie hätte er gedacht, dass der Sensenmann anklopfen könnte, während er schläft.
    Nelsons erster Besucher an diesem Nachmittag ist Clough. Er rückt mit einem Blumenstrauß an, den er «aus Sicherheits- und Hygienegründen» im Vorraum lassen muss. Nelson weiß gar nicht, wo er hinschauen soll. Cloughie bringt ihm Blumen! Als Nächstes knüpft er ihm wahrscheinlich ein Freundschaftsarmband. Trotzdem ist er froh darüber, auf den neuesten Stand gebracht zu werden. Clough erzählt ihm von der Operation Oktopus, unter Betonung seiner eigenen Heldenhaftigkeit, und Nelson ist angemessen beeindruckt. Er hat immer gewusst, dass dort im Rennstall irgendetwas faul ist, wäre aber nie auf die Idee gekommen, dass er sich als Zentrum eines internationalen Drogenrings entpuppen könnte. Da hat Judy allerbestes Ermittlergespür bewiesen. Weniger Gespür hat sie allerdings damit gezeigt, mitten in der Nacht allein loszuziehen, nur weil sie eine SMS bekommen hat. Sie hat Glück gehabt, dass die Sache noch so glimpflich abgelaufen ist. Der Teil mit dem Necromancer und der Führanlage gefällt Nelson besonders.
    «Im Ernst, Boss, der war so groß wie ein Elefant. Und diese Zähne! Er hat mich angegriffen, aber ich konnte ihn gerade noch abwehren. Wenn man mich reizt, entwickle ich Bärenkräfte. Allerdings hat mir das Mistviech ein Stück Bein weggetreten. Wollen Sie mal sehen?»
    «Nein danke.»
    «Ich glaube, die ganze Sache hat Johnson ziemlich erschüttert.»
    «Das glaube ich.»
    «Es gab ja Leute, die fanden, ich hätte die Ermittlungsleitung übernehmen sollen, aber ich weiß nicht …» Clough bricht bescheiden ab. Nelson schweigt, obwohl er selbst tatsächlich Clough die Leitung übertragen hätte. Judy ist zwar die bessere Ermittlerin, aber Clough ist länger dabei, und das zählt schließlich auch. Nelson legt großen Wert auf Gerechtigkeit; das kommt wohl daher, dass er das jüngste von drei Kindern war.
    Clough ist kaum wieder durch die Schwingtür verschwunden, da rückt auch schon der nächste Besucher an – in einem recht zerknautschten lila Umhang.
    «Hallo, Cathbad.»
    «Hi, Nelson. Du siehst besser aus.»
    «Du hast mich doch gar nicht gesehen, als ich krank war. Dem Tod von der Schippe gesprungen, stimmt’s, Kindchen?», fragt er die Schwester, die gerade vorbeigeht.
    «So hat man’s mir erzählt», sagt sie und zieht das Laken glatt. «Auf der Intensivstation hatten sie ihn schon aufgegeben.»
    «Was für eine Erfahrung», bemerkt Cathbad, als sie sich wieder entfernt hat.
    «Ich erinnere mich ja an nichts», sagt Nelson. «Allerdings hatte ich ganz komische Träume. In manchen kamst du auch vor.»
    «Ich weiß», sagt Cathbad.
    «Wie, du weißt?», fragt Nelson. Er hat ganz vergessen, wie nervtötend Cathbad sein kann.
    Cathbad beugt sich vor. Nelson bemerkt, dass er erschöpft

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