Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aller Heiligen Fluch

Aller Heiligen Fluch

Titel: Aller Heiligen Fluch
Autoren: Elly Griffiths
Vom Netzwerk:
aussieht und dazu noch unglücklich; aber sein gewohntes Charisma hat er dennoch nicht verloren.
    «Ich weiß, was du hattest, Nelson. Du wurdest verflucht. Irgendwie bist du in einen Fluch hineingeraten, der für Danforth Smith bestimmt war. Ihn hat das umgebracht, doch du warst zu stark dafür. Du hattest dich in der Traumzeit zwischen Leben und Tod verirrt. Also bin ich gekommen, um dich zu retten.»
    «Du … bist gekommen, um …» Nelson ist sprachlos. Er hat ja immer gewusst, dass Cathbad gewaltig spinnt, aber das? Das grenzt ja schon an Wahnvorstellung. Er fragt sich, ob Cathbad wohl auf Drogen ist.
    Cathbads nächste Worte tragen nicht zu seiner Beruhigung bei. «Ich habe ein Trankopfer vorbereitet und gewisse Substanzen eingenommen. Dadurch bin ich in einen Traumzustand getreten und konnte dich retten kommen.» Er lächelt Nelson voller Zuneigung an.
    «Na, da bin ich aber froh.» Nelsons Stimme trieft vor Sarkasmus. «Ich hoffe, ich habe mich auch artig dafür bedankt?»
    «Du glaubst, du erinnerst dich an nichts», sagt Cathbad, «aber du erinnerst dich sehr wohl. Du erinnerst dich an das Wasser und die Dunkelheit und an Erik, der die Pforte zum Jenseits bewacht hat.»
    Offenbar erwartet er keine Antwort auf diese Bemerkung, was sich ganz gut trifft, denn Nelson hat definitiv nicht vor, darauf zu antworten. Stattdessen beugt sich Cathbad zum Nachttisch und nimmt sich eine Handvoll von den Trauben, die er mitgebracht hat.
    «Hast du gehört, dass man mich gestern Nacht umbringen wollte?», fragt er im Plauderton.
    «Ist das auch in deiner verdammten Traumwelt passiert?»
    «Nein. Man hat mir eine Giftschlange geschickt.»
    «Wie bitte?» Nelson richtet sich mühsam auf. «Was sagst du da?»
    «An der Universität wurde eine Giftschlange deponiert, und auf dem Umschlag stand mein Name. Die Polizei hat mich angerufen, als ich gerade auf dem Weg hierher war. Ich habe gesagt, ich bin mit dir befreundet.»
    Nelson stöhnt innerlich auf. Das fehlt ihm gerade noch, dass die Zentrale glaubt, sein bester Kumpel sei ein Hexenmeister im lila Umhang. Und was zum Teufel soll da schon wieder die nächste Schlange? Er denkt an die Briefe zurück, die mit einer Großen Schlange gedroht haben. Waren das wieder diese Elginisten? Aber gehört Cathbad nicht selbst dazu?
    «Weiß man schon, wo sie herkam?»
    «Sie vermuten, dass es irgendeine Tierschutzorganisation war, aber ich habe da so meine Zweifel. Ich habe viele Feinde. Der Schlange geht es übrigens gut», fügt er hinzu. «Sie haben sie in einen Zoo in der Nähe von Great Yarmouth gebracht.»
    Dazu kann Nelson nichts weiter sagen. Er sieht Cathbad dabei zu, wie er seelenruhig Trauben futtert. Es ist still auf der Station, die anderen Patienten scheinen alle zu schlafen. Die Nachmittagssonne malt Vierecke auf den abgetretenen Linoleumboden. Eine uralte Frau schiebt einen Rollwagen heran, auf dem Kaffee, Tee und quadratische Kuchenstücke stehen. Ist Cathbad nun verrückt oder nicht?
    Eins steht jedenfalls fest: Nelson wird nie einer Menschenseele verraten, dass er tatsächlich Erik gesehen hat.
     
    Kate will noch einmal zu den ausgestopften Tieren, und so sieht Ruth sich gezwungen, sich erneut den Glasaugen auszusetzen. Kate bleibt ewig stehen, die Nase so fest an die Scheibe gedrückt, dass sie beschlägt, und betrachtet die Füchse in ihrem plastischen Bau. Auf einem Zweig über ihnen balanciert halsbrecherisch ein Eichhörnchen.
    «Fuchs», sagt Kate hingerissen.
    «Ja, Fuchs», wiederholt Ruth, die langsam wirklich nach Hause will. «Wie der phantastische Mr. Fox. Jetzt sag dem Fuchs mal auf Wiedersehen, Kate. Wir müssen zurück nach Hause, zu Flint.»
    «Fuchs.» Kate schenkt ihr gar keine Beachtung. «Fuchs Flint Fell.»
    «Eine gute Beobachtungsgabe», sagt eine Stimme hinter ihnen. Im Spiegel der Vitrinenscheibe sieht Ruth Bob Woonungas Lächeln. Instinktiv tritt sie zwischen ihn und Kate. Kate hinter ihr macht wieder ihr Didgeridoo-Geräusch.
    «Keine Angst, Ruth.» Bob klingt belustigt. «Ich bin doch Ihr Freund. Ihr netter Nachbar.»
    Ist er das wirklich? Zu ihr war er tatsächlich immer freundlich. Hat er nicht an seinem Einzugstag Flint gefunden? Und sowohl Flint als auch Kate lieben ihn heiß und innig. Cathbad mag ihn ebenfalls, obwohl er ihn anscheinend auch für fähig hält, einen Fluch auszusprechen, der Menschen töten kann.
    «Ich höre, die Schädel werden zurückgegeben», sagt Ruth. «Das freut Sie sicher sehr.»
    Bob spielt bereits Kuckuck
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher