Alles auf Anfang
nicht hart genug war, und mein Vater schüttelte den Kopf und sagte, es habe nie einen Kampf gegeben. Es war einfach ein Unfall. Ich sagte, es war ein Kampf, und ich habe verloren. Mein Vater konnte mir nicht in die Augen sehen. Er blickte zu Boden und wiederholte, dass es ein Unfall war, und selbst wenn es ein Kampf war, so sei es keine Schande, einen Kampf zu verlieren - das passierte jedem außer Rocky Marciano.
Bei der Abschlussfeier saß ich bei den anderen Studenten meines Jahrgangs, alle im schwarzen Talar und mit Barett. Ich hatte seit dem Unfall fünfunddreißig Kilo abgenommen. Meine alten Hemden schlackerten mir nur so um den Leib, verhöhnten mich mit der Erinnerung an die Zeit, als ich noch massig war. Als mein Name über den Lautsprecher aufgerufen wurde, erhob ich mich und ging sehr bedächtig zum Podium, stieg die vier Stufen hinauf - linker Fuß, rechter Fuß, linker Fuß, rechter Fuß - und nahm mein Diplom aus der Hand der strahlenden Universitätspräsidentin entgegen. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste mich auf die
Stirn, und alle Anwesenden - meine Kommilitonen, ihre Eltern, die Ehemaligen, die Professoren - standen auf und klatschten und jubelten eine volle Minute lang. Le-on! Le-on!
Am Ende des Sommers holte mich Dad in sein Büro und begann mir das Versicherungsgeschäft beizubringen. Es stellte sich heraus, dass ich dafür wie geschaffen war. Die Leute in der Umgebung von Mahlus wussten, wer ich war, sie erinnerten sich, was mir zugestoßen war, und das war immer ein guter Einstieg in ein Gespräch. »Wir haben dich früher angefeuert«, sagten sie zu mir. »Wir haben für dich gebetet.«
Nach sieben Jahren kam mein Vater zu dem Schluss, dass ich den Laden in- und auswendig kannte. Als er sechzig wurde, verkündete er, dass er den Winter endgültig satthabe. Er kaufte ein Haus in Jupiter, Florida, und zog mit meiner Mutter und meinem kleinen Bruder in den Süden, sodass nun ich das Geschäft leite, und das bis jetzt mit Erfolg. Ich arbeite hart. Abends gehe ich manchmal mit Freunden einen trinken, an anderen Abenden bleibe ich daheim und schaue mir Sitcoms oder einen ausgeliehenen Film an.
An dem besagten Abend, dem Abend der Cagney-Blowjob-Geschichte, ging mir das Lächeln des Pornodarstellers einfach nicht mehr aus dem Kopf. Der Mann war im siebten Himmel. Er war genau da, wo er sein wollte. Nur zwei Dinge hatten mich je so glücklich gemacht, Football und Frauen, aber inzwischen bin ich kein großer Footballfan mehr. Ich liebte diese Sportart nur, weil ich gut darin war; ich war für Football wie geschaffen. Für alles andere bin ich einfach zu verdammt groß und breit.
Football konnte mich nicht mehr glücklich machen, also dachte ich an Frauen. Exfreundinnen, One-Night-Stands,
Versicherungsmaklerinnen, die ich beruflich kannte, Freundinnen vom College, die geheiratet hatten und aus meinem Leben verschwunden waren, Frauen, die ich im Fitnessstudio sah, die Ehefrauen meiner Kumpels. Im Geiste ließ ich sie alle in einem Nachtclub miteinander feiern, und ich betrachtete sie aus jeder Perspektive - ihr Lächeln, ihre Schenkel, ihre Fesseln - und hörte den Gesprächsfetzen zu, den bruchstückhaften Unterhaltungen, an die ich mich von verschiedenen Begegnungen erinnerte. Alle waren da, sahen so gut aus wie eh und je, sprachen ihre denkwürdigsten Worte. Und ich war froh, dass sie in diesem imaginären Nachtclub blieben. Ich hatte keinerlei Verlangen, sie in meine Realität zu zerren - das dunkle Wohnzimmer, das Sofa, ich.
Ein neues Mädchen erschien auf meiner Party, und ich studierte ihr Gesicht. Sie kam mir bekannt vor, aber ich konnte sie nicht zuordnen, bis meine geistige Kamera nach unten schwenkte und ihr T-Shirt mit den Farbspritzern, ihre abgeschnittenen Jeans, ihre nackten und schmutzigen Füße erfasste.
Nach vierzehn Jahren war Maureens Gesicht verschwommen und schließlich aus meinem Gedächtnis verschwunden. Doch nun, in meinem leeren Wohnzimmer, konnte ich sie wieder deutlich vor mir sehen: ihre braunen Augen, ihre lädierten Zähne, ihr selbst geschnittenes schmutzig blondes Haar.
Auf dem College hatte ich oft und gern von dem gestohlenen Eldorado erzählt. Erstens, weil es eine wahre Geschichte war, und zweitens, weil sie sich anhörte, als hätte ich eine unglaublich aufregende Jugend gehabt, als sollte mein Leben als Roadmovie verfilmt werden, mit einem trübsinnigen
Teenager in der Hauptrolle, der seine Zigarettenkippen in den Rinnstein schnippt und
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