Alles auf Anfang
proppenvoll«, sagte sie. Ich hielt es für eine gute Idee, das Verdeck zuzumachen, aber
wir kamen beide nicht dahinter, wie es funktionierte. »Es wird schon nichts passieren«, sagte sie. »Das ist schließlich ›Der süßeste Ort der Welt‹.«
Wir gingen die Cocoa Avenue entlang. Das obere Ende der Straßenlampen hatte die Form von Hershey-Kisses. Alles roch nach Schokolade. Wir schlenderten durch die Hershey-Gärten, wo die Tulpen blühten, und gingen ins Hotel Hershey, um einen Happen zu essen. Der Portier schüttelte den Kopf und teilte uns mit: »Keine Schuhe, keine Bedienung.« Er sagte es, als wäre er der Erste, dem dieser Satz einfiel. Ich ging alleine hinein und kaufte drei Thunfisch-Käse-Sandwiches, sechs hart gekochte Eier, zwei Hotdogs, eine Fünfhundert-Gramm-Tafel Schokolade und zwei Styroporbecher Milch und trug das Ganze in einer Plastiktüte mit dem Hershey-Logo hinaus. Maureen und ich setzten uns zum Essen auf die Hotelterrasse, doch der Portier verließ seinen Posten, um uns mitzuteilen, dass die Terrasse nur für Hotelgäste sei. Mich packte die Wut, und es war ein schönes Gefühl, ein reines Gefühl. Ich stand auf und stierte hinunter in sein dumpfes, mürrisches Gesicht, bereit, ihm den Schädel zusammenzudrücken, bis ihm der Rotz aus der Nase spritzte, aber Maureen griff nach meiner Hand und führte mich zu einer Bank in der Nähe der Gärten, wo wir endlich in Ruhe essen konnten. Das heißt, ich aß, und Maureen sah zu. Sie schien es nicht beunruhigend zu finden, dass ich solche Unmengen verdrückte. Sie schien es für ganz normal zu halten.
Nach dem Essen gingen wir in den Vergnügungspark und fuhren Achterbahn, Riesenrad und Karussell. Beim Skooterfahren knallten wir absichtlich gegeneinander, und dann
sagte Maureen: »Ich sollte eigentlich bald daheim sein. Meine Schwester kriegt Angst, wenn sie zu lange mit Mom allein ist.«
Die Fahrt zurück nach Osten kam mir kürzer vor. Maureen machte ein Nickerchen, den Kopf an meine Schulter gelehnt. Sie sprach im Schlaf, ganz aufgeregt, aber das Einzige, was ich verstehen konnte, war: Nicht fair . Ich stellte das Radio leiser, und als ich wieder auf die Straße blickte, sah ich, dass wir im Begriff waren, einen Kühlschrank zu rammen, der auf der Fahrbahn lag. Ich riss das Steuer herum und verfehlte ihn nur um Zentimeter. Ein einzelner Wagen folgte mir in einigem Abstand; ich schaltete die Warnblinkleuchte ein, um ihn zu warnen. Nachdem mein Hintermann das Tempo gedrosselt und auf die Gegenfahrbahn ausgewichen war, blinkte er mit den Scheinwerfern, um sich bei mir zu bedanken, und Maureen schlief weiter. Ich fühlte mich geliebt und liebevoll, im Frieden mit meinen Mitmenschen, ein anständiger Kerl, der seinen Weg durchs Leben geht.
Als wir wieder in North Wales waren, weckte ich Maureen, und sie lotste mich zu der Stelle, wo sie ihr Fahrrad zurückgelassen hatte. Sie stieg aus und ging leichtfüßig durch den Klee und das lange Gras zwischen der Straße und dem Feld. Sie fand ihr Fahrrad, das in dem grünen Getreide lag, hob es auf und schob es an die Fahrertür. Ich dachte, ich sollte aussteigen, um mich von ihr zu verabschieden, doch Maureen ließ es nicht zu; sie beugte sich herunter und küsste mich auf den Mund. Ein Laster rumpelte vorbei, hupte laut.
Es war der erste richtige Kuss meines Lebens. Ihre Lippen schmeckten wie Schokolade. Als er vorbei war, griff sie in die Gesäßtasche und reichte mir eine zusammengefaltete Schokoriegelverpackung.
Auf die Innenseite hatte sie ihren Namen und ihre Telefonnummer geschrieben. Sie hatte den Kopf eines Schweins gemalt, und aus dessen Maul kam eine Sprechblase mit den Worten: Vergiss mich nicht!
»Bestimmt nicht«, sagte ich und wollte noch mehr sagen, aber ich war sechzehn und dumm, und Maureen setzte sich auf ihr Fahrrad und radelte davon.
Ich fuhr zurück nach New Jersey, das Kassettendeck stumm. Ich wollte Joe und Mick nicht hören, wenn Maureen die Texte der Songs nicht mitsang. Die ganze Fahrt nach Mahlus war deprimierend. Ich wollte, dass es regnete, ich wollte, dass das Wetter meiner Stimmung entsprach, doch die Sonne schien weiter, und ich dachte, irgendwann Kalifornien.
Als ich den Parkplatz der Schule erreichte, rechnete ich damit, von der Polizei erwartet zu werden, aber da waren nur die üblichen zerbeulten Autos des Lehrkörpers und die schicken Autos der Schüler der Abschlussklasse. Das war eines der Probleme der Mahlus High. Die Schüler hatten keinen Respekt vor den
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