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Alles auf eine Karte

Titel: Alles auf eine Karte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Murnane
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wohl noch nicht geöffnet.«
    Verflixt und zugenäht! Ich hatte die E-Mail ungeöffnet aus meinem Empfangsordner gelöscht. »Oh, dann ist sie wohl in meiner Inbox untergegangen. Ich müsste mal wieder gründlich ausmisten.«
    »Ich schicke sie dir einfach noch einmal, sobald ich zu Hause bin. Also, wie gesagt, die Party steigt nächsten Samstag. Das Motto ist übrigens Elfen und Rentiere.«
    Elfen und Rentiere? »Okay, bis dann. Ciao!« Ich nahm einen Schluck von meiner heißen Schokolade und ging zur Tür.
    »Warte! Ich begleite dich ein Stück. Wo gehst du lang?«
    Eine klassische Brad-Cantor-Frage. Ich saß in der Zwickmühle, ganz egal, wie meine Antwort lautete.
    Ich pokerte und sagte die Wahrheit: »Äh, bergauf in Richtung Pacific Heights.«
    »Super, ich auch. Moment, ich lasse mir nur schnell den Kuchen einpacken.«
    Stöhn.
    Eine halbe Stunde später ließ ich mich zu Hause auf das Sofa sinken. Endlich allein! Warum zum Teufel war ich nicht in der Lage gewesen, Brad ins Gesicht zu sagen, dass ich auf seine Begleitung gut und gern verzichten konnte? Doch nein, stattdessen hatte ich mir einen halbstündigen Vortrag über seine Strategie für das Computerspielturnier angehört, an dem er abends online teilnehmen wollte.
    Ich griff nach dem Notizblock, der auf dem Beistelltischchen lag, und schrieb eine weitere Idee für meine Kartenserie auf.
    Vorderseite: Was ist schlimmer: eine Zicke zu sein oder eine falsche Schlange?
    Innenseite: Mal ganz ehrlich, Süße: Wenn du dir diese Frage stellst, bist du höchstwahrscheinlich beides.
    Etwas später fuhr ich, noch immer im Jogginganzug, zum Marina Safeway hinunter, von dem viele Leute behaupten, er sei im Grunde kein Supermarkt, sondern ein Singletreff. Angeblich legen viele Frauen extra Make-up auf, ehe sie dort einkaufen gehen. Püh. Normalerweise meide ich diesen Laden wie die Pest, aber die Mollie-Stone’s-Filiale bei mir um die Ecke war wegen Renovierung geschlossen, und mein Kühlschrank enthielt nebst Ketchup und diversen Dippsaucen nur noch ein großes Stück Käse. Es musste also sein.
    Ich steuerte gerade meinen voll beladenen Einkaufswagen zur Kasse, als ich um eine Ecke bog und mit dem Wagen eines anderen Kunden zusammenstieß. Der Zusammenprall war so heftig, dass meine Packung Tampons Super Plus in hohem Bogen durch die Luft segelte. Natürlich die Tampons, was sonst. Hab ich erwähnt, dass sie Größe Super Plus waren?
    »Hi, Waverly.«
    Beim Klang der vertrauten Stimme erstarrte ich. Nein! Nein, nein, nein, nein! Warum, warum, warum? Ich richtete mich auf und zog meinen zerzausten Pferdeschwanz zurecht. »Äh, Tag, Aaron. Wie geht’s denn so?«
    »Ganz gut. Und dir?«
    »Bestens, danke«, log ich, obwohl es nicht weiter von der Wahrheit hätte entfernt sein können. Zumal er nicht allein war.
    Er sah zu seiner Begleiterin und dann wieder zu mir. »Äh, Waverly, das ist Stacy Long, meine Verlobte. Stacy, das ist Waverly Bryson.« Ich betrachtete das brünette Supermodel, das neben ihm stand und aussah wie aus dem Ei gepellt. Natürlich.
    »Äh, hallo, Stacy. Sehr erfreut.« Mein Blick glitt von ihrer schicken Hose und ihren trendigen Stiefeln zu meinen staubigen Laufschuhen. Wer erledigt denn bitte in hochhackigen Stiefeln seinen Wochenendeinkauf? Und warum trug ich ausgerechnet meine älteste, ausgebeulteste Jogginghose?
    Sie lächelte. »Freut mich auch sehr.«
    »Tja … meinen Glückwunsch«, sagte ich. »Ich habe die Anzeige in der Zeitung gesehen.«
    »Danke«, sagte Aaron. »Ich wollte dich anrufen, aber wir hatten unheimlich viel um die Ohren.«
    Er hatte sich nicht gemeldet, weil er unheimlich viel um die Ohren hatte?
    Meine Gedanken rasten, aber ich brachte kein Wort heraus, von einer geistreichen Bemerkung ganz zu schweigen. Wir standen einfach da und starrten uns an.
    Wortlos. Peinlich berührt.
    Dann fiel mein Blick auf meinen Einkaufswagen, und ich hätte beinahe laut losgeprustet. Er war bis oben hin voll mit Tiefkühlgerichten und Dosengemüse. Es gibt nichts, das lauter Ich hatte seit einem Jahr keinen Sex! schreit als ein Einkaufswagen voller Tiefkühlkost in Single-Portionen.
    Ich sah zu Aaron und überlegte fieberhaft, wie ich dieser megapeinlichen Situation entkommen konnte. Wo war Brad Cantor, wenn man ihn brauchte? Ich rief mir Shanes Übung in Erinnerung und versuchte, an etwas Lustiges zu denken, aber mir fiel nichts weiter ein als meine Packung Tampons, die durch die Luft geflogen war. Ächz.
    Ich atmete tief durch.

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