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Alles auf eine Karte

Titel: Alles auf eine Karte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Murnane
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halbe Stunde Zeitung. Dann ging ich schnurstracks wieder ins Bett und verpennte den Rest des Tages.
    *
    Am Dienstagmorgen rief mich Andie im Büro an.
    »Die Warriors spielen morgen Abend in der Oracle Arena, und das werden wir uns ansehen«, verkündete sie.
    »Die Warriors? Das Basketballteam, meinst du?«, fragte ich. »Wir können Basketball doch nicht ausstehen.«
    »Solltest du so etwas durch die Gegend schreien, solange du im Büro bist?«, ermahnte sie mich. »Schließlich verdienst du dir mit Sport deinen Lebensunterhalt.«
    »Aber wir können Basketball doch nicht ausstehen«, wiederholte ich im Flüsterton.
    »Tja, aber morgen spielen die Warriors gegen die Hawks, und deswegen werden wir hingehen. Du brauchst Ablenkung. Wenn du diesen Jake siehst, machst du dir vielleicht nicht mehr ständig Sorgen, dass dir womöglich Aaron über den Weg laufen könnte.«
    »Aaron? Welcher Aaron?«
    »Wave …«
    »Hey, was meinst du, wird es morgen regnen?«, fragte ich.
    Sie schnaubte. »Schluss damit, Waverly. Ich weiß doch, dass du leidest.«
    »Okay, okay«, sagte ich. »Es ist bloß einfacher, das Thema zu wechseln.«
    »Ich bin bereits auf der Homepage der Warriors«, berichtete sie. »Ich dulde keinen Widerspruch.«
    Hm. Vielleicht würde es ja tatsächlich helfen, wenn ich Jake wiedersah. Diese blauen Augen … Hach, was für ein Mann.
    »Also gut, meinetwegen.«
    Es dauerte keine fünf Minuten, dann hatten wir zwei Eintrittskarten für das Spiel. Auf den hinteren Rängen zwar, aber immerhin.
    *
    Am darauffolgenden Nachmittag machte ich etwas früher Feierabend, weil ich vor dem Spiel noch nach Hause wollte. Ich wusste, die Chancen, Jake zu begegnen, waren geringer als die Wahrscheinlichkeit, dass Baseballstar Barry Bonds nach der Dopingaffäre je wieder für die San Francisco Giants spielen würde, aber ich freute mich trotzdem auf den Abend.
    Ich hatte gerade mein Büro verlassen, da hörte ich mein Telefon klingeln. Also machte ich kehrt, legte meinen Mantel ab und ging zum Schreibtisch.
    »Waverly Bryson«, sagte ich.
    »Tag, Waverly, hier ist Darren.«
    Ich erstarrte.
    »Äh, von neulich Abend«, fügte er hinzu. »Wie geht es dir?«
    Ich beschloss, so zu tun, als wüsste ich, welcher Darren am anderen Ende der Strippe war. Was blieb mir denn anderes übrig? Ich setzte mich und gab mir Mühe, erfreut zu klingen.
    »Tag, Darren. Es geht mir gut, danke, und dir?«
    »Auch gut, danke.«
    Schweigen.
    Er räusperte sich. »Tja, ich … ich wollte dich fragen, ob du am Freitagabend mit mir essen gehen würdest.«
    Hmmm.
    War es zu spät, um ihm eine Frage zu stellen, anhand derer ich ihn zweifelsfrei identifizieren konnte? So nach dem Motto ›Haben wir Körperflüssigkeiten ausgetauscht?‹
    Ich holte tief Luft.
    Warum eigentlich nicht?
    »Klingt gut«, sagte ich. »Gern.«
    »Schön, das freut mich sehr. Es gibt da ein neues Restaurant in Russian Hill, das ich gern ausprobieren möchte. Es heißt Lola’s. Kennst du es?«
    »Nein, noch nicht, aber ich habe gehört, dass es gut sein soll.« Wenigstens kannte sich mein mysteriöser Verehrer aus, was angesagte neue Restaurants anging.
    »Ja, ich auch. Soll ich dort einen Tisch für uns reservieren?«
    »Klar, gern. Super.«
    Wir kamen überein, uns vor dem Essen auf einen Drink im Kilkenny zu treffen, dann verabschiedeten wir uns und legten auf.
    Ich erhob mich, schlüpfte in meinen Mantel und knipste das Licht aus. Wenigstens würde ich den Freitagabend nicht allein zu Hause verbringen.
    *
    Um halb sieben machte ich mich auf den Weg zu meinem Wagen. Ich trug eine schiefergraue Hose mit leicht ausgestelltem Bein, einen ärmellosen schwarzen Pulli, eine Jeansjacke und ein breites rosa Haarband. Nicht gerade auf winterliche Temperaturen zugeschnitten, aber welches schicke Outfit ist schon für winterliche Temperaturen geeignet?
    Als ich vor die Tür trat, fiel mir plötzlich ein, dass ich vergessen hatte, mein Auto umzuparken. Mist. Schon von weitem konnte ich den Strafzettel erkennen, der unter dem Scheibenwischer meines alten grünen Saab klemmte. Es vergeht kein Monat, in dem ich nicht einen Strafzettel kassiere, weil ich es versäumt habe, meinen Wagen umzuparken. Ich kann mir partout nicht merken, an welchen Tagen welche Straßen gereinigt werden, von den genauen Tageszeiten und Straßenseiten ganz zu schweigen.
    Ich zupfte den Zettel von der Scheibe und warf ihn zwischen die Vordersitze. Dann ließ ich den Motor an und fuhr los. Das dunkelrote Backsteinhaus,

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