Alles auf eine Karte
niemand mehr auf Bälle gehen. Keine Ahnung, wieso.« Sie trug mit einem Schwämmchen eine leichte Grundierung auf meine Wangen auf.
»Und ist Ihnen auch aufgefallen, dass das Aufbrezeln meistens viel mehr Spaß gemacht hat als der Ball selbst?«
Sie trat einen Schritt zurück und lächelte. »Was Ihnen so alles auffällt … Wie kommen Sie nur immer auf so etwas, Waverly?«
Ich zuckte die Achseln. »Na, ich bin solo und habe kein Haustier. Ich habe viel Freizeit.«
»Waverly!«
»Okay, okay, keine weiteren Beschwerden über das Leben als Single. Kann ich Sie stattdessen etwas fragen?«
»Klar. Aber nur, wenn du dieses schreckliche ›Sie‹ sein lässt und ›du‹ zu mir sagst.« Sie beugte sich nach vorn und tupfte mir etwas Concealer unter die Augen.
»Großartig, gern. Ähm, ich habe mich nur gefragt, ob Sie … ich meine, ob du zufällig Jake McIntyre kennst, Shanes ehemaligen Mitbewohner?«
Kristina stäubte mir mit einem großen Pinsel Rouge auf die Wangen und befahl mir dann, die Augen zu schließen, damit sie Kajal und Eyeliner auftragen konnte. »Jake? Natürlich kenne ich Jake. Er war sogar auf unserer Hochzeit. Warum?«
»Och, nur so. Shane hat ihn mir im November auf der JAG -Abschlussparty nach der Super Show vorgestellt, und ich fand ihn richtig süß.«
»Jake ist ein Goldjunge«, stellte sie knapp fest, während sie meinen Kopf nach links drehte und noch einen Hauch Rouge nachlegte. Sie hielt mein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger fest und betrachtete mich prüfend. »So, mit dem Make-up bin ich fertig, aber jetzt würde ich dir noch gern die Augenbrauen zupfen, um sie ein bisschen in Form zu bringen. Natürlich nur, wenn du willst.«
»Nur zu, tob dich ruhig aus.«
Sie kramte kurz in ihrer Handtasche und brachte eine Pinzette sowie eine Augenbrauenschere zum Vorschein.
»Meine blonden Freundinnen beneiden mich immer um meine buschigen dunklen Augenbrauen, aber ich finde sie ganz schrecklich.«
»Lass mich nur machen. Ich habe schon oft gedacht, wenn ich nicht Ärztin geworden wäre, hätte ich bestimmt mein eigenes Kosmetikstudio eröffnet. Ich liebe so was. Okay, nicht bewegen jetzt.«
Ich hielt den Atem an. Sie zupfte ein Weilchen an meiner rechten Augenbraue herum, dann lehnte sie sich zurück und überprüfte ihr Werk mit zusammengekniffenen Augen. »Perfekt. Und jetzt die andere Seite. Schön stillhalten, ja?«
Ich schloss erneut die Augen und vergaß für einen Moment alles um mich herum, während ich Madonna lauschte, die im Hintergrund Like a Virgin sang. Ich sah sie förmlich vor mir, wie sie in ihrem Hochzeitskleid durch Venedig tanzte. Mann, im Grunde genommen konnte ich mich mittlerweile auch wieder als Jungfrau bezeichnen, so lange war mein letztes Mal schon her. Seufz.
Kristinas Stimme riss mich aus meinen Gedanken.
»Okay, mit dem Thema Augenbrauen sind wir durch. Jetzt noch die Haare, und dann kann’s losgehen.«
Sie nahm das Glätteisen in die eine Hand und eine Haarsträhne in die andere.
»Kristina?«
»Ja?«
»Ähm … nochmal wegen Jake … was weißt du eigentlich sonst noch so über ihn? Ich meine, hat er eine Freundin?«
Sie nahm die nächste Haarsträhne und bearbeitete sie mit dem Glätteisen. »Eine Freundin? Hmm … Keine Ahnung. Ich habe ihn schon eine ganze Weile nicht gesehen. Aber ich kann Shane fragen.«
» NEIN ! Ich meine, nein, danke, nicht nötig. Ich war bloß neugierig, das ist alles. Wer für die Hawks arbeitet, dem laufen die Frauen bestimmt scharenweise hinterher.«
Sie trat hinter mich, um sich die restlichen Partien vorzunehmen. »Das mag ja sein, aber ich wette, keine von ihnen sieht so umwerfend aus wie du jetzt.«
Sie griff nach dem Haarwachs und verteilte ein wenig davon in meiner Mähne. Dann stemmte sie die Hände in die Hüften und lächelte. »Ich muss schon sagen, du hast eine hervorragende Stylistin.«
Ich drehte mich zum Spiegel herum. Ich konnte mich wirklich sehen lassen. Vor meinen diversen Auftritten als Brautjungfer hatte ich mir die Haare und das Make-up machen lassen, aber so gut war es nicht einmal den Profis gelungen. Und die neue Brauenform ließ meine Augen förmlich strahlen.
»Wow, Kristina, du hast mich in eine richtig scharfe Braut verwandelt!«
»Scharf warst du schon vorher, Waverly. Jetzt brauchst du einen Waffenschein.« Sie schaltete das Glätteisen aus und verstaute mein Make-up wieder in der Kosmetiktasche.
Ich lachte und hielt die Hand zum High Five hoch. »Ihr lieben Leute am
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