Alles auf eine Karte
eben nicht.« Das hatte ich inzwischen immerhin gelernt.
»Die Liebe ist ein Teufelswerk«, sagte er. Dann beugte er sich zu mir und fügte mit gesenkter Stimme hinzu: »Obwohl man das auf einer Hochzeit wohl besser nicht laut aussprechen sollte.«
Ich lachte. »Das ist übrigens mit Abstand die nobelste Hochzeit, die ich je erlebt habe«, stellte ich mit einem Blick nach rechts und links fest. »Fehlt nur noch der Fotograf vom InStyle -Magazin, der immer die Starhochzeiten dokumentiert.«
Scotty schnaubte. »Du sagst es. Hier wimmelt es förmlich vor aktuellen und ehemaligen Sportstars.«
»Ja, ich kenne da jemanden, der hätte garantiert seine Seele verkauft, um heute mit mir tauschen zu können«, sagte ich und dachte an Hunter. »Was für ein Auflauf.«
Scotty ergriff meine freie Hand und drückte sie. »Sobald die Party richtig in Schwung gekommen ist, machen wir uns auf die Suche nach den attraktivsten Männern und teilen sie unter uns auf. Und dann wird die Jagdsaison eröffnet.«
»Darauf trinke ich.« Ich hob mein Weinglas, um mit ihm anzustoßen. »Es ist sogar jemand hier, den ich nicht uninteressant finde, aber ich habe ihn aus den Augen verloren. Willst du mir helfen, ihn wiederzufinden?«
»Klar, überlass das nur mir. Details, bitte.«
Ich beugte mich zu ihm rüber, ohne seine Hand loszulassen, und flüsterte: »Okay, aber wir müssen uns eine gute Strategie zurechtlegen, weil ich in seiner Gegenwart nämlich erfahrungsgemäß zum Tollpatsch hoch zehn mutiere.«
»Möchtest du lieber Starsky oder Hutch sein?«, flüsterte er zurück.
»Ha, ha.« Ich rümpfte die Nase. »Ich habe ihn vor ein paar Minuten gesehen, aber dann war er plötzlich weg.«
Ich beschrieb Scotty in kurzen Worten, wie Jake aussah, woraufhin er mir ins Ohr säuselte: »Hm, klingt appetitlich. Vielleicht sollten wir eine Münze werfen, um zu entscheiden, wer von uns beiden den Zuschlag kriegt?«
»Ich frage mich, ob er allein hier ist. Ich muss unbedingt noch einmal mit ihm reden, Scotty. Unsere letzte Unterhaltung war das reinste Fiasko.«
»Überlass das nur mir, meine Teure«, sagte er erneut. »Die Nacht ist noch jung und verspricht äußerst amüsant zu werden.«
Den Rest der Cocktail Hour verbrachten wir damit, den neuesten Tratsch und Klatsch auszutauschen. Scotty hatte so einige interessante Geschichten über die berühmten Gäste auf Lager.
»Ehrlich? John Shasta? Spielt der nicht für die New York Yankees?«, staunte ich und schielte zu einem stämmigen Baseballstar hinüber, der sich gerade sein mit einer pechschwarzen Flüssigkeit gefülltes Glas zum Mund führte. Püh. Guinness.
Scotty nickte. »Bevorzugt für gewisse Spielchen Vertreter des starken Geschlechts.«
»Aber der tritt doch immer in diesen LKW -Werbespots auf.«
Mein Freund legte mir eine Hand auf die Wange. »Na, und? Das heißt doch nichts. Das solltest du doch wissen, schließlich lebst du in der Schwulenhochburg San Francisco.«
»Schon, aber … John Shasta?«
Scotty kniff mich in die Nasenspitze. »Herzchen, wenn du wüsstest, wie viele Liebesbriefe ich von Frauen aus dem ganzen Land erhalte, die keine Ahnung haben, dass ich auf Männer stehe … Alles nur eine Frage der Selbstdarstellung. Schein und Sein. Man muss der Zielgruppe geben, was sie haben will. Damit solltest du dich auskennen, du bist doch die PR -Schnitte von uns beiden.«
Schein und Sein. Wie wichtig wäre mir mein Image gewesen, wenn ich die Gattin von Aaron Vaughn dem Dritten geworden wäre? Hätte ich gewollt, dass die Welt von meinem Vater erfährt, der in einer Wohnwagensiedlung haust? Hätte ich der konservativen Verwandtschaft meines Mannes erzählt, dass ich eng mit einem schwulen Reporter befreundet war?
Ich nahm Scottys Hand und betrachtete seine perfekt manikürten Fingernägel. Warum bekam ich meine Nägel nie so gepflegt hin? Als ich den Kopf hob und den Blick über die Menge hinter Scotty gleiten ließ, erspähte ich für den Bruchteil einer Sekunde Jake. Diesmal stand er an der Margarita-Bar.
Ich umklammerte Scottys Hand. »Oh, Gott, da ist er!«
»Wo?«
»Auf fünf Uhr, an der Margarita-Bar. Dunkelgrauer Anzug, gelbe Krawatte.«
Scotty erhob sich von seinem Barhocker und leerte sein Glas. »An der Margarita-Bar, sagst du? Bin schon unterwegs. Wie hättest du deine Margarita denn gern?«
»Stark. Und bitte geh subtil vor, ja, Scotty?«
»Subtil ist mein zweiter Vorname, Prinzessin. Rühr dich nicht von der Stelle. Ich bin gleich wieder da.« Er
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