Alles aus Liebe: Roman (German Edition)
Sex-and-the-City- DVD-Abende veranstalten und lange Telefonate mit viel Gekreische führen, in denen es nur um Männer geht.
Sie klappte das Notizbuch, das in ihrem Schoß lag, auf und fing, den Mund voll mit Schokolade, bewundernswert zu reden an. »Bevor wir anfangen, werde ich Ihnen ein paar Fragen stellen«, sagte sie. »O je, ich hätte mir was anderes nehmen sollen. Das Karamell ist ganz schön klebrig.«
»Was machen Sie beruflich?« »Wie verbringen Sie Ihre Freizeit?« »Was essen Sie am liebsten?« So viele Fragen hatte ich nicht erwartet. Die meisten beantwortete ich ehrlich. Sie waren ziemlich harmlos. Um nicht zu sagen ein bisschen erbärmlich.
Schließlich lehnte sich die Hypnotiseurin zurück, lächelte und fragte: »Erzählen Sie, was führt Sie zu mir?«
Diese Frage habe ich natürlich nicht hundertprozentig ehrlich beantwortet.
Er sagte: »Ich muss dir etwas sagen.«
Er hatte Messer und Gabel auf den Tellerrand gelegt und sich kerzengerade hingesetzt, so als ob er sich endlich dazu durchgerungen hätte, den Dingen ins Auge zu blicken. Er wirkte bedrückt und ein wenig verlegen.
Ellen spürte sofort, wie ihr Magen sich schmerzhaft verkrampfte. Ein Teil ihres Verstandes registrierte, wie ihr Körper zuerst reagierte. Es war immer wieder faszinierend, dieses Zusammenspiel von Kopf, Körper und Seele in Aktion zu erleben. Ihr glückliches, offenes Lächeln blieb dummerweise auf ihrem Gesicht festgefroren.
Sie war fünfunddreißig. Sie wusste, was das zu bedeuten hatte. Dieser nette Mann, dieser selbstständige Vermessungsingenieur, dieser alleinerziehende Vater, der Zelten und Kricket und Countrymusik liebte, war im Begriff, etwas zu sagen, das ihr ihren Barramundi in Weißweinsoße gründlich verderben würde. Er war im Begriff, etwas zu sagen, das ihr den ganzen restlichen Tag verderben würde, und es war ein so schöner Tag gewesen, und der Fisch schmeckte wirklich ganz ausgezeichnet.
Bedauernd legte sie ihre Gabel aus der Hand.
»So? Was denn?«, fragte sie in angenehm verwundertem Ton, während sich jeder Muskel in ihrem Körper anspannte, als mache er sich darauf gefasst, geschlagen zu werden.
Sie würde es schon verkraften. Die Welt würde deswegen nicht untergehen. Das war schließlich erst ihre vierte Verabredung. Sie hatte noch nicht allzu viele Gefühle investiert. Im Grunde kannte sie den Mann kaum. Großer Gott, er war ein Fan von Countrymusik! Das hätte ihr gleich eine Warnung sein sollen. Sicher, sie hatte sich vor dem Essen in der Badewanne ein paar hoffnungsvollen Tagträumen hingegeben, aber diese Gefahr brachte ein Date immer mit sich. Sie dachte bereits voraus, arbeitete an ihrer seelischen Gesundung. Bis Mittwoch würde sie darüber hinweg sein. Donnerstag, spätestens. Gott sei Dank hatte sie nicht mit ihm geschlafen.
Sie hatte keine Kontrolle über das, was passieren würde, nur über ihre eigene Reaktion darauf. Eine Sekunde lang sah sie ihre Mutter vor sich, wie sie vielsagend die Augen verdrehte. Sag mal, E llen, Schatz, glaubst du diesen simplen Selbsthilfequatsch, den du da von dir gibst, wirklich?
Ja, sie glaubte tatsächlich daran. Felsenfest. Ihre Mutter hatte sich später für ihre Bemerkung entschuldigt. »Ich glaube, das war ein bisschen herablassend«, sagte sie, und Ellen tat, als falle sie ob dieser unerwarteten Entschuldigung gleich in Ohnmacht.
»Äh … Würdest du mich einen Augenblick entschuldigen?« Er stand auf, und seine Serviette rutschte ihm vom Schoß und fiel auf den Boden. Er bückte sich, hob sie mit rotem Kopf auf und legte sie behutsam neben seinen Teller.
Ellen schaute zu ihm auf.
»Ich will nur schnell …« Er machte eine Handbewegung zum hinteren Teil des Restaurants hin.
»Sicher, geh nur«, sagte sie beruhigend.
»Dort hinten links, Sir.« Ein Kellner deutete diskret in die Richtung, in der sich die Toiletten befanden.
Ellen sah ihm nach.
Patrick Scott. Eigentlich gefiel ihr schon sein Name nicht – Patrick. Das klang irgendwie so affig. Das war ein Name für einen Friseur. Seine Freunde nannten ihn anscheinend Scottie, was … na ja, was in Australien unter guten Kumpels absolut akzeptabel war.
Wenn er jetzt Schluss machte, würde es wehtun, keine Frage. Ein kleiner Stich, aber ein schmerzhafter. Patrick Scott war kein außergewöhnlich toller Mann. Er hatte ein gewöhnliches, nettes Gesicht (lang, schmal, Stirnglatze im Anfangsstadium), eine gewöhnliche Figur (mittelgroß, ziemlich breite Schultern – von Natur aus
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