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Alles bestens

Alles bestens

Titel: Alles bestens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Doelling
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selber angefeuert: »Nieder mit den Superstars«, hörte ich mich rufen.
    Und dann sah ich das Feuerzeug. Damit wollte ich auf dem Beifahrersitz die Flyer anzünden. Die Scheißdinger brannten schlecht. Trotzdem sah ich die Flammen lodern. Vielleicht, weil ich schon Sirenen hörte. Ich dachte natürlich an Feuerwehrsirenen, nicht an die Polizei.
    Jedenfalls kletterte ich wieder in Pieters Auto und wollte das Feuer selber löschen, wie der gute Gulliver den Palastbrand gelöscht hat, mit seinem eigenen Strahl. Ich hatte kaum die Flammen gelöscht, da war ich umzingelt. Überall Polizisten. Einer packte mich am Arm und zog mich auf die Straße. Er warf mich auf die Kühlerhaube, ich knallte mit der Nase aufs Blech, gleichzeitig drehte er mir so stark den Arm um, dass ich heute noch Schmerzschweiß kriege, wenn ich nur daran denke. Ein anderer tastete meine Beine ab. Es ging alles ruck, zuck. Handschellen klickten und man drückte mich am Kopf ins Auto. Sie wollten meine Personalien aufnehmen, aber ich hatte keinen Ausweis dabei. Ich sagte ihnen meine Adresse. Sie checkten meine Daten im Computer. Der Typ neben mir war ein Fettsack, der mich angeekelt anglotzte. Ich glotzte angeekelt zurück.
    Sie überlegten, was sie mit mir machen sollten. Einer wollte mich nach Hause bringen. Ich sagte, dass meine Eltern, Herr und Frau Doktor Doktor Dipl.-Psychologin Springborn, nicht da seien und meine Klasse auf Klassenfahrt in Auschwitz, und musste plötzlich lachen.
    Ich weiß, Leute, es gab überhaupt keinen Grund dafür, mir tat alles weh, ich blutete aus dem Knie und aus der Nase. Ich dachte einen Moment lang sogar, ich hätte einen Schädelbasisbruch, weil starke Kopfschmerzen einsetzten, trotzdem musste ich lachen! Ihr kennt das bestimmt, und nicht nur vom Wichsen, the point of no return , und solange man lacht, weint man nicht, und Lachen, das weiß jedes Kind, ist gesund, bringt den Kreislauf in Schwung, die Durchblutung wird angeregt, die Immunabwehr erhöht und körpereigene Glückshormone werden freigesetzt. Davon spürte ich allerdings nicht viel, mir wurde nämlich schlecht. Da fuhren wir schon Richtung Zehlendorf.
    »Ich möchte aussteigen«, sagte ich. »Ich brauche dringend frische Luft.«
    Jetzt lachte der Fettsack neben mir.
    »Ich kann auch zu Fuß nach Hause gehen«, schlug ich ihm vor.
    Der Fettsack grinste gequält.
    »Wirklich, ich möchte gern unseren Staat unterstützen«, sagte ich, so höflich, wie man mit einer blutenden Nase und einem aufgeplatzten Knie höflich sein konnte, aber diese Schurken ließen sich auf nichts ein. Wir kurvten durch die Stadt, und weil ich mich noch so gut artikulieren konnte, nahmen sie wohl meine Warnzeichen bezüglich der aufsteigenden Übelkeit nicht ernst, obwohl ich mehrere Male dringend bat, aussteigen zu dürfen. Dann brach es aus mir heraus, und ich kotzte in hohem Bogen dem Beamten neben mir aufs Bein, was sonst wirklich nicht meine Art ist!
    Anstatt mir den Kopf zu halten und die Stirn zu kühlen, presste mir der Arsch seine Pranke ins Gesicht und knallte mir den Kopf ans Fenster. Da klebte ich nun, mit einer Wange und verrutschtem Augenlid an der Scheibe.
    Draußen ging die Sonne auf.

Ausritt
    Sie ließen sich nicht davon abbringen, mich nach Hause zu fahren. Als sie vergeblich bei uns Sturm klingelten, kotzte ich noch zweimal in unseren Vorgarten, einmal auf die weinroten und einmal auf die champagnerfarbenen Fisherman’s Friends. Ich spürte, wie die Gardinen der Nachbarn wackelten, also waren sie wieder zurück von Mallorca, aber niemand zeigte sein Gesicht. Die Vögel zwitscherten fröhlich und es würde wieder ein für die Jahreszeit zu warmer Tag werden.
    Die Beamten wurden langsam sauer, weil keiner aufmachte, und der Dicke fragte, ob ich keinen Schlüssel dabeihätte. Scherzkeks, wirklich. Er glaubte mir auch nicht, dass ich hier wohnte.
    Dann stießen sie mich wieder ins Auto.
    Leute, könnt ihr euch vorstellen, was für eine Tortur es war, mit einem vollgekotzten Beamten durch die Gegend zu gurken? Als ich fragte, ob er denn keine Ersatzuniform dabeihätte, guckte er mich an wie der Dobermann von der Matterhornstraße; fehlte nur noch, dass er anfing zu knurren.
    Sie überlegten, was sie jetzt mit mir machen sollten. Der Fahrer war für die Ausnüchterungszelle, der Dicke für Bonnies Ranch. Ich hörte mir an, wie sie über meine Zukunft diskutierten. Das war ich gewohnt von meinen Eltern. Auch dass mich keiner fragte. Ich machte die Augen zu, sollten

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