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Alles bleibt anders (German Edition)

Alles bleibt anders (German Edition)

Titel: Alles bleibt anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Langer
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Fotografierten, es knallte und qualmte.
Auch Frank war wie der Großteil der heute Angesprochenen guter Laune und willigte ein.
»Am besten ist es – wegen der Lichtverhältnisse – wenn Ihr Fräulein Braut den Sonnenschirm schließt. Ansonsten sehen Sie einfach zu mir. 'Bitte lächeln' muss ich bei Ihnen ja nicht erst sagen, bei dem Glück, das sie ausstrahlen.«
Ob der Fotograf dies aus einem Kalkül heraus sagte, oder, weil er wirklich dieses Gefühl hatte, war für das Pärchen unerheblich.
Hinter dem Fotografen stand ein älterer Mann, der in stoischer Gleichmäßigkeit an seinem Leierkasten kurbelte.
Nach getaner Arbeit drückte der Fotograf Frank ein Kärtchen mit einer Adresse in die Hand, bevor er sich neuen Spaziergängern zuwandte.
»Morgen können Sie es dann bei mir abholen. Ab fünf Uhr nachmittags wird es fertig sein. Eine wunderschöne Erinnerung an einen wunderschönen Tag.«
Franks erster Eindruck nach seinem Auftauchen aus einem tiefen und geruhsamen Mittagsschlaf war der Geruch von Eierkuchen. Er stieg aus dem elterlichen Ehebett, zog sich wieder an und folgte dem verführerischen Duft. Luise stand am Herd und bemerkte ihn sofort.
»Die hast du früher immer geliebt!«
Sie blickte auf die Pfanne vor ihr, die sie vorsichtig hin und her schwenkte, um die Teigmasse gleichmäßig zu verteilen.
»Das glaube ich dir gerne«, grinste er, »mir läuft das Wasser im Mund zusammen.«
»Weißt du, dass du gerade zum ersten Mal wieder gelächelt hast? Heute Vormittag warst du so ernst. Ist ja kein Wunder. Aber früher warst du ein sehr fröhlicher Mensch.«
Gesagt und gleich wieder um die Pfanne gekümmert, damit der Eierkuchen nicht einbrannte.
Frank setzte sich an den Küchentisch.
»Ich kann auch in der Stube decken!«
»Ist schon gut so!«
Den frischen Eierkuchen auf den Teller vor ihrem Sohn bugsierend, sagte Luise: »Ich hatte eigentlich gedacht, dass es das Beste wäre, wenn du baldmöglichst einen Arzt aufsuchst.«
Frank nickte.
»Dr. Anklamer! Bei dem bist du früher auch gewesen. Jetzt ist es zu spät für die Sprechstunde. Iss, sonst wird er kalt!«
Während sie sich wieder zum Herd umdrehte, um die Pfanne erneut mit Teig zu füllen, redete sie weiter.
»Zuerst wollte ich dich ja wecken, aber du hast so selig geschlafen. Und du brauchst ja deinen Schlaf. Siehst schon viel besser aus. Du gehst am besten gleich morgen früh hin. Vielleicht hat er auch noch Akten über dich, von damals.«
»Eine gute Idee, Mutter. Und die Eierkuchen schmecken hervorragend, auch die Marmelade von Tante …«
»Ursel!«
Über der Küchentür entdeckte Frank eine Uhr: Es war bereits nach fünf, er hatte mehr als vier Stunden geschlafen. Sein Körper hatte sich geholt, was er gebraucht hatte.
»Eine wunderschöne Erinnerung an einen wunderschönen Tag!«
»Wie bitte?«
Luise streckte ihm die Pfanne erneut entgegen, sah, dass er den ersten Eierkuchen erst zur Hälfte gegessen hatte und legte sich den gerade fertig gewordenen auf den eigenen Teller. Dann drehte sie das Gas ab und setzte sich.
»Die junge Frau auf dem Foto auf der Kommode. Wer ist sie?«
Es fiel ihr sichtlich schwer, die Frage zu beantworten.
»Claire.«
Kein Echo in Franks Geist bei der Nennung des Namens. Obwohl Luise ihr Gegenüber abwartend beobachtete und eine Reaktion erhoffte: Franks Mimik zeigte keine.
»Ihr wolltet euch verloben. Du hattest es mir erzählt, 'ganz im Vertrauen'. Ich war sehr glücklich darüber, ich hatte sie immer gemocht, dein Vater auch.«
Hatte sie all das heute Geschehene gefasst ertragen – zu gefasst nach Franks Einschätzung – wuchs nun eine erste Träne in ihrem linken Auge. Sie wischte sie beiseite und machte damit doch nur einer neuen Platz. Verlegen starrte sie auf ihren Teller.
»'Am Wochenende', hattest du mir zugeflüstert, abends, in einer stillen Minute, 'am Wochenende werde ich um ihre Hand anhalten. Wir machen einen Ausflug und ich wünsche mir so sehr, dass sie 'ja' sagt. Aber sag Vater nichts davon. Es soll eine Überraschung sein. Eigentlich wollten wir es niemandem erzählen. Aber du weißt ja, dass ich kein Geheimnis vor dir haben kann.' Und dann hast du mir zugezwinkert und gegrinst. Ernst hatte unser Tuscheln bemerkt und es war ihm überhaupt nicht Recht, dass er nicht eingeweiht wurde. Das hat er mich den Rest des Abends spüren lassen. Er war äußerst wortkarg und gereizt, ich habe ihm dennoch nichts verraten. Das war mir die Überraschung wert. Aber nach dem Wochenende war alles ganz anders, als du

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