Alles bleibt anders (German Edition)
Kein Vierteljahr!«, sagte Professor Gothaer. »Warten Sie einen Tag! Bringen Sie General Eisenhower dazu, den fünften Juni verstreichen zu lassen. Am Tag danach wird die Sonne scheinen, sie werden klare Sicht haben. Ihre Truppen werden nicht zusätzlich zum erbitterten Widerstand der Wehrmacht gegen das Wetter kämpfen müssen.«
Hauptmann Stagg wurde bleich, sagte keinen Ton.
»Was haben Sie zu verlieren?«, fuhr Robert fort. »Glauben Sie im Ernst, ein Tag mehr wird die Abwehr der Deutschen entscheidend stärken?«
»Hauptmann Stagg, was ist mit Ihnen?«, mischte sich Hollows ein.
»Meine Berechnungen bringen mich zum gleichen Ergebnis. Woher haben Sie diese Informationen?«, herrschte Stagg Gothaer an.
Dieser ging nicht auf die Frage ein.
»Ab dem siebten Juni wird der Sturm über dem Ärmelkanal wieder weiter toben. Es bleibt nur dieses eine Zeitfenster!«
»Genau diesen Satz habe ich vor weniger als einer Stunde vor meinem Stab gesprochen. Keiner hat mir geglaubt. Sämtliche Experten, seien sie militärisch oder zivil, kommen zu einem anderen Ergebnis als ich. Egal, welche Methode der wissenschaftlichen Vorhersage sie anwenden: Sie sind alle restlos davon überzeugt, dass der Sturm über mehrere Tage anhalten wird und dass wir – aus strategischen Gründen – besser jetzt als später anlanden sollten. Es ist nicht meine Art, gegen den Strom zu schwimmen und meine Meinung entgegen allen anderen Standpunkten durchzusetzen. Deshalb war ich kurz davor, mich wider besseres Wissen umstimmen zu lassen.«
»Hören Sie auf uns!«, appellierte Robert eindringlich. »Und glauben Sie an sich selbst! Sie werden Ihre Entscheidung später als eine 'Mischung aus Wissenschaft und Intuition' bezeichnen. Und die gesamte Menschheit wird Ihnen dafür dankbar sein!«
»Ich muss nachdenken!«, sagte Stagg, drehte sich um und verließ das Zimmer ohne ein Wort des Grußes.
Hollows stand auf.
»Lassen Sie zwei Feldbetten bringen«, sagte er zu dem Soldaten an der Tür, »trockene Kleider und etwas zu essen. Herr Gothare und Herr Miller bleiben unsere Gäste.«
Danach ließen sie ihre Gefangenen alleine.
Diese hörten, wie sich ein Schlüssel im Schloss drehte. Ein Geräusch, das sich nach wenigen Minuten wiederholte.
Der Soldat, der sie im Wald auf Waffen abgetastet hatte, erschien wieder und stellte ihnen zwei zusammengeklappte Feldbetten ins Zimmer. Ein anderer stellte zwei Teller Suppe und zwei mit Wasser gefüllte Metallbecher auf den improvisierten Tisch, ein dritter legte Bettwäsche auf einen der Stühle.
Dann waren Frank und Robert allein.
»Wir können nichts anderes tun, als warten«, sagte Robert.
Frank griff nach den beiden Signalgebern, legte sich einen um und reichte den anderen an den Professor weiter.
»Was meinst du?«, fragte Frank. »Konntest du ihn überzeugen?«
»Ich bin mir nicht sicher. Falls wir bis morgen nichts hören, werde ich um eine erneute Unterredung bitten!«
Nachdem er die beiden Feldbetten aufgebaut und die Bettwäsche verteilt hatte, machte Frank es sich auf einem der beiden Betten bequem.
Auf dem Rücken liegend, die Hände im Nacken verschränkt, starrte er an die Decke.
So viel war für ihn passiert, innerhalb nur weniger Tage. Seine Gedanken wanderten an dieses andere Berlin, das er heute Vormittag mit Tristan besucht hatte. Würde er sich selbst in diesem chaotischen, schmutzigen Berlin wieder finden, wenn die Invasion erfolgreich war? Wenn ja, so würde es eine Kopie von ihm sein, die sich an nichts, was geschehen war, erinnern konnte. Frank Miller würde ein ganz normales Leben führen, in einem friedlichen Berlin. Er würde einer geregelten Arbeit nachgehen, Frau und Familie haben. Und mit viel Glück und wenn Gott es so wollte, dann würde diese Frau 'Claire' heißen: Claire Miller.
Irgendwann fiel Frank in einen tiefen und traumlosen Schlaf.
Ein Klopfen an der Tür weckte ihn.
Als er zum anderen Feldbett hinüberblickte, erkannte er, dass es unberührt war.
Professor Robert Gothaer stand auf seinen Stock gestützt am vergitterten Fenster und starrte in den nächtlichen Regen.
Nun drehten sie beide ihre Köpfe zur Tür, in deren Schloss sich ein Schlüssel drehte.
Sie öffnete sich und Hauptmann James Martin Stagg erschien im Türrahmen.
Ohne auch nur einen einzigen Schritt in den Raum zu gehen, sagte er: »Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass ich eben von unserer morgendlichen Lagebesprechung komme. Ich habe General Dwight D. Eisenhower empfohlen, die Invasion für den sechsten Juni 1944
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