Alles für die Katz
bunt angemalt war und einen Kranz in seiner Spitze trug.
Doch das interessierte mich natürlich überhaupt nicht. Hunger!!
Ich fand sehr schnell das Haus, in dem ihr sitzt, esst und trinkt. Da die Sonne bereits schien, saßen die Menschen vor dem Eß- und Trinkhaus, hatten Gläser vor sich, aus denen sie tranken. Dazu aßen sie Würste.
Was will »katzenman« mehr.
Eine junge Frau mit einem riesigen Busen – ha, das Wort kenne ich – trug die Gläser raus. Bei ihrem Anblick bedauerte ich, dass ich kein Mensch bin. Oder umgekehrt: Warum haben Kätzchen keine Busen? Mir würde es auf jeden Fall gefallen …
Aber ich schweife ab.
Ich schlich ganz langsam unter eine Bank, als ich plötzlich zwischen behaarten Männerbeinen, deren Beinfleisch etwas über die Socken hing, einen Dackel sah. Der machte natürlich einen Höllenlärm, zog an seiner Festbindung und machte sinnlose Sprünge in meine Richtung. Dabei zerrte ihm die Leine natürlich fast den Hals zu. Wir Katzen hätten dies bereits nach einem Sprung erkannt. Nicht so aber der Dackel. Er sprang solange, bis ihm von einem Schuh, an dem an der Seite alberne Bommel hingen, ein kräftiger Tritt versetzt wurde. Dazu ließ der Beinträger Laute erschallen, die an »Haltsmaulwaldi« erinnerten. Das dumme Vieh jaulte auf und legte sich doch tatsächlich brav hin.
Ich hätte dem Treter einen Schlag mit Krallen raus versetzt, dass ihm Essen und Trinken vergangen wäre.
Erlaubt, dass ich noch einmal abschweife:
Ihr Menschen macht euch doch über alles Gedanken. Ich würde vorschlagen, nehmt euch mal eure Köter vor. Sie setzen sich hin, wenn einer »Platz« brüllt, sie rennen los, wenn sie einen Befehl hören, ja sie rühren sogar ihr Futter nicht an, wenn irgend einer »Sitz« befiehlt. Sind Hunde Dummköpfe, die blind gehorchen? Ich als Mensch hätte an so einem Vieh keine Freude. Da wäre mir eine Katze doch viel lieber.
Und ich betone: Wir machen, was wir wollen! Ende!
Aber zurück zu meinem Trinkgarten. Nachdem diesem dämlichen Dackel das Interesse an mir gebrochen worden war, konnte ich in Ruhe Richtung Küche schleichen. Auf dem Weg dorthin, kam ich an einem Tisch vorbei, an dem ein einzelner Mann mit ebenfalls behaarten Beinen, Tierhaut-Hose, grünem Hemd und Hut mit Rasierpinsel saß. Der rief mir etwas zu, das wie »He-haste-en-Stöck-Wursch« klang.
Danach schmiss er mir ein Stück zu.
»Aha, das ist mein Mann«, dachte ich und schnurrte mich an ihn ran. Dabei setzte ich meinen Superblick auf, mit dem ich jedes Herz brechen kann. Ihr müsst nämlich wissen, dass wir Katzen durch und durch berechnende Wesen sind. Wenn wir keine Lust haben, könnt ihr uns im Mondschein begegnen. Wollen wir aber etwas, dann haben wir Waffen, da kommen selbst die säuselnden Frauen mit den Riesenbrüsten nicht mit. Wir schnurren, schauen ungemein lieb, reiben unseren Körper an euren Beinen und denken nur eins: »Los, etwas zu essen. Aber zack-zack, du Eulengesicht«.
So verfuhr ich auch bei dem Rasierpinsel-Träger. Dieser grunzte Laute und warf mir weitere Stücke seiner Wurst zu. Von seiner durchsichtigen, schäumenden Milch gab er mir allerdings nichts.
Warum also in die Küche schweifen, wenn das Würstchen liegt so nah?
Mit einem Sprung hüpfte ich auf die Bank und ließ mich neben dem Grunzer nieder, der bei der Oberweitenfrau noch einmal Würste orderte: »Kommt sofort, Förschter!«
Die neuen Würste verspeisten wir gemeinsam. Danach war mir nach einem Nickerchen. Da der »Förschter« mich auch noch am Nacken kraulte, da habe ich es besonders gerne, ratzte ich schnell ein.
Ich träumte schlimm – von Eduard und Hildegard natürlich: Ganz groß sah ich ihre Gesichter über mir, zu Fratzen verzerrt. Immer und immer wieder riefen sie: »Das Vieh muss weg, das Vieh muss weg!«
Dabei klangen ihre Stimmen wie aus Metall – hart und kalt. Dann träumte ich von dem Mädchen: Es lief zu schöner Musik auf einer blumenübersäten Wiese auf mich zu. Ich war glücklich.
Klar war das Kitsch. Aber was kann ich für meine Träume?
KANALISATION
Ich wurde erst wach, als es auf der Bank rumpelte. Der Wurst- »Förschter« war nicht mehr da, dafür setzten sich nun drei Männer auf die Bank, die auch grün gekleidet waren, aber viel, viel vornehmer.
Und was sah ich: behaarte Beine. Nur bei einem hing das Beinfleisch über die Socken.
Mich beachteten sie kaum und begrüßten sich mit »Herr Bür- germeister«, »Herr Landrat« und mit einem Namen, den ich vergessen
Weitere Kostenlose Bücher