Alles für ihn - Band 4
später Stunde auf unsere Zimmer. Claire freut sich ungemein, ihre erste Nacht in einem Luxushotel zu verbringen, aber ich merke, dass Ryan sich etwas unwohl fühlt. Wie der Vater, so der Sohn!
Ich schalte meinen Computer an, von Adam habe ich noch nichts gehört und langsam mache ich mir Sorgen. Erleichtert atme ich auf, als ich im Posteingang seinen Namen sehe.
----
Von: Adam Ritcher
An: Eléa Haydensen
Betreff: Kompliziert
Eléa,
ich hoffe, meine Überraschung hilft dir in dieser schweren Lage. Ich hätte gern Pauls Gesicht gesehen … Die Situation gestaltet sich komplizierter als angenommen. Paul hat einige unserer Firmen in Gefahr gebracht und mehrere tausend Personen könnten ihren Arbeitsplatz verlieren. Wir versuchen zu retten, was zu retten ist. Es wartet eine Menge Arbeit auf uns. Ich bin empört. Diese Sache geht weit über eine persönliche Angelegenheit hinaus und trifft Unschuldige … All das geht viel zu weit.
Pass auf dich auf.
Adam
----
Beim Lesen dieser wenigen Sätze gefriert mir das Blut in den Adern.
Das ist alles meine Schuld! Warum bin ich nicht in meiner Welt geblieben? Warum habe ich nicht auf meinen Verstand gehört, als er mir sagte, dass ich nicht für Adams Welt gemacht bin?
All das hätte man vermeiden können … Diese armen Menschen verlieren vielleicht ihre Arbeit, ihr Haus, wegen mir … Ich hasse Paul mehr denn je. Ich hasse ihn als Menschen, ich hasse, was er macht, ich hasse seine Mutter. Ich koche vor Wut! Und ich hasse den Gedanken, dass ich der Auslöser von alldem war. Kann ich das alles rückgängig machen? Meine Beziehung mit Adam ist nichts im Gegensatz zu dem traurigen Schicksal all dieser Leute … Wie soll ich mit diesen Schuldgefühlen glücklich weiterleben? Vielleicht ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, dieser ganzen Geschichte ein Ende zu bereiten. Es geht hier nicht mehr nur um mich. Adam hat recht, all das geht viel zu weit … Ich beschließe, Adam nicht zu antworten. Ich muss einen Schlussstrich ziehen, mich ganz zurückziehen …
Der nächste Tag vergeht sehr schnell. Paul ist weiterhin sauer wegen der Ankunft von Ryan und Claire. Aber er lässt nicht locker und gönnt mir keine Pause. Wir besuchen eine Besprechung nach der anderen. Ich kann gerade noch Claire eine Nachricht schicken, um ihr Bescheid zu geben. Paul beherrscht die Situation. Er ist gesprächiger denn je und spielt sich vor allen Leuten auf. Das Mittagessen ist besonders anstrengend. Unter vier Augen schlägt er vor, mich seinen Freunden in San Francisco vorzustellen, eine Party bei sich zu Hause zu organisieren, damit ich dazugehöre … Ich weiß nicht mehr, wie ich da jemals herauskommen soll, meine Gedanken sind ganz woanders. Ich beiße die Zähne zusammen, ich hasse diesen Mann mit jeder Sekunde, die vergeht, noch mehr.
Als ich es schaffe, mich nach dem letzten Treffen des Tages davonzustehlen, atme ich endlich auf. Ich winke vom Bürgersteig aus ein Taxi herbei und treffe Ryan und Claire in einer Bar im Zentrum. Als ich hineingehe, meine ich zu sehen, dass Ryans Arme um Claires Schultern gelegt sind. Als ich auf die beiden zugehe, liegt der Arm nicht mehr dort, ich muss mich getäuscht haben … Seit seiner letzten Mail habe ich mich bei Adam nicht gemeldet, er sich auch nicht bei mir. Und langsam merke ich, wie mein Herz immer schwerer wird.
Den dritten Tag in New York gehe ich mit einem leichten Kater an. Vielleicht hätte ich am Vorabend die Finger vom Tequila lassen sollen … Ich muss mich fertig machen. Paul wartet wieder beim Frühstück auf mich. Ich wünschte, ich könnte den Morgenkaffee trinken, ohne dabei schauspielern zu müssen … Heute fahren wir zum Grundstück der alten Avery Fisher Hall und starten offiziell den Wiederaufbau.
Man muss einen Helm tragen, auf dem Gelände stehen viele Männer in Anzügen herum und diskutieren. Sämtliche Trümmer wurden entfernt, man hat mit der Vergangenheit abgeschlossen und widmet sich nun der Zukunft. Zum tausendsten Mal, seit ich in New York bin, frage ich mich, was ich hier eigentlich tue, als eine Silhouette meine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Ich würde sie unter Tausenden erkennen und ich brauche nicht zu warten, bis sie sich umdreht, um zu wissen, um wen es sich handelt. Ich blicke zu Paul hinüber, der anscheinend nichts bemerkt hat. Er geht so sicher wie immer weiter, auf diese, seiner Meinung nach, ihm treu ergebenen Herren zu … Doch als Adam sich umdreht, mischen sich in Pauls Gesicht Überraschung, Wut
Weitere Kostenlose Bücher