Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alles ganz Isi - Islaendische Lebenskunst fuer Anfaenger und Fortgeschrittene

Alles ganz Isi - Islaendische Lebenskunst fuer Anfaenger und Fortgeschrittene

Titel: Alles ganz Isi - Islaendische Lebenskunst fuer Anfaenger und Fortgeschrittene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alva Gehrmann
Vom Netzwerk:
mündlich weitergetragen
     und mit der Zeit immer wieder verändert wurden. Die Erzählungen waren unterhaltsam und sollten Kindergleichzeitig davon abhalten, zu hoch in die steilen Berge zu klettern oder entlang der gefährlichen Klippen am Atlantik. Selbst
     wenn die verborgenen Wesen vielleicht nur Legenden sind, so gibt es doch auch Ausländer, die unerklärliche Begegnungen haben.
     Ein französisches Paar wanderte vor ein paar Jahren durchs Hochland, abends bauten sie neben einer Berghütte ihr Zelt auf.
     Die Hüttenbetreiber hatten für die Camper einen Steinhaufen als Windschutz errichtet. Nadia war ein wenig ängstlich, es war
     sehr zugig, und dort oben lag schon Schnee. Abends wälzte sich die Französin unruhig in ihrem Schlafsack hin und her. Später
     öffnete sie das Zelt einen Spalt, um frische Luft hereinzulassen, und sah plötzlich, wie aus der Steinwand eine rosafarbene
     Blume wuchs, die Blüte öffnete sich, und heraus schaute eine kleine Elfe. »Sie sagte: Es ist alles in Ordnung, du musst dir
     keine Sorgen machen«, erzählt Nadia. Kurz darauf habe sich die Blüte wieder geschlossen und sei verschwunden,genau wie die Elfe. Ihr Freund Gerard, der friedlich schlief, zog Nadia den ganzen Urlaub damit auf. Irgendwann traute sie
     sich, einem Isländer davon zu erzählen. Für den war die Sache klar: »Du hast eine Blumenelfe getroffen.«

    Geheimnisvolle Gesichter und Formationen in der Landschaft
    Auch Guðrún Bergmann glaubt, dass von der Natur eine besondere Kraft ausgeht. Sie führte bis vor kurzem ein Ökohotel in der
     Snæfellsnes-Region, einer Halbinsel im Westen Islands. Die Sechzigjährige meditiert regelmäßig bei einem Lavafeld, das in
     der Nähe des Meeres liegt. Diese verträumten Landschaften sind, wie alle Regionen Islands, geprägt von Geschichten und Legenden,
     nicht zuletzt durch den Berg Snæfellsjökull, den Jules Verne für seinen Roman nutzte.
    Literaturnobelpreisträger Halldór Laxness verewigte ihn ebenfalls literarisch in seinem Roman ›Am Gletscher‹. Rund um den
     1446   Meter hohen »Schneeberggletscher« soll es besondere Kraftfelder geben, ähnlich wie bei den ägyptischen Pyramiden, heißt es.
     Guðrún kennt das Gebiet sehr gut, gemeinsam mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann kämpfte sie dafür, dass eszum Nationalpark wurde. Sie erzählt von den Sagengeschichten um Bárður Snæfellsás, der einer der ersten Siedler der Region
     und stärker gewesen sei als andere, weil er Trollblut in seinen Adern hatte. Nach einem Zusammenstoß mit seinem Bruder soll
     er in dem Gletscher verschwunden sein, wo man ihn bis heute vermutet.
    Guðrún – der Beweis, dass diese Natur schön macht
    Guðrún ist eine sehr hübsche Frau, schlank, mit weißen, lockigen Haaren und klarer Haut. Sie benutzt kaum Make-up, denn sie
     möchte, dass ihre Haut atmen kann, ihren Teint verdankt sie der frischen Luft, glaubt sie. Täglich macht die Isländerin, die
     inzwischen wieder in Reykjavík lebt, einen Spaziergang in der Natur. »Der Wind klärt deinen Kopf, lässt dich frisch und damit
     auch schön aussehen.« Die Sechzigjährige ist ständig unterwegs, sie praktiziert Yoga und glaubt, dass ein flexibler Körper
     auch einen flexiblen Geist schafft. Man muss den positiven Spirit spüren, meint Guðrún.
    Bei unserem Spaziergang durch ein Lavafeld in der Snæfellsnes-Region macht sie plötzlich Halt. Sie möchte kurz meditieren.
     »Leg dich mal ins Moos und fühle, wie die Natur dich umarmt.« Wer kleine Momente wie diese nutzen könne, sei ein glücklicher
     und damit auch ein schöner Mensch.
    Auch wenn die Schönheit im Wesentlichen von innen komme, auf eines kann und will Guðrún aber nicht verzichten: ihren roten
     Lippenstift. Er ist zu ihrem Markenzeichen geworden. Auch nach dem Meditieren zieht sie ihn schnell wieder nach. Als die Bewohner
     der Snæfellsnes-Region sie anfangs noch nicht gut kannten, umschrieben sie Guðrún oft so: »Das ist die Frau vom Hotel, die
     immer roten Lippenstift trägt und die Menschen umarmt.« Mit so einer Assoziation kann sie gut leben. Die Isländerin hat stets
     ein Lächeln auf den roten Lippen und führt michnun zur Bucht Dritvík, wo bei einem hohen Lavaausläufer vier runde Steine unterschiedlichen Gewichts liegen.
    Fischer, die sich früher um einen Platz auf dem Boot in Dritvík bewarben, mussten zunächst ihre Kraft beweisen. Die Steine
     tragen Namen: 23   Kilo ist der Schwächling, 54   Kilo Brauchbarer, 100   Kilo ein

Weitere Kostenlose Bücher