Alles ganz Isi - Islaendische Lebenskunst fuer Anfaenger und Fortgeschrittene
sind. Anschließend rührst du das Fett und den Roggen unter. Diese Masse wird jetzt in kleine Taschen gefüllt,
die du aus dem Schafsmagen genäht hast. Nun werden die Beutel zweieinhalb Stunden in Salzwasser gekocht und anschließend mit
pürierten Rüben (zubereitet mit viel Butter, etwas Salz und Zucker), Kartoffeln und einer Béchamel-Sauce serviert.
Wenn du eine Blutwursttorte in der Form deines Lieblingsberges backen willst, gieße die breiige Masse in eine Form und lasse
sie im Backofen garen. Wie lange? Da die Köche ihre Geheimrezepte nicht verraten wollten, musst du es selbst ausprobieren.
Aber das ist alles ganz Isi.
Blutwursttorten mit Ausblick
Es gibt eine neue Bewegung von Köchen und Food-Designern, die die isländische Tradition, alles Verwertbare auch wirklich zu
nutzen, noch stärker aufleben lassen wollen. Im Rahmen eines Produktdesign-Kurses an der Icelandic Academy of Arts entwickelten
zwei Designerinnen zusammen mit einer Professorin den Kurs »Designers And Farmers United«. Dessen Ziel ist es, gemeinsam mit
Bauern neue originelle Produkte zu kreieren. Jedes der Pilotprojekte hat einen eigenen Charakter: So stellt ein Ehepaar im
Süden des Landes mittlerweile erfolgreich Rhabarber-Süßigkeiten her, eine Firma im Westen produziert Tontöpfe und auf einem
abgelegenen Hof im Nordosten Islands entwickelten die Designer mit ihren Studenten und Bauern eine Variation des Klassikers
»slátur«, aus dem unter anderem Blut- oder Leberpudding gekocht wird.
Gewiss nicht jedermanns Sache: die Blutwursttorte
Möðrudalur ist mit 469 Metern der am höchsten gelegene Bauernhof Islands. Die Besitzer sind berühmt für ihre Schafzucht und das aromatische Lammfleisch,
einige Reste verwerteten sie schon für die Fleischsuppe, doch die Innereien blieben bisher ungenutzt. Die Food-Designer und
Köche entwickelten für sie nun eine »sláturterta«, eine Blutwursttorte. In ihr werden neben dem Blut und der Leber des Schafs
auch andere Innereien zu einer roten Suppe vermengt, die die Köche dann in eine Form gießen und anschließend im Ofen garen,
traditionell kocht man sie in einer Magenhaut. Die neu designte Torte hat die Form des Herðubreið, der Vulkan im Hochland
gilt als Königin der Berge und trägt stets eine weiße Schneehaube. Die wird durch eine Schicht von Püree auf die herzhafte
Torte gezaubert, dazu gibt es Blaubeerensauce.
Die zubereitete Blutwursttorte ist allein schon deshalb ein einmaliges Erlebnis, weil eigens dafür neue Teller kreiert wurden
und sie nur im lokalen Café, das zum Bauernhof gehört, serviert wird. »Während du die Torte isst, kannst du sogar auf den
majestätischen Herðubreið schauen«, sagt Guðfinna Mjöll Magnúsdóttir, eine der beiden Designerinnen, die das Projekt leiten.
Ihre Kollegin Brynhildur Pálsdóttir hat schon lange ein Faible für Vulkane, vor Jahren gestaltete die 3 1-Jährige ein Poster mit einer Anleitung, wie aus Schokoladenteig, Marmelade und einer selbst gebastelten Form ein aktiver Vulkankuchen
gebacken werden kann.
Mehr Schafe als Menschen
Lammfleisch zählt neben Fisch als »Grundnahrungsmittel« der Isländer, es ist zart und aromatisch. Das liegt zum einen an der
frischen Luft, zum anderen an den vielen Kräutern und Gräsern,die die Schafe den Sommer über in freier Wildbahn fressen. Es gibt sogar einige Gourmets, die am Geschmack erkennen wollen,
woher das gebratene Lammfilet auf ihrem Teller stammt. Die Schafe aus den Westfjorden futtern besonders viel Seegras und enthalten
dadurch mehr Omega- 3-Fettsäuren ; andere Lämmer knabbern im Hochland Angelika-Kräuter, auch Engelwurz genannt. Isländische Schafe leben den Sommer über im
Freien, also in Biohaltung. Da das für alle gilt, braucht es kein besonderes Gütesiegel dafür wie bei uns.
Früher hielten einige Deutsche die Isländer übrigens für Barbaren: Es ging das Gerücht um, das nordische Inselvolk würde seine
Kinder essen. Doch das war nur ein Missverständnis, denn Schaf heißt auf Isländisch »kind«.
In Island muss man die Traditionen nicht lange suchen, sie sind überall sichtbar. Auch wenn einige Insulaner klagen, dass
die Städter den Bezug zu ihren Wurzeln zunehmend verlieren, sind sie ihnen näher als in vielen anderen Ländern. Denn sobald
die Isländer in die Natur fahren, stoßen sie auf ihre Traditionen: Am Wegesrand weiden Schafe oder Islandpferde, in den Küstenorten
steigt einem der Fischgeruch
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