Alles ganz Isi - Islaendische Lebenskunst fuer Anfaenger und Fortgeschrittene
Schönheitswettbewerb stattfinden sollte. Das fandsie albern, schließlich könne man gutes Aussehen doch nur schwer bemessen, also dachte sie sich den Wettbewerb der »Ungezähmten
Schönheiten« aus. Jeder konnte mitmachen, solange der Person anzusehen war, dass sie schon gelebt hat: durch Falten, eine
Glatze, Übergewicht, Cellulite, hängende Brüste, Rückenhaare oder Arbeiterhände. Denn »sie geben Charakter und Sex-Appeal«,
war die Ansicht der Jury.
Miss Aura
13 Leute beteiligten sich an der Wahl zur »Ungezähmten Schönheit«, am Ende bekam jeder einen Preis. Der eine wurde zu »Mister
Postkarte« ernannt, eine andere zu »Miss Persönlichkeit«, und Ásthildur kürte die Jury zu »Miss Aura«.
Der Wettbewerb war ein Spaß für alle Beteiligten und gleichzeitig ein Statement: Erkenne, dass jeder schön und besonders ist.
Die 6 6-Jährige holt ihre Schärpe hervor und legt sie sich stolz um: »Áran 2007« steht dort geschrieben. Und ich verstehe, warum die Isländerin
diesen Preis bekam. Die Frau mit den leuchtenden blauen Augen hat wirklich eine bezaubernde Ausstrahlung.
»Jeder kann eine schöne Aura haben«, sagt sie. »Fülle dich mit Licht und Liebe und sag deinem Körper, dass du zu schätzen
weißt, wie viele Jahre er dir gut gedient hat.« Manche ihrer Ausführungen erinnern an andere Geisteshaltungen: Denke positiv,
schließe deine Augen und lerne, dein Unterbewusstsein zu öffnen. »Egal, ob du daran glaubst oder nicht, nehme auf, was die
Erde dir gibt«, findet Ásthildur.
Die spirituelle Isländerin ist offen für nicht erklärliche Dinge. Sie sagt, dass in ihrem Haus nicht nur ihr Mann und die
Enkel, sondern auch einige Elfen leben – solche, die plötzlich Sachen verschwinden lassen. Ansonsten seien die verborgenen
Wesen ihnen aber wohlgesonnen. Ásthildur weiß, dass manche sie für verrückt halten, doch das stört sie nicht. Und ob man nun
an gute Geister und Elfen glaubt oder nicht, am Ende des Tagesverlässt man dank der Herzlichkeit der Familie dieses Haus mit einem warmen, wohligen Gefühl.
Machen Elfen schön?
Erla Stefánsdóttir hat für Ísafjörður sogar eine eigene Landkarte gezeichnet, auf der 22 Orte vermerkt sind, an denen verborgene Wesen leben sollen. Auch Ásthildurs Haus und der dahinterliegende Berghang sind darin
vermerkt. Dabei unterscheidet Erla zwischen Gnomen, Zwergen, verborgenen Leuten, Wasserfallgeistern, Bergfeen, Bergdivas und
Elfen. Ísafjörður und die Berge der Region seien sehr aktiv, schreibt sie. Erla wird weltweit als »Elfenbeauftragte« bezeichnet,
zwischenzeitlich kursierte sogar das Gerücht, die Klavierlehrerin mit den hellseherischen Fähigkeiten sei vom Staat angestellt.
Doch das ist nicht der Fall.
Wolfgang Müller, ein deutscher Künstler und Autor, der regelmäßig nach Island fährt, gab ihr diesen Namen. Als er Erla vor
etlichen Jahren traf, wusste er nicht so recht, wie er ihre Gabe, verborgene Wesen zu sehen und mit ihnen in Kontakt zu treten,
beschreiben sollte. Also nannte er sie die Elfenbeauftragte. Denn tatsächlich riefen Erla mehrfach Leute an, wenn es beim
Straßenbau an einigen Stellen zu unerklärlichen Störungen kam – etwa weil die Maschinen immer wieder kaputtgingen oder sich
Arbeiter verletzten. Glaubt man Erla, werden Elfen, die in Lavasteinen leben sollen, böse, wenn man ihr Zuhause ungefragt
versetzen oder sprengen will. Die Lösung: Sie spricht mit den Elfen und bittet diese auszuziehen, andernfalls muss die Straße
um den Stein herumgebaut werden. Das Thema Elfen ist auf der Vulkaninsel heikel. Die meisten Isländer glauben nicht unbedingt
an sie, würden aber auch nie behaupten, dass es sienicht gibt. Besonders deutsche Touristen fragen die Isländer immer wieder danach, was etliche nervt. Gleichzeitig nutzen sie
das Interesse, wie zum Beispiel Magnús H. Skarphéðinsson, der Bruder des isländischen Außenministers, der im Reykjavíker Industriegebiet eine Elfenschule betreibt.
Dort bringt Magnús Touristen bei, die vielen Typen von verborgenen Wesen zu erkennen und zu unterscheiden. Über die Jahre
hat der Isländer alle Geschichten gesammelt und ausgewertet – er selbst hat bisher keine Elfen gesehen.
Früher glaubten einige Bauern, in den schroffen Felsen am Meer oder auf den Bergspitzen versteinerte Wesen zu sehen. Später
am Abend, wenn die Familie zusammensaß, erzählten sie abenteuerliche Geschichten, die über Jahrhunderte
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