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Alles Gold der Erde

Titel: Alles Gold der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bristow Gwen
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sie und blickte ihr liebevoll ins Gesicht.
    »Also willst du mich doch haben, Kendra?«
    Sie nickte. Da legte er seine Arme um sie, und plötzlich fing sie zu weinen an. Seine Hände streichelten sie, als wäre sie ein Kind, das man beruhigen muß. Nach einer Weile sah sie zu ihm auf. Tränen liefen über ihre Wangen.
    »Hiram, du brauchst mich. Aber ich brauche dich ebenso sehr. Du und ich – ach, Hiram, ich habe dir ja so viel zu erzählen.«

62
    Sie speisten im Union-Hotel. Die andern konnten sehen, was Lulu und Lolo ihnen vorsetzten. Bevor sie gingen, ließ sich Hiram ein Spielzimmer für den Rest des Abends reservieren. Als sie zurückkamen setzten sie sich dort nieder und sprachen stundenlang. Jeder Satz reizte sie zum Lachen oder zum Weinen. Manchmal lachten und weinten sie zugleich. Kendra hatte noch an keinem Abend so viel gelacht, aber auch nicht so viel geweint.
    Endlich hörten sie Marny durch den Flur gehen und traten ihr entgegen. Marny küßte beide und wünschte ihnen alle Freude dieser Welt.
    »Sind Sie denn nicht überrascht?« erkundigte sich Hiram.
    Marny lachte.
    »Natürlich nicht. Jedermann konnte sehen, daß Sie in Kendra verliebt sind. Aber ich habe geglaubt, Sie bringen die richtigen Worte niemals über die Lippen.«
    »Ich bin wohl ein schüchterner Liebhaber«, erwiderte Hiram bescheiden.
    Sie lachte wieder und klopfte ihm auf die Wange. »Ich habe die Beobachtung gemacht, daß große und robuste Männer wie Sie oft schüchtern sind, wenn es sich um zärtliche Dinge handelt. Sie brauchen sich also nicht zu entschuldigen.«
    »Das tue ich ja auch gar nicht«, protestierte Hiram.
    Als Marny am nächsten Morgen herunterkam, sagte ihr Kendra, daß Pocket und Hiram bereits Briefe durch Boten hatten abgeben lassen. Pocket schrieb, daß er sie am Abend zum Essen und Theaterbesuch abholen werde. Und ob sie nicht dieses blaue Seidenkleid mit den Volants an den Ärmeln anziehen wolle? Das gefalle ihm nämlich am besten.
    Marny lächelte über ihrer Kaffeetasse. »Er ist wirklich in dich verliebt, Kendra. Ich wünsche dir viel Glück. Und diesmal, meine Liebe, wirst du's wohl auch finden.«
    An diesem Abend mußte Marny ein wenig verlockendes Gericht aus Rindfleisch und Kartoffeln vertilgen, das Lulu zubereitet hatte. Nach dem Essen ging sie in ihr Zimmer hinauf, um eine Weile zu verschnaufen. Vom Fenster aus konnte sie über die Dächer hügelabwärts bis zur Bucht blicken. Noch immer gab es in San Francisco keine Straßenbeleuchtung, doch hier – zwischen der Plaza und dem Hafen – war es nie ganz dunkel, und da heute Samstag war, brannten noch mehr Lichter als sonst. Fünfhundert Schiffe lagen vor Anker. Marny sah Küstenboote, Hochseeschiffe aus aller Welt und kleine Flußdampfer, die zwischen San Francisco und den Goldfeldern hin und her tuckerten. Weit draußen sah sie die verlassenen Segler, die allmählich verrotteten.
    Sie schloß die Fenster und zog die Vorhänge zu. Dann ging sie wieder nach unten. Sie hörte Gelächter, Musik und all die fröhlichen Laute, die zu einem Samstagabend an der Plaza gehörten. Im Ausschank herrschte ein fürchterlicher Lärm. Die Leute schienen jedoch bei bester Stimmung zu sein. In diesem Raum waren nur zwei weibliche Bankhalter beschäftigt, Französinnen, die in Kalifornien ihr Glück machen wollten. Sie rauchten kleine schwarze Zigarren und zeigten den Spielern ihr verführerisches Lächeln.
    An der Bar ging es hoch her. Auf der Estrade spielte die Kapelle. In ihrer Nähe summten vier Männer die Melodie mit. Längs der Bar stießen Gäste mit ihren Gläsern an und tauschten Zurufe aus. Ein betrunkener Patriot stolzierte auf und ab, wobei er eine Fahne schwang und verkündete, er schlage jedem Ausländer die Knochen kaputt, der einem waschechten Amerikaner das Recht abspreche, in seinem Land zu tun, was ihm beliebte.
    »Alles in Ordnung, Marny?« fragte eine Stimme neben ihr. Troy war aufgetaucht.
    »Ja, bis jetzt. Nur dieser Kerl mit der Fahne da – meinst du nicht, wir schmeißen ihn besser 'raus, bevor er uns den Krieg erklärt?«
    »Wir werden ein Auge auf ihn haben«, versprach Troy.
    Marny stieg in ihren Spielsalon hinauf. Ein ganzer Chor von Männerstimmen bereitete ihr einen herzlichen Empfang. Marny lächelte ihnen zu und winkte. Sie bemerkte, daß auch Pollock anwesend war, wie meist in der Nähe von Hortensia. Er hatte Marny nicht gegrüßt.
    Der Abend verlief erfreulich. Marnys Tisch wurde umlagert. Niemand verursachte Ärger. An allen

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