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Alles Gold der Erde

Titel: Alles Gold der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bristow Gwen
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sein Gesicht und entblößte seine Zähne. »Wo ist das Versteck?«
    »An einem Ort, wo niemand es vermuten würde. Meine Katze liegt mit ihren Jungen auf einer Decke in dieser kleinen Hütte. Ich schiebe das Halsband immer unter die Decke. Wenn Sie mit der Hand darunterlangen, werden Sie es finden und herausnehmen können.«
    Pollock machte einen Schritt ins Zimmer, ohne sie – wie angekündigt – aus den Augen zu lassen. Dann machte er einen zweiten Schritt, dann einen dritten. Schließlich stand er am Tisch, auf dem die Hütte abgestellt war. Er verhielt sich vorsichtig. Immer noch blickte er Marny an. Immer noch war der Lauf seiner Pistole auf sie gerichtet. Endlich beugte er sich ein wenig herab. Marny folgte ihm mit den Blicken.
    In seiner Rechten hatte Pollock die Pistole. Ohne in die Hütte zu sehen, tastete er mit seiner Linken an der Tür der Hütte entlang. Er spürte den Rand der Decke, auf der Geraldine mit ihren Kätzchen lag. Pollock starrte unverwandt Marny an, während er seine linke Hand unter die Decke schob.
    Fauchend sprang ihm Geraldine entgegen. Sie sprang ihm mitten ins Gesicht. Ihre Klauen zerkratzten seine Wangen. Pollock keuchte erschrocken. Er warf seinen Kopf zurück. Und jetzt hatte Marny ihre Pistole in der Hand. Sie schoß.

63
    Der Knall ihrer Pistole war der angenehmste Laut, den Marny je vernommen hatte. Aber fast im selben Moment hörte sie einen zweiten und lauteren Knall. Pollocks Hand sank herab, und seine Waffe fiel zu Boden. Dann stürzte er selber hin. Seine Kugel fuhr mit solcher Wucht in den Teppich, daß Marny beinahe neben ihm umgefallen wäre.
    Sie lehnte sich an die Wand, schwindlig, aber nicht verletzt. Sie fühlte sich so unendlich erleichtert, daß sie vorerst gar nicht wahrnahm, was geschah. Erst nach einer Weile sah sie, daß ihre Kugel Pollock ins rechte Bein, unterhalb des Knies, getroffen hatte. Blut tropfte aus der Wunde auf den Teppich. In seinem Gesicht trug er die Spuren von Geraldines Klauen. Auch über seine Wangen rann Blut.
    Geraldine hatte sich bei den Schüssen unter dem Tisch verkrochen. Da die Knallerei nun zu Ende war, traute sie sich wieder hervor und funkelte Pollock wütend an. Pollock, der wie gelähmt dagelegen hatte, tastete nach der Stelle, wo seine Pistole hingepoltert war.
    Jetzt kam Marny vollends zu sich. Wie ein Raubvogel, der über seine Beute herfällt, so schnappte sie nach der Waffe, ehe Pollock sie wieder an sich nehmen konnte. Er versuchte aufzustehen, doch sein verletztes Bein knickte unter ihm weg, und er fiel abermals zu Boden. Marny hörte ihn stöhnen. Gewiß stöhnte er nicht so sehr seiner Schmerzen wegen als aus Wut, weil er sie nicht mehr zu überwältigen vermochte.
    Jetzt hörte sie andere Geräusche: Türen wurden aufgerissen, schnelle Fußtritte kamen näher, aus vielen Kehlen drang Geschrei und Gefrage. Ins Zimmer stürmten Troy und Norman. Was die Schießerei zu bedeuten habe, wollten sie wissen.
    Norman starrte auf den Mann, der am Boden lag. »Mein Gott, Marny!« rief er fast ungläubig aus. »Ist das nicht Captain Pollock? Was ist hier passiert?«
    Troy hatte einen Arm um Marnys Schulter geschlungen. »Hat er dich verletzt, Marny?«
    Sie schüttelte den Kopf. Der Armeecolt lastete schwer in ihrer Hand. Sie reichte die Waffe Troy und stützte sich auf ihn. Ihre andere Hand, die noch immer ihre eigene kleine Pistole umklammert hielt, hing schlaff herab. Troy nahm auch diese Waffe an sich. Nun, da die Gefahr vorüber war, schien ihr, sie sei noch nie im Leben so müde gewesen.
    Norman trat zur Tür und gab Anweisungen:
    »Sagt ihnen, es hat ein bißchen Ärger gegeben, aber die Sache ist schon wieder in Ordnung. Ein Einbrecher wollte sich hereinschleichen, aber Marny hat auf ihn geschossen. Sie hat ihn erwischt. Wir schmeißen ihn jetzt 'raus. Nein, sie ist nicht verletzt. Sagt ihnen, sie sollen weiterspielen. Wir haben alles unter Kontrolle.«
    Mit Ausnahme ihrer Nerven war in der Tat alles unter Kontrolle. Pollock hatte sich auf einem Ellbogen in die Höhe gereckt und knurrte. Da er mit seinem angeschossenen Bein jedoch hilflos war, konnte er niemanden gefährden. Duke fand sich nun gleichfalls ein. Norman sprach ihn an:
    »Wir können ihn nicht sein ganzes Blut auf dem Teppich verspritzen lassen, denn diese Teppiche kosten zuviel Geld.« Er sagte ›ihn‹, als verdiene ein derartiger Schurke nicht, mit dem Namen tituliert zu werden. »Verbindet ihn mit einem Handtuch. Dieser Pferdedoktor Wardlaw spielt im

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