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Alles ist erleuchtet

Alles ist erleuchtet

Titel: Alles ist erleuchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Safran Foer
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Laken, machte ihrem frisch angetrauten Ehemann Toast und Kaffee zum Frühstück und brachte ihm zum Mittagessen einen Teller mit Hühnchenresten vom Hochzeitsmahl.
    Was ist mit dir?, fragte sie ihn und setzte sich auf das Fußende des Bettes. Hab ich etwas falsch gemacht? Bist du unglücklich mit mir? Mein Großvater dachte daran, dass sie noch ein Kind war: fünfzehn Jahre alt und innerlich sogar jünger. Im Vergleich zu ihm hatte sie nichts erlebt. Sie hatte nichts gefühlt.
    Nein, ich bin glücklich, sagte er.
    Ich kann mein Haar zu einem Pferdeschwanz binden, wenn du findest, dass ich dann hübscher bin.
    Du bist hübsch so, wie du bist. Wirklich.
    Und gestern Nacht? Hab ich dir gefallen? Ich kann lernen. Ganz bestimmt.
    Du warst wunderbar, sagte er. Ich fühle mich einfach nicht gut. Es hat nichts mit dir zu tun. Alles an dir ist wunderbar.
    Sie küsste ihn auf den Mund und sagte: Ich bin deine Frau, als wollte sie ihr Ehegelübde bekräftigen oder ihn oder sich selbst daran erinnern.
    An jenem Abend ging er, als er genug Kraft gesammelt hatte, um sich zu waschen und anzukleiden, zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen zur Sonnenuhr. Diesmal war die Szenerie ganz anders. Karg. Leer. Ohne hipp, hipp, hurra. Auf dem Schtetl-Platz lag noch immer weißes Mehl, auch wenn der Regen es in die Ritzen zwischen den Pflastersteinen gespült und die weiße Fläche in ein kompliziertes Netz verwandelt hatte. Die meisten Banner, anlässlich des gestrigen Festtages aufgehängt, hatte man abgenommen, doch einige hingen noch von den Simsen hochgelegener Fenster.
    Ur-ur-ur-Großvater, sagte er und ließ sich (mit großer Mühe) auf die Knie nieder, ich habe das Gefühl, um nur wenig zu bitten.
    Wenn du damit meinst, dass du nie kommst, um mit mir zu sprechen, sagte die Sonnenuhr (wie ein Bauchredner, also ohne die Lippen zu bewegen), dann hast du Recht. Du schreibst mir nie, du -
    Ich wollte dich nicht belasten.
    Ich wollte dich nicht belasten.
    Aber das hast du, Ur-ur-ur-Großvater. Du warst eine Belastung. Sieh dir mein Gesicht an, wie schlaff und faltig es ist. Ich sehe viermal so alt aus, wie ich bin. Ich habe diesen leblosen Arm, diesen Krieg, dieses Problem mit der Erinnerung. Und jetzt bin ich auch noch verliebt.
    Wie kommst du darauf, dass ich irgendetwas damit zu tun haben könnte?
    Ich bin ein Spielball des Schicksals.
    Das Zigeunermädchen. Was ist aus ihr geworden? Sie war nett.
    Was?
    Das Zigeunermädchen. Das du geliebt hast.
    Aber sie liebe ich nicht. Ich liebe meine Frau. Meine Frau.
    Oh, sagte die Sonnenuhr und ließ das Oh auf die Pflastersteine fallen und im Mehl, das in den Ritzen lag, versickern, bevor es weitersprach. Du liebst das Baby in Zoschas Bauch. Die anderen werden rückwärts gezogen, du aber wirst vorwärts gezogen.
    Ja, ja!, sagte er und sah das Treibgut aus dem Wagen, die Worte auf Brods Körper, die Pogrome, die Hochzeiten, die Selbstmorde, die behelfsmäßigen Wiegen, die Paraden und auch die verschiedenen Möglichkeiten seiner Zukunft: ein Leben mit dem Zigeunermädchen, ein Leben allein, ein Leben mit Zoscha und dem Kind, das seinem Leben Erfüllung geben würde, das Ende seines Lebens. Die Bilder seiner unendlichen Vergangenheiten und seiner unendlich vielen Möglichkeiten in der Zukunft schlugen über ihm zusammen, während er gelähmt in der Gegenwart wartete. Er, Safran, war die Trennlinie zwischen dem, was war, und dem, was sein würde.
    Und was willst du nun von mir?, fragte die Sonnenuhr.
    Mach sie gesund. Mach, dass sie ohne Krankheit, ohne Blindheit, ohne ein schwaches Herz, ohne leblose Glieder geboren wird. Mach, dass sie vollkommen ist.
    Stille, und dann: Safran kotzte den Morgentoast und die Mittagsreste als brockige, gelblich-bräunliche Pfütze auf die reglosen Füße der Sonnenuhr.
    Wenigstens bin ich nicht hineingetreten, sagte die Sonnenuhr.
    Siehst du?, sagte Safran klagend und war kaum noch imstande, seinen knienden Körper aufrecht zu halten. So ist das nämlich!
    So ist was?
    Die Liebe.
    Was?
    Die Liebe, sagte Safran. So ist die Liebe.
    Weißt du eigentlich, dass deine Ur-ur-ur-Großmutter nach meinem Unfall jede Nacht in mein Zimmer kam?
    Was?
    Sie kam zu mir ins Bett - Gott segne sie - , und sie wusste, dass ich über sie herfallen würde. Wir sollten eigentlich in verschiedenen Zimmern schlafen, aber sie kam jede Nacht zu mir ins Bett.
    Ich verstehe nicht.
    Jeden Morgen säuberte sie mich von meinen Exkrementen, badete mich, zog mich an und kämmte mich, damit mein

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