Kleine Sünden erhalten die Liebe
KAPITEL 1
M ein Name ist Lizzy Tucker, und früher hielt ich mich einmal für ganz normal. Mein blondes Haar verdanke ich der Chemie. Meine braunen Augen habe ich von meinem Grandpa Harry geerbt. Und solange mein Brustumfang größer als mein Taillenumfang bleibt, bin ich glücklich und zufrieden. Meine Kindheit war manchmal ein wenig peinlich, verlief aber ohne nennenswerte Desaster. Ich war weder Cheerleaderin noch Ballkönigin. Und habe auch keinen supertollen Schulabschluss hingelegt. Nach der Highschool ging ich auf eine Kochschule, an der ich mich durch das Zerlegen und Zubereiten von toten Tieren quälte und mich im Kuchenbacken hervortat. Ich war verlobt und habe mich wieder entlobt. Gut, dass ich den Kerl los bin! Im Januar, drei Tage nach meinem achtundzwanzigsten Geburtstag, erbte ich dann ein Haus von meiner Großtante Ophelia und nahm einen Job als Kuchenbäckerin bei Dazzle’s Bakery in Salem an.
Fünf großartige Monate lang hatte ich das Gefühl, dass mein Leben endlich in den richtigen Bahnen verlief. Und dann tauchten zwei Männer und ein Affe in meinem Leben auf und änderten es für immer.
Einer der Männer wird Wulf genannt, das ist die Abkürzung für Gerwulf Grimoire. Er ist auf unheimliche Weise sehr attraktiv. Sein pechschwarzes Haar fällt ihm in Wellen bis über die Ohren, seine Haut ist blass, und seine Absichten sind noch dunkler als seine Augen. Der andere Mann ist groß, hat von der Sonne gebleichtes blondes Haar und wirkt ein wenig abgerissen. Er hat einen muskulösen Körper, eine fragwürdige Gesinnung und einen Affen namens Carl. Dieser große, gammelige Typ ist unglaublich charmant und hat nur einen einzigen Namen … Diesel.
Die beiden Männer sind in meinem Alter. Und laut Diesel gehören wir einer losen Gemeinschaft von Menschen mit Fähigkeiten an, die über das Normale hinausgehen. Ich glaube das alles nicht so recht, aber ich zweifle es auch nicht wirklich an. Ich sehe ein, dass es Leute gibt, die klüger, mutiger oder stärker als andere sind. Oder sie können besser singen oder haben mehr Glück im Leben. Warum soll es also keine Menschen geben, die über das normale Maß hinausgehende Fähigkeiten besitzen? Ich meine, er erzählt mir ja nicht, dass er Superman vom Planeten Krypton sei, richtig?
Das ist mein erster Oktober in New England. Mein Job gefällt mir immer noch, ebenso wie Ophelias kleines kastenförmiges Häuschen, das auf einer Anhöh§§e liegt und einen Ausblick auf den Hafen von Marblehead bietet. Das Haus wurde 1740 erbaut und im Laufe der Jahre mit unterschiedlichem Erfolg hin und wieder renoviert. Es ist ein wenig schief, und die Fenster sind verzogen, aber es besitzt einen funktionierenden Kamin, und ich habe mich dort vom ersten Tag an zu Hause gefühlt.
Normalerweise arbeite ich von fünf Uhr früh bis ein Uhr mittags, aber heute hatte ich frei. Der Regen peitschte gegen meine Küchenfenster, und der alte Ahornbaum hinter dem Haus ächzte im Wind. Ich schnippelte gerade Gemüse für eine Suppe, als meine Hintertür aufflog und Diesel in meinen Windfang trat. Er trug Motorradstiefel, eine verwaschene Jeans, ein T-Shirt mit einer Bierreklame und eine offene graue Sweatshirtjacke. Er hatte einen Zweitagebart, sein dichtes Haar war zerzaust und nass vom Regen, und er strömte puren Sex aus.
»Du musst mit mir kommen«, erklärte Diesel. »Ein Mann ist gerade von seinem Balkon im dritten Stock gestoßen worden, und irgendwie hat Wulf damit zu tun. Es geht das Gerücht, dass Wulf einen Hinweis auf einen weiteren SALIGIA-Stein erhalten hat. Ich könnte mir vorstellen, dass dieser Mord damit in Verbindung steht.«
Diesel hatte mir erzählt, dass es sieben alte Steine gebe, in denen die Kraft der sieben Todsünden steckt. Man nennt sie die SALIGIA-Steine, und wenn man sie alle in ein Gefäß legt, entwickelt sich eine böse Macht … und erschafft die Hölle auf Erden. Manche Leute glauben, diese Steine befänden sich in Salem. Wulf gehört zu diesen Leuten, und er macht kein Geheimnis daraus, dass er die Steine an sich bringen will. Da Wulf hin und wieder die dunkle Seite verkörpert, hat Diesel den Auftrag erhalten, ihn davon abzuhalten, diese Steine einzusammeln.
»Normalerweise hätte ich nichts dagegen, dich zu begleiten«, erklärte ich Diesel, »aber ich koche gerade eine Suppe.«
»Okay, du hast die Wahl: Du kannst entweder hierbleiben und deine Suppe kochen, oder du kannst mit mir kommen und die Menschheit davor bewahren, in Satans Kessel zu
Weitere Kostenlose Bücher