Alles nach Plan
und sobald der Abspann lief, begaben sich alle in die Küche, um die letzten Vorbereitungen für das Abendessen zu treffen. Die Süßkartoffeln und der Grüne-Bohnen-Auflauf wanderten in den Ofen, die Brötchen wurden aufgeschnitten und Curtis zauberte einen seiner berühmten Salate.
In Kürze war der Tisch so reich gedeckt, dass er aussah wie ein Rockwell-Gemälde. Bianca fragte, ob sie das Tischgebet sprechen durfte, und Gavin nickte ermutigend. Ihr Gebet war kurz und liebenswert und endete mit einer überraschenden Anmerkung: »Und bitte hilf Daddy, einen Freund zu finden, damit er nicht mehr allein ist. Amen.«
Einen Freund? Wo kam denn das auf einmal her?
Schüchtern hob sie den Blick. »War das in Ordnung, Daddy?«
»Glaubst du, dass ich einsam bin, Süße? Ich habe dich und Curtis. Was könnte ich noch mehr wollen?« Bis auf Curtis, nachts, in meinem Bett.
»Jemanden, mit dem du kuscheln kannst, wenn du ins Bett gehst«, sagte sie, als hätte sie seine Gedanken gelesen.
Damit hatte er nicht gerechnet. »Was ist mit Curtis?«, fragte er.
»Er ist hetero, Daddy«, sagte sie und ein trauriger Unterton schwang in ihrer Stimme mit.
Gavin lachte unbehaglich. »Ich meinte, möchtest du nicht, dass er auch jemanden findet?«
Sie lächelte. »Natürlich will ich das!« Sie schloss die Augen. »Und Curtis auch. Amen.«
Gavin musste darüber grinsen und sah zu seinem Freund, der von Biancas Ergänzung gerührt schien.
Aber könnte ich es ertragen, ihn mit jemand anderem zu sehen? Verdammt. Was für ein Arsch bist du denn? Du willst doch nicht, dass er allein ist. »Amen«, sagte er laut.
»Amen«, wiederholte auch Curtis.
Bianca strahlte freudig. »Jetzt lasst uns alle etwas sagen, wofür wir dankbar sind, ja?«
Curtis nickte. »Also gut. Danke, Bee, danke, Gav. Ich bin dankbar, euch beide zu haben. Ich danke euch, dass ihr die besten Freunde seid, die ein Mann sich wünschen kann. Danke, dass ihr diesen Tag mit mir teilt.«
Gavin fühlte, wie sein Herz schneller schlug. »Ich bin dankbar für meine wundervolle Tochter und für dich, meinen besten Freund, Curtis. Und dass wir dieses tolle Essen zusammen genießen können und ich den Großteil des Tages frei habe, um ihn mit euch zu verbringen. Und dass ich einen Job habe, wo doch so viele Menschen arbeitslos sind.«
Bianca verdrehte die Augen. »Ich weiß nicht, warum du dankbar dafür bist.«
»Bee«, sagte Curtis, bevor Gavin es konnte und überraschte ihn damit. »Lass uns das für heute vergessen, ja?«
Sie seufzte dramatisch. »Okay.«
»Erzähl uns doch, wofür du dankbar bist«, schlug Curtis vor.
Sie grinste. »Für dich und Daddy natürlich. Ihr seid beide meine Daddys. Wie könnte irgendetwas besser sein als das?«
Beide Männer lächelten darüber. Tatsächlich. Was könnte besser sein?
Curtis stand auf und tranchierte den Truthahn und selbst diese einfache Geste gab Gavin das Gefühl, Teil eines Norman-Rockwell-Gemäldes zu sein. Mehr noch, er fühlte sich als Teil von etwas, das größer war als er selbst. Er fühlte sich verbunden.
Konnte das Leben wirklich noch besser werden als jetzt? Das Einzige, was es noch besser machen würde, wäre, wenn seine Mutter bei ihnen sein könnte. Aber natürlich war das nicht möglich.
Gott mochte sie selig haben, diese Frau war die beste Mutter gewesen, die er sich hatte wünschen können. Sie hatte ihn immer unterstützt und kaum etwas missbilligt, was Gavin getan hatte. Sie war weder wütend noch traurig gewesen und hatte ihn auch nicht verurteilt, als er sich mit sechzehn geoutet hatte.
Sie war zwar erschrocken gewesen, als er verkündet hatte, seine Jugendfreundin Patty zu heiraten, hatte ihn aber immer unterstützt. Vor allem, als er ihr erzählt hatte, dass Patty schwanger war.
Sie hatte sogar verständnisvoll genickt, als er ihr von der Nacht des Abschlussballs erzählt hatte, in der Patty und er sich hatten volllaufen lassen und dann entschieden hatten, zumindest einmal miteinander zu schlafen. Das Einzige, was sie ihn gefragt hatte war, ob er mit einer Frau anstatt eines Mannes glücklich werden konnte.
Als Patty zwei Jahre später bei einem Autounfall ums Leben gekommen war, war Gavins Mutter jeden Tag an seiner Seite gewesen. Sie hatte ihm durch die Trauer, eine lebenslange Freundin verloren zu haben, geholfen, ebenso wie mit Bianca und seinem Umzug nach Hause, sodass sie sich um beide kümmern konnte. Und mehr. So viel mehr.
Gavins Herz zog sich für einen Moment schmerzhaft
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