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Alles nicht so einfach

Alles nicht so einfach

Titel: Alles nicht so einfach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cora Carmack
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würde innerhalb einer Woche vor Langeweile schmelzen. Wenn ich ihm nicht schon vorher den Laufpass geben würde.
    »Wo habt ihr euch kennengelernt?«, fragte Mom.
    Ach weißt du, er hat mich in dieser Go-Go-Bar angemacht, in der ich tanze. Das ist dieser Nebenjob, von dem ihr keine Ahnung habt.
    Stattdessen sagte ich: »In der Bibliothek.«
    Mace in der Bibliothek. Das war lächerlich. Das Tattoo über seinem Schlüsselbein würde »Böhsewicht« lauten anstatt »Bösewicht«, wenn ich nicht dabei gewesen wäre, um es zu verhindern.
    »Echt?« Mom klang skeptisch. Das nahm ich ihr nicht übel. Nette Typen in der Bibliothek kennenzulernen war nicht so mein Ding. Jedes Mal, wenn ich meinen Eltern jemanden vorgestellt hatte, endete es in einer Katastrophe. Meine Eltern waren sich sicher gewesen, dass ihre Tochter von einem gottlosen Individuum einer Gehirnwäsche unterzogen worden war, und mein Freund hatte daraufhin mit mir Schluss gemacht, weil ich zu viel Gepäck mit mir herumschleppte.
    Mein Gepäck hieß Betty und Mick und sie trugen Polka-Dots und Pullunder, wenn sie aus dem Bridge-Club nach Hause kamen. Manchmal war es schwer zu glauben, dass ich von ihnen abstammte. Das erste Mal, als ich meine Haare knallpink gefärbt hatte, brach meine Mom in Tränen aus, als hätte ich ihr gesagt, ich wäre sechzehn und schwanger. Gott weiß, was sie tun würde, wenn sie mich heute sähe.
    Heute war es leichter, sie einfach bei Laune zu halten, vor allem weil sie mich finanziell unterstützten. So konnte ich mehr Zeit damit verbringen, an meiner Musik zu arbeiten. Und es war ja nicht so, dass ich sie nicht liebte … das tat ich. Ich liebte nur nicht den Menschen, der ich ihrer Ansicht nach sein sollte. Deshalb brachte ich kleine Opfer dar. Ich stellte sie meinen Freunden nicht mehr vor. Immer bevor ich nach Hause fuhr, färbte ich meine Haare in einer relativ normalen Farbe. Ich entfernte meine Piercings und trug langärmlige, hochgeschlossene Oberteile, um meine Tattoos zu verbergen. Ich erzählte ihnen, dass ich in einer Steuerberatungsfirma am Empfang arbeitete, anstatt in einem Tattoo-Laden, und meinen anderen Job in der Bar erwähnte ich erst gar nicht.
    Wenn ich nach Hause fuhr, spielte ich ein paar Tage lang die Normale und machte mich dann vom Acker, bevor meine Eltern versuchen konnten, mich mit einem mürrischen Buchhalter zu verkuppeln.
    »Ja, Mom. In der Bibliothek.«
    Wenn ich zu Weihnachten nach Hause fuhr, würde ich einfach behaupten, dass es nicht gepasst hatte. Oder dass er ein Serienmörder war. Und das Ganze als Ausrede dazu benutzen, nie wieder mit netten Jungs auszugehen.
    »Na, das klingt ja großartig. Wir würden ihn gerne kennenlernen.«
    Mace kam mit meinem Geldbeutel und unserem Kaffee zurück. Heimlich holte er einen Flachmann aus seiner Tasche und fügte seinem Getränk das gewisse Etwas hinzu. Ich winkte ab, als er mir etwas davon anbot. Das Koffein reichte. Komisch, dass er sich keinen Kaffee leisten konnte, aber Alkohol.
    »Klar, Mom.« Mace ließ seine Hand in meinen Mantel gleiten und schlang ihn um meine Taille. Seine Hand war groß und warm, und seine Berührung auf meinem dünnen T-Shirt ließ mich erschauern. »Ich glaube, ihr würdet ihn echt mögen.«
    Ich beendete den Satz mit einem gehauchten Seufzer, weil Maces Lippen die Haut an meinem Hals fanden. Meine Augäpfel rollten nach hinten vor Wonne. Ich hatte noch nie einen Buchhalter kennengelernt, der
das
konnte. »Er ist sehr, ähm, talentiert.«
    »Ich denke, das werden wir schon bald selbst herausfinden«, erwiderte Dad schroff.
    Ha! Wenn sie sich einbildeten, es gäbe auch nur eine winzige Chance, dass ich zu Weihnachten einen Kerl mit nach Hause brachte, dann waren sie verrückt.
    »Klar, Dad.«
    Maces Lippen waren ein schlagendes Argument dafür, die Band-Probe heute Morgen ausfallen zu lassen, aber es war das letzte Mal, dass wir vor unserem Gig nächste Woche alle zusammen probten.
    »Großartig«, sagte Dad. »Wir sind dann in etwa fünf Minuten in diesem Café.«
    Mein Kaffee schlug auf dem Boden auf, noch bevor ich die Gelegenheit hatte, ihn zu probieren.
    »Ihr seid WAS ? Ihr seid nicht zu Hause in Oklahoma?«
    Mace machte einen Satz, als der Kaffee über unsere Füße spritzte. »Max!« Ich hatte keine Zeit, mir Gedanken um ihn zu machen. Ich hatte weit größere Probleme.
    »Sei nicht böse, Liebes«, sagte Mom. »Wir waren so traurig, als du sagtest, du könntest an Thanksgiving nicht nach Hause kommen, und dann

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