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Alles öko!: Ein Jahr im Selbstversuch (German Edition)

Alles öko!: Ein Jahr im Selbstversuch (German Edition)

Titel: Alles öko!: Ein Jahr im Selbstversuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Beavan
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Wegwerfprodukt.
    Die Wiederverwertungsquote von Plastiktüten liegt unter einem Prozent, und die Wegwerftüten brachten es in den Vereinigten Staaten im Jahr 2006 auf einen Anteil von vier Millionen Tonnen am gesamten Haushaltsmüll. Sie verpesten die Luft, wenn sie verbrannt werden, oder verseuchen unsere Müllhalden für Hunderte von Jahren mit giftigen Chemikalien. Und da sie so schön leicht und ballonartig geformt sind, trägt der Wind ungefähr ein Prozent der Plastiktüten von den Müllhalden mit sich davon. Diese Ausreißer bleiben dann in Bäumen oder an Zäunen hängen oder, noch viel schlimmer, sie landen im Meer.
    Im Jahr 1988 wurden innerhalb von nur zwei Wochen fünfzehn tote Lederschildkröten, die zu den gefährdeten Arten gehören, an die Strände von Long Island gespült. Von der Häufung der Fälle alarmiert, nahmen Meeresbiologen eine Autopsie vor. Sie stellten fest, dass elf der fünfzehn Schildkröten Plastiktüten verschluckt hatten, die ihren Mageneingang blockierten. Lederschildkröten haben nämlich unglücklicherweise sowohl eine Vorliebe für Quallen als auch ausgesprochen schlechte Augen. Für diese nahezu blinden Tiere sieht eine im Wasser treibende Plastiktüte offenbar nach einem leckeren Happen aus.
    Das Verrückte ist, dass diese Tüten, die von vornherein als Wegwerfprodukt konzipiert sind, aus einem Material bestehen, das nahezu ewig hält. Und sie sind bei weitem nicht die einzigen Wegwerfprodukte aus Plastik: Einmalrasierer, Partybesteck, Zahnbürsten, Wasserflaschen, Kaffeebecher, Kugelschreiber, Kämme und so weiter und so fort. Weil Plastik so haltbar ist, werden all diese Dinge Hunderte von Jahren überdauern. Das Ergebnis ist, dass laut dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen in jedem Quadratkilometer unserer Meere etwa 18   000 Plastikteile schwimmen.
    Tausend Meilen vor der Küste von Kalifornien, mitten im Pazifik, schwimmt eine gigantische Suppe aus Abfällen,zweimal so groß wie die Vereinigten Staaten. Der »Müllstrudel«, wie er genannt wird, enthält sechsmal so viel Plastik wie Biomasse. Anders gesagt: Da draußen in der Weite des Pazifiks gibt es (am Gewicht gemessen) sechsmal mehr Plastiktüten, Wasserflaschen und anderen Plastikschnickschnack als Plankton, Quallen und Fische.
    Allein im Nordpazifik sterben jedes Jahr schätzungsweise 100   000 Schildkröten und Meeressäuger, eine Million Seevögel und zahllose Fische, weil der Plastikmüll ihnen die Eingeweide verstopft. Eine vor kurzem auf Sand Island, einer der nordwestlichen hawaiischen Inseln, durchgeführte Studie belegt, dass 97 Prozent der tot aufgefundenen Jungen des Laysanalbatrosses an Plastikstückchen verendet waren, die ihre Eltern an sie verfüttert hatten, weil sie sie für Nahrung gehalten hatten.
    Und die Plastikteile, die keine Meerestiere töten, lösen sich unter der Einwirkung von Sonne und Salzwasser allmählich auf, bis sie wie mikroskopisch kleine Christbaumkugeln im Wasser treiben. Die werden von den Planktonfressern verschlungen, dann fressen die großen Fische die kleinen, und raten Sie mal, wo die großen Fische landen? In den Sushi-Restaurants, die Gerichte für uns Erwachsene zubereiten, und in den Fischstäbchenfabriken, die die Schulspeisung für unsere Kinder herstellen. Was am Anfang der Nahrungskette beginnt, landet irgendwann unausweichlich bei ihrem Ende.
    So zeigt sich nämlich, dass jeder von uns nachweisbare Spuren von bis zu hundert Industriechemikalien im Körper hat, die noch vor fünfzig Jahren nahezu unbekannt waren. Viele von diesen Chemikalien stammen von der Produktion und Verwendung genau des Wegwerfplastiks, das sich in meinen Müllsäcken befindet. Bisphenol A zum Beispiel, eine chemische Verbindung, die zur Herstellung von Konservenbeschichtungen und Wasserflaschen und anderen Hartkunststoffen verwendet wird, ist bekannt dafür, dass es in das menschliche Hormonsystem eingreift und das Risiko für bestimmte Krebsarten erhöht, die Fruchtbarkeiteinschränkt und möglicherweise auch für Verhaltensstörungen bei Kindern wie Hyperaktivität verantwortlich ist.
    Du bist, was du isst, heißt es, und es sind nicht nur die Schildkröten, die den Plastikmüll essen, den wir wegwerfen. Was mit der Tier- und Pflanzenwelt auf diesem Planeten passiert, ist ein Warnzeichen dafür, was bald mit uns passieren wird.
    So, wie die Gesellschaft lebt, der ich angehöre, kann ich mir die Frage nicht verkneifen: Sind Plastiktüten (und Papiertüten, die sind auch nicht besser

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