Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alles öko!: Ein Jahr im Selbstversuch (German Edition)

Alles öko!: Ein Jahr im Selbstversuch (German Edition)

Titel: Alles öko!: Ein Jahr im Selbstversuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Beavan
Vom Netzwerk:
antwortete.« Damit war das Thema erledigt.
    Was die Frage betrifft, welche Elemente wir beibehalten haben, so möchte ich vorwegschicken, dass ich die seltsame Verwirrung und Scham, die mich in der ersten Woche nach dem Ende des Projekts gepackt hatte, mittlerweile überwunden habe.
    Der Kühlschrank ist wieder eingeschaltet, aber nicht die Gefriertruhe. Der Geschirrspüler wollte nach einem Jahr Pause nicht wieder anspringen, und wir haben ihn nicht ersetzt. Wir haben unsere Klimaanlage verschenkt und den Sommer über geschwitzt, und das wollen wir auch zukünftig so halten. Die Heizung ist nach wie vor abgeschaltet.Wir haben weiterhin keinen Fernseher, allerdings lassen wir Isabella ab und zu einen Film auf dem Computer sehen. Ich trage immer noch mein Einmachglas für Kaffee und Wasser mit mir herum und fahre meistens mit dem Rad. In dem Jahr, das seit dem Ende des Projekts vergangen ist, habe ich vielleicht zehnmal in einem Taxi gesessen, und nur wenn es regnet, nehme ich die U-Bahn.
    Ich wasche mein Haar nach wie vor mit Backnatron und benutze das Pulver auch als Deo. Ich verwende selbstgemachte Feuchtigkeitscreme und Seife ohne Schadstoffe. Wir essen weiterhin kein Fleisch. Isabella, die mittlerweile dreieinhalb ist, wurde letztens wütend und sagte, sie wollte keine Vegetarierin mehr sein. Die anderen Kinder bekämen Fleisch zu essen, und sie wollte das auch.
    »Du weißt, dass das Fleisch von Tieren kommt?«, fragte ich.
    »Ja.«
    »Das bedeutet, wenn du Fleisch isst, isst du Tiere. Ist dir das klar?«
    »Ja. Ich will Tiere essen«, erklärte Isabella.
    Also beschlossen Michelle und ich, dass sie dieses Jahr an Thanksgiving bei ihrer Freundin Ruby Truthahn essen durfte. Der Truthahn kam, Isabella probierte ihn, aber er schmeckte ihr nicht. Sie fragte, ob sie stattdessen Käse haben dürfte.
    Doch auch nach dem Ende des Projekts gibt es noch Fragen, die mich beschäftigen, zum Beispiel diese: Wie retten wir die Welt? Was können wir tun, um nicht auszusterben? Die Frage mag Sie überraschen, aber wenn Sie Fachartikel lesen, werden Sie feststellen, dass die Klimakrise noch viel schlimmer ist, als die Presse es darstellt.
    Ich glaube nicht, dass irgendjemand wirklich eine Lösung parat hat. Deshalb dürfen wir dieses Problem nicht allein der Regierung überlassen. Wir müssen alle überlegen, was getan werden kann. Aber bevor wir damit anfangen, müssen wir erst einmal wirklich überzeugt sein, dass wir etwas ausrichten können. Das ist, nebenbei bemerkt, eines derwichtigsten Ergebnisse des Projekts: Ich glaube jetzt daran, dass ich etwas ausrichten kann.
    Paradoxerweise waren es nicht die Müllvermeidung und all die anderen Maßnahmen, die am meisten ausgerichtet haben, sondern die Tatsache, dass ich die Leute daran beteiligt habe. Dass sie verfolgen konnten, wie ich es versucht habe und was dabei herausgekommen ist. Ein Jahr lang unter extremen Bedingungen zu leben, hat meine Wahrnehmung vieler Dinge verändert – ein weiteres Ergebnis des Experiments. Und ich habe zu meiner Überraschung festgestellt, dass ich die Menschen um mich herum durch mein Tun verändern kann. Und indem ich weiter über diese Themen nachdenke und mein Bestes tue, selbst wenn es nicht mehr so extrem ist wie während des eigentlichen Projekts, werde ich sie weiter verändern. Wir alle können die Menschen um uns herum verändern, indem wir uns selbst verändern.
    Dennoch mache ich natürlich immer noch Fehler. Ich bin ja nicht perfekt. Manchmal bin ich gemein und unsensibel. Oder so verbissen in meinen Bemühungen, dass ich den Blick für den Rest der Welt verliere. Da muss ich mir dann schon mal anhören, ich sei hartherzig und gefühllos. Aber ich denke, das Wichtigste ist, dass ich mich weiter bemühe, etwas zu tun, selbst wenn es nur wenig ist.
    Ich kann entscheiden, wie ich leben will. Ich kann mich politisch engagieren. Ich kann Vorträge halten und versuchen, die Einstellung anderer Leute zu ändern. Ich kann im Gemeinschaftsgarten um die Ecke mithelfen und versuchen, andere für diese Idee zu begeistern. Ich kann mit meinem Einmachglas herumlaufen. Ich kann weniger Flugreisen unternehmen. Ich kann einen Blog schreiben. Ich kann mit Leuten reden. Ich kann nach neuen Möglichkeiten suchen, meinen Beitrag zur Lösung unserer Umweltkrise zu leisten.
    Ich werde mich nicht zum Märtyrer machen. Aber ich werde mich auch weiterhin bemühen, mein Leben bewusst zu leben. Den größten Teil meiner 45 Jahre habe ich michnicht genug

Weitere Kostenlose Bücher