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Alles über Elfen (German Edition)

Alles über Elfen (German Edition)

Titel: Alles über Elfen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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behaupten würde, ein Engel zu sein. Wieso? Ich möchte Ihnen gern die äußere Erscheinung der Anjana kurz umreißen, und Sie können sich derweil selbst so Ihre Gedanken machen, woran Sie das alles erinnert. Fangen wir an:
Die Anjana ist ungefähr handspannengroß.
Sie trägt ihr langes Haar, das entweder pechschwarz oder goldblond ist, zu Zöpfen geflochten und eine Krone aus Wildblüten auf dem Kopf.
Ihre Augen sind leicht schräg gestellt.
Ihre Haut ist schneeweiß.
Sie führt eine kleine Weiden- oder Weißdornrute mit sich, die an jedem Tag der Woche in einer anderen bunten Farbe erstrahlt.
Sie hat winzige, durchscheinende Flügel auf dem Rücken.
    Ich möchte Ihnen ja wirklich nichts einreden. Aber müssen Sie bei alldem nicht auch eher an eine der geschrumpften Varianten des Schönen Volkes denken, die man hierzulande gerne mal Feen (und vor Tolkiens multimedialem Siegeszug eben auch Elfen) nannte? Oder sieht für Sie so der typische Engel aus? Insofern beruhigt es mich persönlich sehr, dass die Anjanas in anderen Legenden als Baumgeister bezeichnet werden, was mir deutlich näher an der Wahrheit zu liegen scheint.
    Die Anjana sind zudem musikalisch, wobei sie das Singen dem Spielen von Instrumenten vorziehen. Ihre Stimmen werden in den Erzählungen über sie in der Regel mit verschiedensten angenehmen natürlichen Klängen verglichen – beispielsweise Vogelgezwitscher.
    Man begegnet ihnen vorwiegend in Wäldern, und dort am Ufer von Bächlein und Quellen. Sie kümmern sich um kranke Tiere und Bäume, beseitigen Sturmschäden, helfen verirrten Liebespaaren zurück auf sichere Pfade, und wenn sie menschlichen Ansiedlungen einen ihrer heimlichen Besuche abstatten, lassen sie Geschenke für die Bedürftigen zurück. Ihre positive Zaubermacht ist gewaltig: Zur Tagundnachtgleiche im Frühling versammeln sie sich zu einem gewaltigen Reigen, bei dem sie bunte Rosen zum Erblühen bringen. Wer eine dieser kostbaren Blüten findet, bleibt bis ans Ende seiner Tage kräftig und gesund. Aber Vorsicht: Falls Sie jetzt meinen, Sie könnten sich den Anjanas gegenüber irgendwie rüpelhaft aufführen, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen, sind Sie schief gewickelt. Neben ihren wohltätigen Aufgaben sind die Anjanas nämlich auch dazu da, bösartige Vertreter unserer Art mit den üblichen Mitteln (schädliche Zauber, Flüche und so weiter) in die Schranken zu weisen.
    Verwandtschaftsgrad mit den »klassischen« Elfen: Die Anjanas sind für mich ein perfektes Beispiel für einen Ableger des Schönen Volkes, der jenem bedauerlichen Schrumpfungsprozess zum Opfer gefallen ist, der an und für sich stolze Geschöpfe über Gebühr verniedlicht hat.
Dryaden, Nymphen, Sirenen und Undinen
    Verbreitungsgebiet: Ganz Europa.
    »Gleich vier Geschöpfe auf einmal? Wieso denn das?«, fragen Sie sich jetzt vielleicht. Ich will Sie hier ganz bestimmt nicht mit Begriffen totwerfen. Andererseits möchte ich Sie auch nicht mit feinsten Unterscheidungen quälen. Was diese vier Geschöpfe nämlich gemein haben, ist, dass sie – mit einer Ausnahme – elfenähnliche Naturgeister aus der griechisch-römischen Mythologie sind, die sich sehr gut in einem Rutsch abhandeln lassen.
    Fangen wir doch am besten mit der Ausnahme an. Die Undine stammt ursprünglich aus germanischen Volkssagen und gelangte durch den Universalgelehrten und Alchemisten Paracelsus zu besonderer Berühmtheit. In seinem System, in dem er bestimmte Naturgeister als Verkörperungen der vier Elemente auslegt, steht die Undine für das Wasser. Das deckt sich insofern mit den wesentlich älteren Berichten über Undinen, als dass man ihnen dort vornehmlich an kleineren und größeren Wasserläufen begegnet – im Grunde genommen also vorrangig in Auwäldern. Als Elfologe wird man vor allem auch bei der berühmtesten Undineerzählung hellhörig, die aus dem Mittelalter überliefert ist. Hier verliebt sich ein edler Ritter in eine der bezaubernden Wasserfrauen. Sie heiraten und bekommen ein Kind, was für die Undine mit einem immensen Nachteil verbunden ist – mit der Geburt des Nachwuchses büßt sie ihre ewige Jugend ein. Mit zunehmendem Alter verliert der treulose Ritter das Interesse an ihr und betrügt sie schließlich mit einer anderen. Die Undine entdeckt ihn schlafend – und schnarchend – in den Armen seiner Rivalin. Verständlicherweise ist sie darüber nicht sehr angetan, weckt ihn und belegt ihn mit einem Fluch: Er kann nur noch in wachem Zustand atmen, sobald er

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