Alles, was ich will, bist du
prangten gigantische Reklametafeln mit wunderschönen fremden Schriftzeichen. Die Luft war erfüllt von lautem Hupen, und auf den Straßen schienen sich eine Million Mopeds zu drängen. Auf manchen fuhren ganze Familien, auf anderen saßen lächelnde Frauen im Damensitz mit Babys auf dem Schoß. Mit großen Augen saugte Gracie das Treiben um sie herum in sich auf.
Sie streckte den Finger aus. „Was ist das?“
Rocco folgte ihrem Blick „Das sind Tuk-Tuks, motorisierte Fahrradrikschas. Sie werden hier als Taxi benutzt.“
Gracie folgte ihnen mit großen Augen, doch dann wurde ihre Aufmerksamkeit schon wieder von etwas Neuem abgelenkt. Rocco konnte seinen Blick genauso wenig von Gracie abwenden, wie sie von den bunten Bildern vor ihrem Auto. Ihre ehrliche Begeisterung schnürte ihm die Luft ab.
Als ihm das bewusst wurde, wandte er rasch den Blick ab und verfluchte sich still. Er nahm nicht zum ersten Mal eine Frau mit auf eine Geschäftsreise. Aber noch nie hatte ihn eine Frau so mühelos von allem anderen abgelenkt.
Er konnte sich bestens Honora Winthrops gelangweilte Reaktion auf Bangkok vorstellen. Manche Leute hassten die Stadt, aber Rocco liebte sie seit seinem ersten Besuch. Und Gracie sah aus, als liebte sie Bangkok ebenfalls. Obwohl er versuchte, über sein Gefühl zu lachen, wurde ihm bei ihrer Begeisterung ganz warm ums Herz.
Sobald der Wagen vor dem Hotel hielt, kletterte Gracie heraus, bevor der Fahrer ihr die Tür öffnen konnte. Sie drehte sich zu Rocco um. „Ich liebe diese Hitze. Ich komme mir vor, als würde ich unter einer warmen Dusche stehen, nachdem das Wasser abgestellt ist. Und all diese Gerüche … so exotisch …“ Ein strahlendes Lächeln erhellte ihr Gesicht.
Er bemühte sich, nicht auf ihr verschwitztes Seidenhemd zu achten. Es klebte heiß und feucht an ihrem Körper und schmiegte sich eng an ihre Brüste. Die neue Kleidung stand ihr gut. Rocco hatte schon am Flughafen bemerkt, wie viel Aufmerksamkeit Gracie auf sich zog. Plötzlich wünschte er sich, sie würde wieder nur Jeans und ein einfaches T-Shirt tragen.
Als sie kurz darauf vom Hotelmanager in ihre Suite geführt wurden, schnappte Gracie hörbar nach Luft. Sprachlos ging sie durch die Zimmer, berührte die kostbare Seide der Stühle und fuhr mit der Hand über die auf Hochglanz polierten Tischplatten. Dann öffnete sie die Balkontüren und trat auf die riesige Terrasse. Der Blick reichte über die Dächer der Stadt bis zum Chao Praya Fluss.
Offensichtlich zufrieden mit ihrer Reaktion, verabschiedete sich der Hotelmanager. Rocco stellte seine Computertasche ab und ging ebenfalls auf die Terrasse. Er sah sich suchend um. Wo war Gracie?
Plötzlich winkte sie ihm hinter einer Ecke hervor zu. „Hier ist ein Pool! Ein Swimmingpool ganz für uns allein!“, rief sie aufgeregt.
Er lächelte und steckte seine Hände in die Hosentaschen, damit er Gracie nicht sofort in seine Arme zog. „Ich weiß.“
Die Freude verschwand aus ihrem Gesicht. „Natürlich weißt du das“, erwiderte sie. „Du warst bestimmt schon tausend Mal hier.“
Rocco hasste den traurigen Ausdruck in ihren Augen. Er gab seine Selbstbeherrschung auf und ging zu ihr. „Nicht gerade tausend Mal … aber schon oft.“ Er legte einen Arm um ihre Schultern und hob ihr Kinn zu sich. „Gefällt es dir hier?“
Jetzt lachte sie wieder. „Ob es mir gefällt? Meinst du das ernst? Dieser Platz ist das Paradies auf Erden! Ich habe noch nie etwas Ähnliches gesehen. Die Stadt ist … überwältigend, atemberaubend. Und das Hotel ist … wie eine andere Welt.“
Rocco zog sie enger an sich. „Du bist atemberaubend“, sagte er, ohne nachzudenken.
Zarte Röte überzog Gracies Wangen. Sie schmiegte ihren Kopf an seine Brust. „Nein, das bin ich nicht“, widersprach sie. Dann schaute sie auf. „Ich bin bloß normal, und ich denke, das ist für dich etwas Neues.“
Sein Herz zog sich zusammen. Wenn sie nur wüsste! Er hob eine ihrer Hände an seine Lippen und küsste sie. Dabei bemerkte er mit Freude, dass ihre Haut schon weicher geworden war. „Ich muss unten einige Klienten treffen. Warum legst du dich nicht ein bisschen hin und ruhst dich aus? Wir haben im Flugzeug geschlafen, darum sollte der Jetlag nicht allzu schlimm werden. Heute Abend gehen wir dann auf einen Empfang, und morgen werde ich den ganzen Tag über auf Meetings sein.“
Gracie nickte nur. Plötzlich hatte sie das Gefühl, als würde ihr die Situation in mehr als einer Hinsicht über den
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