Alles, was ich will, bist du
nervös.“
Sie zuckte mit den Schultern. „Die meiste Zeit verstehe ich kein Wort“, sagte sie ehrlich. Dann lächelte sie. „Ich hätte gedacht, es würde dir gut gefallen, wenn ich den Mund halte.“
Er grinste schief. „Nicht so sehr, wie ich dachte.“ Dann wurde er ernst. „Das Heft in deinem Koffer mit den Skizzen und Texten … was ist das?“
Gracie errötete. Ihr Herz zog sich zusammen. Ihr war, als wäre sie unsanft aus ihrem glücklichen Traum gerissen worden. Plötzlich erinnerte sie sich wieder, warum sie hier war. „Ich hätte wissen müssen, dass du meine Taschen gründlich durchsucht hast“, bemerkte sie. „Was wolltest du mit meinem Heft? Hast du erwartet, darin Pläne für einen Banküberfall zu finden?“
Rocco hob ihr Gesicht mit einem Finger zu sich. Zu ihrer Überraschung sah er beschämt aus. „Das habe ich in dem Moment vielleicht noch gedacht … aber jetzt, weiß ich nicht mehr …“
Gracie beschloss, den seltenen Moment von Roccos Offenheit zu nutzen und ihm etwas mehr von sich anzuvertrauen. Sie nahm all ihren Mut zusammen und holte tief Luft, dann sagte sie: „Ich habe einen Abschluss in Kunstwissenschaft. Eines Tages möchte ich mal Kinderbücher schreiben. Das waren nur ein paar Skizzen und Ideen, nichts Besonderes.“
„Ich fand sie sehr gut.“
Gracie sah ihn mit großen Augen an. „Wirklich?“
Er nickte. Ihr Herz pochte hart in ihrer Brust.
„Warum ausgerechnet Kinderbücher?“
Verlegen drehte sie ihre Handtasche in den Händen. Sollte sie ihm wirklich noch mehr erzählen? Bis jetzt hatte sie noch nie mit jemandem darüber geredet. Sie könnte nicht ertragen, wenn er sie auslachen würde.
„Ich war nie besonders gut in der Schule, nicht wie …“ Im letzten Moment verschluckte sie den Namen ihres Bruders. Sie wollte den zerbrechlichen Waffenstillstand nicht gefährden. „Nicht wie die meisten anderen Kinder. Aber ich habe schon immer Bücher geliebt. Beim Lesen haben sie mich in eine andere Welt entführt.“ Sie zuckte mit den Schultern und suchte in seiner Miene nach einem Zeichen, dass er sie albern fand, aber er sah sie nur aufmerksam an. „Ich denke, das möchte ich auch für andere Kinder tun.“
Rocco sah auf Gracies gesenkten Kopf. Im flackernden Kerzenlicht schimmerte ihr Haar wie goldenes Feuer. Er konnte sich sehr gut vorstellen, wie sie sich in Geschichten voller Magie und Abenteuer verloren hatte, während ihre eigene Welt von Unbeständigkeit geprägt gewesen war.
Als er schwieg, sah sie zu ihm auf. Er sah sie so eindringlich an, dass sie fast einen Schritt gestolpert wäre. Ihr Blick glitt zu seinem angespannten Mund. Wie gern hätte sie seine Lippen geküsst, bis er wieder lächelte.
„Sieh mich nicht so an“, murmelte er heiser.
„Sonst was?“, fragte sie herausfordernd.
Plötzlich fühlte Gracie sich ungewohnt selbstsicher, vielleicht weil er nicht über ihre Träume gelacht hatte. Oder weil sie spürte, wie sehr er sie begehrte.
„Oder ich bringe dich sofort hier heraus und unternehme etwas dagegen.“
Gracie sah ihm in die Augen. „Lass dich nicht aufhalten“, erwiderte sie kühn.
Rocco murmelte einen unterdrückten Fluch, dann nahm er ihre Hand und führte sie durch das Gedränge. Gracie folgte ihm beschwingt. Sie wusste nicht, worüber sie sich mehr freute, über ihre Wirkung auf ihn oder über ihre wachsende Ungezwungenheit.
Innerhalb von Minuten saßen sie auf dem Rücksitz ihrer Limousine. Rocco fuhr die Trennscheibe hoch, dann suchte sein Mund nach Gracies Lippen.
Als der Wagen bald darauf vor ihrem Hotel hielt, nahm Gracie seinen Arm. Ihre Wangen glühten. „Ich … so kann ich doch nicht aussteigen“, flüsterte sie beschämt. Ihr Haar hatte sich aus dem Knoten gelöst und hing zerzaust um ihr Gesicht, ihre Lippen waren rot von seinen Küssen. „Alle werden es sofort wissen!“
Nach einem Blick in ihr Gesicht hätte Rocco sie am liebsten sofort wieder in seine Arme gezogen. Wie konnte ein einfacher Kuss in Sekunden zu so glühender Leidenschaft explodieren? Er nahm ihre Hand fest zwischen seine starken Finger und führte sie durch die Halle zum Aufzug.
Plötzlich stieg Ärger in ihm auf.
So etwas tat er nicht!
Er war nicht so besessen von einer Frau, dass er Empfänge früher verließ. Und er hatte keinen Sex mit Frauen auf einem Autorücksitz.
In ihrem Penthouse löste Gracie ihre Finger aus seinen und trat einen Schritt zurück.
Rocco runzelte die Stirn. Wieso entzog sie sich ihm jetzt? Er konnte
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