Alles, was ich will, bist du
fast als müsste er sie berühren, bevor er irgendetwas anderes tun konnte.
Ungläubig stieß er die Luft aus. „Sie!“
2. KAPITEL
„Sie!“, wiederholte Gracie schwach. „Was tun Sie denn hier?“
Rocco de Marco zog sie aus dem Fahrstuhl. Ihr Herz raste. Vor Entsetzen konnte sie kaum atmen.
„Mir gehört dieses Gebäude“, stieß er aus. Seine Hände hielten ihre Arme wie Schraubstöcke. „Ich denke, die passendere Frage ist: Wieso sind Sie hier und fragen nach Steven Murray?“
Roccos Anblick ließ das Adrenalin durch ihre Adern schießen. Offensichtlich hatte auch er sie wiedererkannt. Aber das war kein Trost. Ein Blick in sein Gesicht sagte ihr, dass Steven weit weg war. Und in großen Schwierigkeiten steckte.
Sie brachte kein Wort heraus. Zum zweiten Mal in dieser Woche konnte sie nur in das faszinierendste, attraktivste Gesicht starren, das sie je in ihrem Leben gesehen hatte.
Sein Griff wurde fester. „Warum sind Sie hier?“
Gracie schüttelte den Kopf, als könnte sie so ihr Gehirn wieder in Gang bringen. „Ich … ich dachte nur, er wäre vielleicht in seinem Büro. Ich habe nach ihm gesucht.“
Roccos Mund verzog sich zu einer schmalen Linie. „Ganz egal, an welchem Ort Steven Murray sich zurzeit auch verkriechen mag – wenn er nur einen Funken Verstand besitzt, wird keiner davon hier in der Nähe sein. Er hat das getan, was die meisten Kriminellen tun: Er ist untergetaucht.“
Rocco sprach Gracies schlimmste Befürchtungen aus, aber sofort setzte ihr vertrauter schwesterlicher Beschützerinstinkt ein. „Er ist kein Krimineller“, behauptete sie aufgebracht, auch wenn ihr Gewissen protestierte.
Er hob eine Braue. „Nein? Wie würden Sie das Stehlen von einer Million Euro denn nennen?“
Eine Million Euro? Gracie war froh, dass Rocco sie festhielt, sonst hätten ihre Beine sie nicht mehr gehalten.
„Was haben Sie mit ihm zu tun? Ist er Ihr Liebhaber?“ Er spuckte die Worte fast aus.
Gracie schüttelte den Kopf. Während sie die neuen Informationen verarbeitete, versuchte sie erfolglos, sich aus seinem Griff zu befreien. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, was hier passiert war, aber sie musste Steven um jeden Preis schützen!
„Ich hatte mir bloß Sorgen um ihn gemacht und dachte, er wäre vielleicht hier“, rief sie.
Rocco schnaubte. „Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass er zum Ort seines Verbrechens zurückkehrt. Er wird wohl kaum so dumm sein, eine zweite Million von meinen Geschäftskonten abbuchen zu wollen.“
„Er ist nicht dumm!“, verteidigte Gracie ihren Bruder unwillkürlich.
Endlich schaffte sie es, sich aus Roccos Händen zu lösen. Sie wirbelte herum. Ein Stück entfernt sah sie den Notausgang. Sie rannte los. Hinter sich hörte sie einen Fluch. Als ihre Finger schon fast die Klinke berührten, wurde sie so heftig herumgedreht, dass sie mit dem Rücken gegen die Tür stieß. Rocco de Marco stemmte die Hände rechts und links neben ihren Kopf und starrte auf sie herunter.
Sie hätte nicht rennen sollen! Gracie begriff, dass sie jetzt genauso schuldig wirkte wie Steven. Aber der Schock war einfach zu groß gewesen.
„Offensichtlich stecken Sie also auch mit drin – bis zu ihrem hübschen Hals“, sagte Rocco, als könnte er ihre Gedanken lesen. „Die Frage ist nur: Warum sind Sie zurückgekommen? Wahrscheinlich, um irgendetwas Wichtiges zu holen“, beantwortete er dann seine eigene Frage.
Sie schüttelte den Kopf. Ihr Ärger war so schnell verschwunden, wie er gekommen war. Jetzt war ihr nur noch übel. „Mr de Marco, ich schwöre Ihnen, dass ich nichts mit der Sache zu tun habe. Ich habe mir bloß Sorgen gemacht. Aber ich weiß von gar nichts.“
Seine Miene verhärtete sich nur noch mehr. „Als wir uns letzte Woche getroffen haben, wussten Sie genau, wer ich bin.“
Sie schüttelte den Kopf. Bei der Erinnerung an ihre erste Begegnung breitete sich sofort ein flaues Gefühl in ihrem Magen aus. „Nein … das ist nicht wahr! Ich hatte wirklich keine Ahnung. Bis der Mann Ihren Namen genannt hat.“
Er schien ihr nicht einmal zuzuhören. „Sie sind mit Murray gekommen, als seine Komplizin. Sie haben das Ganze zusammen ausgeheckt!“
Gracie schüttelte nur hilflos den Kopf. Rocco schaute auf sie herunter, dann richtete er sich auf und nahm unsanft ihren Arm. Er achtete nicht darauf, dass sie zusammenzuckte, und führte sie zurück zum Aufzug.
Plötzlich stellte Gracie sich vor, dass unten schon die Polizei auf sie wartete. Panisch
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