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Allwissend

Allwissend

Titel: Allwissend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Stück. »Außerdem haben Sie womöglich gar keine Gelegenheit, sich darum zu kümmern.«
    »Ich schiebe es schon irgendwie ein, Charles.«
    »Nun, die Sache ist die, es gibt da...« Er fand eine Akte auf seinem Tisch und zog daraus ein mehrseitiges Dokument hervor.
    »Was ist das?«
    »Wie der Zufall es will« - die zweite Augenbraue gesellte sich hinzu - »kommt es von der Generalstaatsanwaltschaft.« Er schob ihr die Seiten herüber. »Wie es scheint, wurde eine Beschwerde gegen Sie eingereicht.«
    »Gegen mich?«
    »Sie sollen gegenüber einer Angestellten des Bezirks rassistische Bemerkungen gemacht haben.«
    »Charles, das ist doch verrückt.«
    »Tja, nun, es ist bis nach Sacramento vorgedrungen.«
    »Wer hat sich denn beschwert?«
    »Sharanda Evans vom Jugendamt.«
    »Der Name sagt mir nichts. Das muss ein Irrtum sein.«
    »Sie war beim Monterey Bay Hospital, als Ihre Mutter verhaftet wurde. Sie sollte sich um Ihre Kinder kümmern.«
    Ah, die Frau, die Wes und Maggie aus dem Spielzimmer des Krankenhauses geholt hatte.
    »Charles, sie hat sich nicht um die beiden >gekümmert<, sondern wollte sie in Gewahrsam nehmen. Sie hat nicht mal versucht, mich anzurufen.«
    »Sie behauptet, Sie hätten rassistische Kommentare geäußert.«
    »Herrje, Charles, ich habe ihre Kompetenz angezweifelt, das ist alles.«
    »Die Frau hat es nicht so aufgefasst. Da Sie im Großen und Ganzen einen guten Ruf genießen und es bei Ihnen noch nie derartige Vorfälle gegeben hat, wird der Generalstaatsanwalt wohl keine formelle Untersuchung anordnen. Dennoch wird die Angelegenheit überprüft.«
    Er schien hin- und hergerissen zu sein.
    Vielleicht auch nicht.
    »Unser Boss hat angefragt, wie weiter verfahren werden soll.«
    Bei Overby angefragt, meinte er. Und Dance verstand ganz genau, was gerade geschah: Sie hatte Overby vor Royce in Verlegenheit gebracht. Der Ombudsmann könnte den Eindruck gewonnen haben, Overby habe seine Leute nicht im Griff. Eine vom CBI eingereichte Beschwerde über Royce würde ebenfalls Overbys Führungsqualitäten infrage stellen.
    »Selbstverständlich sind Sie keine Rassistin. Aber diese Miss Evans scheint mächtig wütend zu sein.« Er starrte den Brief an, der vor Dance lag, als würde er ein Autopsiefoto betrachten.
    Wie lange arbeiten Sie schon in diesem Beruß ... Entweder noch nicht lange genug oder schon viel zu lange.
    Kathryn Dance begriff, dass ihr Chef mit ihr verhandelte: Sofern sie darauf verzichtete, sich über Royces unschickliches Verhalten zu beschweren, würde Overby dem Generalstaatsanwalt melden, die Vorwürfe der Sozialarbeiterin seien gründlich geprüft und für haltlos befunden worden.
    Falls Dance hingegen nicht nachgab, könnte sie ihre Anstellung verlieren.
    Dies hing einen Moment lang zwischen ihnen in der Luft. Dance war überrascht, dass Overby keine einzige kinesische Stressreaktion erkennen ließ. Sie hingegen bekam ihren wippenden Fuß gar nicht mehr unter Kontrolle.
    Ich glaube, ich sehe die Dinge nun in ihrer Gesamtheit, dachte Dance zynisch. Fast hätte sie es laut ausgesprochen.
    Tja, sie musste eine Entscheidung treffen.
    Sie überlegte.
    Er trommelte mit den Fingern auf der Beschwerde herum. »Es ist eine Schande, wenn so etwas passiert. Wir widmen uns unseren ureigensten Aufgaben, und plötzlich gibt es Einmischungen von außen.«
    Nach dem Kreuz-Fall, nach der Achterbahnfahrt mit dem Fall J. Doe in Los Angeles und nach den qualvollen Tagen der Sorge um ihre Mutter beschloss Dance, dass es ihr den Kampf nicht wert war, nicht diese Sache.
    »Falls Sie meinen, dass eine Beschwerde gegen Royce uns zu viele Scherereien verursachen würde, Charles, dann werde ich das natürlich respektieren.«
    »So ist es vermutlich am besten. Gehen wir zurück an die Arbeit - wir werden gebraucht. Und das hier hat sich auch erledigt.« Er nahm die Beschwerde und schob sie zurück in die Akte.
    Wie offenkundig dreist kann man sein, Charles?
    Er lächelte. »Keine Ablenkungen mehr.«
    »Zurück an die Arbeit«, echote Dance.
    »Okay, wie ich sehe, ist es schon spät. Schönes Wochenende. Und danke, dass Sie den Fall abgeschlossen haben, Kathryn.«
    »Auf Wiedersehen, Charles.« Dance stand auf und verließ das Büro. Sie fragte sich, ob er sich wohl genauso schmutzig fühlte wie sie.
    Sie bezweifelte es sehr.
    Dance kehrte in den Mädchenflügel zurück und war gerade an ihrer Bürotür angekommen, als hinter ihr eine Stimme rief: »Kathryn?«
    Sie drehte sich um und sah jemanden, den sie

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