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Almuric

Titel: Almuric Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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ärmellose Tunika, die nur knapp bis zu den Knien reichte. Die schlanke Taille umfing ein geflochtener Gürtel. So stand sie am Eingang, staunend, neugierig, die dunklen Augen weit vor Faszination. Mein Herumfahren erschreckte sie, und mit einem leisen Aufschrei rannte sie davon.
    Ich starrte noch hin, als sie schon längst verschwunden war. Wie passte ein solches zartes Geschöpf in diese barbarischen, von Urgewalten aufgetürmten Mauern?
    Da erklangen raue, aufgeregte Stimmen draußen am Gang, Füße stampften, und gleich darauf marschierte eine Gruppe von Männern in mein Verlies. Immer noch das Bild des Mädchens vor Augen, starrte ich sie verblüfft an. Es waren doch tatsächlich meine alten Bekannten, die Neandertalertypen: muskulös, behaart, wild, mit Mordlust in ihren eisig-grauen Augen.
    Sämtliche Männer waren bewaffnet, und instinktiv griffen sie nach ihren Schwertern, die zottigen Köpfe misstrauisch vorgereckt, als sie mich bei Bewusstsein sahen.
    »Bei Thak!« knurrte einer. »Der Kerl ist schon zu sich gekommen!«
    Der neben ihm Stehende brummte: »Was glaubst du – versteht er wohl die menschliche Sprache?«
    Ich konnte sie nur fassungslos anstarren. Ich erkannte jetzt, dass sie nicht Englisch sprachen – und auch sonst keine irdische Sprache –, aber ich verstand alles, bis auf wenige Wörter, für die es in irdischen Begriffen vermutlich keine Entsprechung gab. Aber jetzt war nicht die Zeit, sich über dieses rätselhafte Phänomen den Kopf zu zerbrechen, also antwortete ich dem letzten Sprecher.
    »Ich verstehe euch«, sagte ich. »Aber wer seid ihr? Was ist das für eine Stadt? Und warum habt ihr mich angegriffen und in Ketten gelegt?«
    Sie knurrten erstaunt, zupften an ihren Bärten, wiegten die Köpfe.
    »Da seht ihr’s!« grunzte einer. »Er kann sprechen – ich sag’ euch, er ist von der anderen Seite des Gürtels!«
    »Einen Dreck ist er«, unterbrach ihn ein anderer rüde. »Er ist eine Missgeburt, ein verdammter, glatthäutiger, degenerierter Schwächling, den seine Eltern besser nicht am Leben gelassen hätten!«
    »Frag ihn, woher er des Knochenbrechers Dolch hat!« rief einer.
    Auf das hin starrten sie mich alle finster an, und einer hielt mir die Waffe, die sie mir abgenommen hatten, mit missbilligendem Blick unter die Nase – leider nicht nahe genug!
    »Hast du das Logar gestohlen?«
    »Ich habe nichts gestohlen!« schnappte ich. »Ich habe den Dolch seinem Besitzer in ehrlichem Kampf weggenommen!«
    »Hast du ihn umgebracht?« Zweifelndes Gemurmel erhob sich.
    »Nein«, antwortete ich. »Wir kämpften mit bloßen Händen, bis er nach der Waffe griff. Da schlug ich ihn bewusstlos.«
    Darauf brüllten sie alle los – ich dachte im ersten Augenblick, es sei aus Wut oder Empörung; dann erst wurde mir klar, dass sie bloß ihren Meinungsverschiedenheiten Luft machten.
    Einer überschrie alle: »Ich sag’ euch, der Kerl lügt!« bellte er. »Wir wissen alle, dass Logar Knochenbrecher sich nicht von so einem elenden glatthäutigen Schwächling niederschlagen lässt. Ghor der Bär könnte mit Logar fertig werden. Aber nicht der da!«
    »Na gut, und der Dolch? Wie kommt er dazu?« hielten ihm die anderen entgegen.
    Aufs neue erhob sich allgemeiner Tumult, jeder schrie jeden an, fluchte, schüttelte die Fäuste, manche griffen nach den Waffen.
    Ich wartete mit boshafter Genugtuung, dass sie sich im nächsten Augenblick gegenseitig die Hälse abschnitten, aber dann zog einer, der eine gewisse Autorität zu besitzen schien, sein Schwert und schlug damit auf die grobe Holzbank an der Wand, um sich Gehör zu verschaffen.
    »Ruhe! Ruhe! Wenn noch einer das Maul auftut, spalt’ ich ihm den Schädel!« Langsam verstummte das Getöse, dem Ruhestifter wurden giftige Blicke zugeworfen, aber die Männer gaben doch Frieden. Ruhig, als wäre nichts geschehen, sprach er weiter: »Der Dolch beweist gar nichts. Er kann Logar im Schlaf überrascht haben, er kann die Waffe gestohlen oder gefunden haben. Aber was kümmert uns das? Sind wir Logars Brüder, dass wir uns um ihn sorgen müssten?«
    Sie zischten zustimmend – Logar schien sich keiner allgemeinen Beliebtheit zu erfreuen.
    »Die Frage ist, was wir mit diesem Mann hier anfangen sollen. Wir müssen den Rat einberufen und das entscheiden.« Mit einem Grinsen fügte er hinzu: »Essbar ist er jedenfalls nicht.«
    »Seine Haut würde sicher gutes Leder abgeben«, meinte ein anderer, und er grinste dabei durchaus nicht.
    »Zu weich«, entgegnete

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