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Almuric

Titel: Almuric Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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Thab, warum? Er hat doch nichts Böses getan, er kam allein und friedlich, und die Krieger haben ihn ohne Warnung niedergeschossen, und jetzt – jetzt …«
    Er warf ihr einen irritierten Blick zu. »Hör mal, wenn ich deinem Vater erzähle, dass du dich für einen Gefangenen einsetzt …«
    Diese Drohung war nur zu wirksam, sie knickte sichtlich zusammen.
    »Bitte sag’s ihm nicht«, bat sie. Dann schlug ihre Stimmung plötzlich um, und sie rief zornentflammt: »Und wenn du’s ihm sagst, und wenn er mich prügelt – es ist trotzdem eine Gemeinheit!«
    Damit rannte sie aus dem Verlies.
    »Wer ist das Mädchen?« fragte ich.
    »Altha, die Tochter von Zal dem Werfer.«
    »Und wer ist das?«
    »Einer der Männer, die du vor kurzem so wütend bekämpft hast.«
    »Du meinst, ein solches Mädchen – ist die Tochter von einem dieser haarigen Gorillas – wie ist das möglich?« Mir verschlug diese Vorstellung nahezu die Sprache.
    »Warum auch nicht? Was passt dir an unserem Aussehen nicht?« Er sah mich verständnislos an. »Sie ist auch nicht anders als die übrigen Frauen unseres Stammes.«
    »Das heißt, alle Frauen sehen wie sie aus, und alle Männer ähnlich wie du?«
    »Natürlich – abgesehen von kleinen individuellen Unterschieden. Ist es bei deinem Volk anders? Falls du nicht einfach eine Missgeburt bist, selbstverständlich.«
    »Das ist doch …«, begann ich verdattert, als ein anderer Krieger im Eingang auftauchte und sagte:
    »Ich soll dich ablösen, Thab. Die Krieger haben beschlossen, Khossuth entscheiden zu lassen, wenn er morgen zurückkommt.«
    Thab ging, und der andere ließ sich auf der Bank nieder. Ich versuchte nicht, mit ihm ein Gespräch anzufangen. In meinem Kopf drehte sich alles, und ich merkte plötzlich, dass ich dringend Schlaf brauchte. Binnen wenigen Augenblicken schlief ich tief und traumlos.
    Der Kampf hatte mich doch sehr erschöpft, denn sonst wäre ich wohl sofort hellwach geworden, als irgend etwas mein Haar berührte. So aber wachte ich nur halb auf und erblickte wie in einem Traum, die schlafschweren Lider kaum aufbringend, ein Gesicht, das sich über meines beugte, große schwarze Augen, in denen ich versank wie in einem nachtdunklen Waldsee. Duftige schwarze Haarsträhnen streiften leicht meine Wange. Und dann berührte die Traumgestalt – oder war es keine? – sanft mit den Fingerspitzen mein Gesicht, und trat mit einem hastigen Aufatmen zurück, als wäre sie über die eigene Kühnheit erschrocken. Mein Wächter lag schnarchend auf seiner Bank. Die Fackel war zu einem Stummel heruntergebrannt, der nur mehr ein dumpfes, geisterhaftes Licht aussandte wie das leuchtende Moos auf modrigem Holz. Draußen war der Mond längst untergegangen. Dies alles nahm ich wahr wie im Fiebernebel, bevor ich wieder einschlief. Diesmal träumte ich von einem zarten weißen Gesicht, schimmernd in der Schwärze der Nacht …

 
3
     
    Als ich wieder erwachte, begann schon der Tag mit jenem kalten grauen Licht des Morgens, das Verurteilten ihren Henker zu bringen pflegt. Eine Gruppe von Kriegern umringte mich, und genau vor mir stand einer, der Khossuth der Schädelspalter sein musste.
    Er überragte die anderen um Haupteslänge und war im Vergleich zu ihnen fast hager. Dadurch erschienen seine mächtigen Schultern abnorm und unproportioniert. Gesicht und Körper waren mit Narben übersät. Dieser Mann war alt, jedoch ohne das geringste Anzeichen von greisenhafter Schwäche. Ein ehrfurchtsgebietender grauer Riese der Vorzeit …
    Mit finsterem, nachdenklichem Blick sah er auf mich herab, die Hand an den Griff seines großen Schwertes gelegt.
    »Man sagt mir, du behauptest, Logar von Thugra in offenem Kampf besiegt zu haben«, sagte er endlich, und seine Stimme schien aus den tiefsten Schlünden der Erde zu kommen.
    Ich antwortete nicht, musterte ihn nur meinerseits.
    »Warum antwortest du nicht?« knurrte er.
    »Weil ich es müde bin, Lügner geheißen zu werden«, sagte ich unwillig.
    »Warum kamst du nach Koth?«
    »Ich wollte nicht mehr allein unter den wilden Tieren leben«, antwortete ich. »Welch ein Narr ich war – ich dachte, ich würde Menschen finden, deren Gesellschaft der von Leoparden und Affen vorzuziehen wäre! Ich habe mich getäuscht, sehe ich.«
    Er zerrte an seinem ausladenden grauen Schnurrbart.
    »Hrrm – sie erzählen, du kämpfst wie ein wütender Leopard. Und Thab sagte mir, dass du nicht als Feind kamst. Ich mag tapfere Männer. Aber was sollen wir nun tun? Wenn wir

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