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Almuric

Titel: Almuric Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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man ihm.
    Andere protestierten: »Also so weich hat er sich gar nicht angefühlt, als wir ihn in die Stadt trugen. Er scheint recht zäh zu sein!«
    »Tush«, widersprach der erste verächtlich, »ich werd’ euch gleich zeigen, wie zäh er ist! Passt auf, ich schneid’ mir ein paar Streifen von seiner Haut heraus.« Er zog sein Messer, und die übrigen sahen seinen Absichten voller Interesse entgegen.
    Mittlerweile kochte ich vor Wut. Diese Affen behandelten mich wie ein gefangenes wildes Tier, begutachteten mich hinsichtlich der Verwertungsmöglichkeiten – und jetzt wollte dieser Kerl sein Messer an meiner Haut ausprobieren! Ich fuhr herum, packte die Kette mit beiden Händen, schlang sie mir ein paar Mal um die Handgelenke, um einen besseren Griff zu haben, stemmte die Füße gegen die Mauer und zog mit voller Kraft. Der Ring rührte sich nicht – meine Muskeln spannten sich zum Zerreißen, der Schweiß brach mir am ganzen Körper aus, da plötzlich barst der eiserne Ring aus der Verankerung. Ich verlor das Gleichgewicht und wurde der Länge nach meinen Feinden vor die Füße geschleudert, die sich wie ein Mann auf mich stürzten.
    In meiner Wut kam mir das gerade recht. Mit einem kriegerischen Schrei fuhr ich auf, Fausthiebe austeilend. Es war eine herrliche Prügelei! Keiner zog eine Waffe, alle vertrauten auf ihre Körperkräfte und auf ihre Überzahl. Wir rollten von einer Wand des Verlieses zur anderen, eine keuchende, herumdreschendes fluchende Masse miteinander verklammerter Körper. Einmal glaubte ich, aus dem Augenwinkel eine Gruppe von Frauen beim Eingang zu erblicken, die dem Mädchen ähnlich sahen, das vorhin zu mir hereingesehen hatte, aber zu einem zweiten Blick blieb mir nicht die Muße: Ich hatte gerade meine Zähne in ein haariges Ohr geschlagen, dessen Besitzer mir eben fast die Nase demoliert hatte.
    Nun ja, ich zahlte ihnen alles mit gleicher Münze zurück, und noch mehr. Das Aufjaulen derer, die meine Fäuste erwischt hatten, war Musik in meinen Ohren. Aber die verdammte Kette, die noch um meine Mitte geschlungen war, kam mir immer wieder zwischen die Füße, und sehr bald war in dem Getümmel mein Kopfverband heruntergerissen, so dass die Wunde wieder zu bluten begann; das Blut floss mir in die Augen, geblendet stolperte ich, und meine Gegner überwältigten mich und fesselten mir Hände und Füße.
    Dann kauerten sie sich erschöpft auf den Boden, mehrere lagen mit schmerzverzerrten Gesichtern herum. Da mir nichts anderes mehr möglich war, beschimpfte ich sie wenigstens aus vollem Herzen. Ich kann nicht leugnen, dass mich die blutenden Nasen, blaugeschlagenen Augen und zersplitterten Zähne meiner Widersacher mit Genugtuung erfüllten.
    Einer war sogar bewusstlos, aber ein Eimer kaltes Wasser brachte ihn ziemlich schnell wieder zu sich.
    Schließlich kümmerte man sich auch um mich. »Seine Wunde ist wieder offen! Er wird verbluten«, wurde ohne großes Bedauern festgestellt.
    »Hoffentlich!« knurrte eine wütende Stimme. »Er hat mir in den Bauch getreten. Ich sterbe – hol mir einer Wein!«
    »Wenn du stirbst, brauchst du keinen Wein«, stellte der Häuptling, oder was immer er war, mit brutaler Logik fest und spuckte einen Zahnsplitter aus.
    »Verbinde ihm die Wunde, Akra!«
    Akra hinkte wenig begeistert zu mir und beugte sich herunter.
    »Halt deinen verdammten Schädel ruhig!« fauchte er.
    »Verschwinde!« fauchte ich zurück. »Ich brauch’ dich nicht – rühr mich an, und du bereust es!«
    Schnell entschlossen fuhr er mir mit seiner breiten Pratze ins Gesicht und drückte meinen Kopf auf den Boden.
    Das war ein Fehler. Er brachte dadurch seinen Daumen in Reichweite meiner Zähne, was ich nicht ungenützt ließ. Er heulte auf; seinen Finger kriegte er erst mit Hilfe seiner Genossen zurück. Schmerzerfüllt hopste er herum, und dann packte ihn die Wut – plötzlich stieß er mir den Fuß heftig gegen den Schädel. Mein Kopf krachte gerade mit der verwundeten Stelle gegen die Wand, und der stechende Schmerz, der in meinem Hirn explodierte, machte mich erneut bewusstlos.
     
    Als ich wieder zu mir kam, war mein Kopf frisch verbunden, und ich war mit Ketten an Händen und Füßen gefesselt. Ein neuer Ring in der Wand – ersichtlich fester verankert als der vorige – hielt die vier Einzelketten. Es war Nacht. Durch das Fenster oben in der Wand sah ich Sterne glitzern. Eine Fackel erhellte das Gewölbe mit einem eigentümlich grünen Licht, und ihr brennendes Harz verströmte

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