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Alpenlust

Alpenlust

Titel: Alpenlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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eine Weile so weitervegetiert, außerhalb der Regeln, außerhalb jedes normalen menschlichen Zusammenlebens, doch die Gesetze erlaubten es nicht. Sie wurden genug missachtet, sie wollten auch wieder ihr Recht. Jeder Schritt brachte es näher.

     

     

18. Rein
    Trimalchio wurde allein zurückgelassen. Tanja wollte mit raus, sie würde morgen zur Kommissarin aufsteigen, offiziell, ihre Lehrzeit war um. Sie wollte ein bisschen feiern, ursprünglich, hatte jetzt aber nichts mehr gesagt. Sie sorgte sich um Birne, das ließ ihr keine Ruhe.
    Trimalchio starrte ins Leere. Er rauchte eine nach der anderen, da er spürte, dass etwas passieren würde, was er nicht aufhalten konnte. Eine Leiche aus der Vergangenheit, die sie damals nicht vollständig vergraben hatten; ein kleiner Finger schaute noch raus, und nun zog sich der Restleib an ihm wieder ans Tageslicht. Er wollte Vergeltung.
    Das Telefon auf seinem Schreibtisch klingelte. Auf dem Display erschien eine Handynummer. Trimalchio hob ab und lauschte.
    »Hallo? Trimalchio ?« Birnes Stimme klang künstlich locker.
    »Hallo, Birne.«
    »Bist du im Büro?«
    »Sonst würde ich nicht abnehmen.«
    »Ich komm jetzt vorbei. Kannst du dafür sorgen, dass es keinen Tumult gibt?«
    »Ja.«
    »Machst du uns die Rauchertür auf?«
    »Mach ich.«
    »Wir sind in fünf Minuten da. Wir sind zu dritt.«
    »In Ordnung.«
    Er legte auf. Fünf Minuten. Lange Zeit, aber danach wäre alles vorbei.

     
    Birne gab Ben sein Handy zurück. Sie mussten durch die Einfahrt und dann über den Innenhof. Auch hier hingen überall Kameras. Polizisten kamen ständig zur Tür raus, entweder waren sie im Dienst oder sie kamen nur, um sich eine Brotzeit zu holen. Eine kurze und gefährliche Strecke. Birne zwang sich und damit auch die anderen, ruhig zu bleiben. Ben merkte man nichts an, Nina konnte die Situation nicht einschätzen, sie hatte nichts zu verlieren.
    Die Tür ließ sich nur von innen öffnen. Sie war verschlossen. Es waren eventuell erst viereinhalb Minuten vergangen.
    Drüben aus der Haupttür kamen zwei in Uniform, sie beachteten die drei vor der Seitentür nicht und stiegen in ihren Streifenwagen. Vielleicht holten sie Leberkäse für die anderen.
    Dann tat sich was, die Tür vor ihnen öffnete sich. Ein stummer Trimalchio darin. Niemand sagte was. Ben trat vor ins Treppenhaus, der Rest folgte. Drinnen waren die Wände hellblau, Ben schnaufte durch. »Wohin?«
    »Einen Stock hoch, dann sind wir da.«
    Trimalchios Büro war abgetrennt, er ließ sie eintreten und schloss das Rollo. Sie waren ganz unter sich.
    »Seid ihr in Ordnung?«, fragte Trimalchio .
    »Alles bestens«, antwortete Ben stellvertretend.
    »Bei euch auch?« Ben schaute Nina und Birne an, die hinter dem Stuhl standen, auf dem Ben bereits Platz genommen hatte.
    »Ein Glas Wasser vielleicht«, forderte Nina schüchtern.
    »Gern. Du auch?«
    Birne nahm an, er war dieses Mal auch nur Gast.
    Trimalchio ging selbst und kam mit drei Plastikbechern, die eigentlich für Kaffee vorgesehen waren, und einer Eineinhalbliterflasche Mineralwasser zurück. Nina und Birne tranken dankbar und gierig. Ben und Trimalchio sahen zu.
    Dann kehrte wieder Stille ein, die Trimalchio durchbrach: »Lang, lang ist’s her.«
    »Lang.«
    »Ich hab’s mal versucht bei dir.«
    »Ich weiß.«
    »Du hast nichts mehr hören lassen.«
    »Ich denke, du warst auf dem Laufenden.«
    »Im Wesentlichen.«
    »Ich auch. Wir haben uns nicht aus den Augen verloren, wir haben nur nicht mehr miteinander geredet.«
    »Wir haben uns in Ruhe gelassen.«
    »Ja«, stimmte Ben zu. »Du konntest gut damit leben.«
    »Du etwa nicht?«
    Birne fiel auf, dass sich Nervosität in Trimalchios Stimme schlich.
    Hastig fügte sein Chef hinzu: »Du hast gewusst, wo du mich findest. Wenn ich nichts höre, dann gehe ich davon aus, dass bei dir alles in Ordnung ist. Ich kann doch nicht riechen, dass dir irgendwas nicht passt. Ich war immer der Erste, an den du dich gewandt hast, ich bin der Einzige, der alles weiß. Warum sagst du nichts?«
    »Bleib auf dem Boden. Ich habe mich nicht beschwert.«
    »Dann ist ja alles wunderbar.«
    »Fast.«
    »Was ist?«
    »Hast du damit gerechnet, dass ich hierher komme?«
    »Weiß nicht. Was soll denn jetzt passieren?«
    »Ich denke, das Spiel ist aus«, sagte Ben. »Der Fall ist gelöst, du bekommst eine Urkunde. Oder?«
    »Bist du deswegen gekommen?«
    Birne mischte sich ein: »Er wollte unbedingt, dass ich ihn zu dir bringe, er hätte uns sonst

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