Alpha: Thriller (German Edition)
die Tür auf und nahm sie in Empfang. Die Piloten würden später kommen, nachdem sie die Maschinen gesichert hatten.
Kein Wort fiel, bis die gesamte Mannschaft im Esszimmer versammelt war, dem größten Raum des kleinen Matrix-Basislagers.
Einer der Männer – Lynn fiel auf, dass das Team ausschließlich aus Männern bestand – trat vor. »Dr. Edwards?«, fragte er und streckte ihr eine riesige Pranke entgegen. »Major Marcus Daley, US-Army Ingenieurscorps.«
Lynn nahm die Hand und schüttelte sie fest. »Army?«, fragte sie verblüfft. Rasch ließ sie den Blick über die anderen schweifen, die sich hinter Daley zu einer fächerförmigen Formation aufgestellt hatten. Allerdings, ihre militärische Ausstrahlung war unverkennbar.
»Hey, wer würde sonst eine Notfall-Operation Tausende von Meilen von der Zivilisation entfernt durchführen? Entweder wir, oder Sie warten noch zwei Wochen auf ein ziviles Team. Wenn der Körper bereits freigelegt ist, wollen Sie sicher nicht, dass er verwest.«
Lynn nickte; sie verstand. »Ja, natürlich. Es tut mir leid. Ich wollte nicht unhöflich sein. Ich hatte nur nicht mit einem militärischen Team gerechnet. Haben Sie schon einmal Leichen aus dem Eis freigelegt?«
Daley nickte ernst. »Es fallen ständig Soldaten in vereisten Weltgegenden. Und wir lassen nie einen Mann zurück.« Er sah Lynn in die Augen. »Jetzt bringen Sie uns zu dem Leichnam.«
Lynn musste gestehen, dass militärische Gründlichkeit etwas für sich hatte. Bis zur Mittagszeit hatten sich die Militäringenieure zum Fundort führen lassen, das Gebiet vollständig erkundet und einen detaillierten Plan aufgestellt, mit dem Lynn sich rasch einverstanden erklärt hatte. Anscheinend hatten sie tatsächlich Erfahrung mit so etwas.
In der Basis setzte sich Major Daley im Speiseraum mit Lynn und Devane zusammen. Auf dem Aluminiumtisch zwischen ihnen standen Tassen mit heißem Kaffee. Die beiden NASA-Wissenschaftler erklärten Daley, wie sie die Entdeckung gemacht hatten, und der Major stellte Fragen und machte sich Notizen.
»Dann sind Sie, seit Sie gestern Abend mit Atkinson gesprochen hatten, nicht wieder hinaus zu dem Leichnam gegangen?«
Lynn wechselte einen Blick mit Devane und schüttelte dann den Kopf. »Nein. Samuel hat uns befohlen, hierher zurückzukehren und zu warten, bis Sie kommen würden.«
Daley nickte. »Gut.«
»Warum?«, fragte Lynn, die sich nur allzu bewusst war, dass sie nicht ganz wahrheitsgemäß geantwortet hatte. Nach ihrer Versammlung und der Diskussion mit dem Team gestern Abend waren sie und Devane noch einmal den Kamm hinuntergestiegen, hatten den Fund mit hochauflösenden Kameras dokumentiert und sich detaillierte Notizen gemacht. Mit ihrer Spezialausrüstung war es ihnen sogar gelungen, ein paar Hautzellen von dem gefrorenen Leichnam abzulösen und ihm etwas Haar für eine spätere DNS-Analyse abzuschneiden. Außerdem hatten sie einen kleinen Streifen Stoff von der Kleidung abgetrennt, um ihn einem Radiokarbontest zu unterziehen. Angesichts des unvorhersehbaren Wetters auf diesem launischen Kontinent war es gut möglich, dass die ganze Fundstätte unter meterhohem Schnee lag, bis ein Spezialistenteam auftauchte. Der Leichnam ginge dann womöglich für weitere vierzigtausend Jahre verloren, und Lynn wollte verdammt sein, wenn sie das zuließ. Doch sie hatte ein ungutes Gefühl dabei, dies Daley gegenüber zuzugeben, und so befanden sich die Beweisstücke, die sie gesammelt hatten, jetzt in ihrem privaten Rucksack, der in ihrer Einzelkabine stand.
»Okay«, erklärte Daley. »Um fünfzehnhundert setzen wir Phase eins des Plans fort – die Freilegung des Leichnams. Wir legen ihn in eine der Kühl-Druckkammern an Bord des einen Chinook, und dann werden wir alle bis heute Abend zweiundzwanzighundert graben.«
»Wie bitte?«, fragte Lynn schockiert. »Wir sollen alle graben? Was ist mit unserer Arbeit?«
Daley setzte sich vollkommen über ihre Besorgnis hinweg. »Sie sind jetzt Teil einer großen wissenschaftlichen Entdeckung, Dr. Edwards«, erklärte er charmant. »Sie haben jetzt einen anderen Auftrag.«
Daley hielt Wort und sorgte dafür, dass sein Team den Leichnam bis zum selben Abend freigelegt und verladen hatte.
Seine Männer waren so gründlich, dass Lynn wider Willen beeindruckt war. Sie legten den Körper mit beinahe liebevoller Sorgfalt frei. Fasziniert sahen Lynn und Devane zu, wie immer mehr von dem uralten Leichnam enthüllt wurde. Die seltsame Kleidung bedeckte
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