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Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel

Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel

Titel: Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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Schokolade!«
    »Oh, sei still!«, rief Matilda, und Emmanuel schlug die mehlbestreuten Flügel vor den Mund.
    »Er hat ja recht, Matilda«, sagte Julebukk leise.
    »Wieso, was ist mit der Tür?«, fragte Ben beunruhigt. Drei schwere Riegel waren davor, geformt wie Tannenzapfen. An der Klinke hing eine kleine Glocke und im Schlüsselloch steckte ein Koboldstiefel.
    »Ach, das ist keine lustige Geschichte!«, sagte Julebukk. »Willst du sie wirklich hören?«
    »Ja, bitte.« Ben nahm noch einen Schluck Kakao. »Ich mein – ich möchte sie hören.«
    »Also gut«, seufzte Julebukk, »wie du willst.« Er schlug die Beine übereinander, kratzte sich den Kopf und fing an zu erzählen.

Der Große Weihnachtsrat
    Zwei Wochen vor dem letzten Weihnachtsfest«, begann Julebukk, »war es sehr nass und kalt und ich hatte eine scheußliche Erkältung.«
    »Ganz furchtbar«, zwitscherte Matilda und nahm sich einen Lebkuchen. »In einem fort hat er geniest. Der ganze Wagen hat gewackelt.«
    »Wir packten gerade ein paar Geschenke ein«, fuhr Julebukk fort, »als es plötzlich an der weißen Tür dort klopfte.«
    Alle Augen wanderten zu der verriegelten Tür. Nur Julebukk guckte weiter in seine Kaffeetasse.
    »Draußen stand ein riesiger Nussknacker. Er knirschte mit den Zähnen, packte mich am Kragen und verkündete, der Große Weihnachtsrat wolle mich sprechen.«
    »Der Große Weihnachtsrat?«, fragte Ben.
    »Die Versammlung aller Weihnachtsmänner.« Fliegenbart verzog angeekelt das Gesicht. »Aber zu sagen hat da nur einer was – Waldemar Wilhelm Wichteltod. Seit dieser Schuft am Nordpol regiert, ist Weihnachten klebrig wie ein Honigbrot!«
    »Oh, dieser Waldemar ist so ein Widerling!«, rief Matilda. »Motorschlitten hat er den Weihnachtsmännern besorgt und aus den Rentieren Salami gemacht. Er hat die anderen Weihnachtsmänner überredet, die Wunschzettel der Kinder zu vergessen und nur noch von den Eltern Bestellungen anzunehmen, gegen Vorauszahlung natürlich. Und Heiligabend wird im Schnellverfahren geliefert.«
    »Scheußlich«, murmelte Ben.
    »Scheußlich?«, rief Fliegenbart. »Dann hör dir das mal an. Waldemars selbst komponierte Weihnachtshymne.« Er schnappte sich Julebukks Zuckerlöffel, schwang ihn wie einen Spazierstock, steppte über den Tisch und sang:
    »Weihnachten, du goldnes Fest,
    Das uns Geld verdienen lässt.
    Wunschzettel? Die schmeißt bloß weg!
    Die sind nichts als Mäusedreck.
    Denn die Kinder dieser Welt
    Haben nun mal nicht viel Geld.
    Und den Eltern reden wir ein:
    Weihnachten muss teuer sein.
    Nur Geschenke, die viel kosten,
    Werden nie im Keller rosten.
    Und bald singt die ganze Welt:
    Weihnachtsfreude kostet Geld!«
    Mit einem Grinsen verbeugte Fliegenbart sich vor Ben und ließ sich, etwas außer Puste, auf den Hosenboden fallen.
    »Dasdas – das ist ja ’n scheußliches Lied!«, stammelte Ben.
    »Im Weihnachtspalast hörst du es den ganzen Tag«, sagte Julebukk. »Es dudelt aus vierundzwanzig Lautsprechern, die Waldemars Nussknacker überall aufgehängt haben.«
    »Erzähl ihm von den Kobolden«, sagte Matilda. »Erzähl ihm, was Waldemar mit den armen Kobolden gemacht hat.«
    Julebukk seufzte. »Ja, das ist der traurigste Teil der Geschichte. Waldemar hat die anderen Weihnachtsmänner davon überzeugt, dass nur Menschen das Spielzeug bauen können, das Kinder sich wünschen. Kobolde, redete er ihnen ein, Kobolde würden das nie schaffen.«
    »Verleumdung!«, knurrten die Kobolde und hämmerten so wütend auf dem Rad herum, dass die Späne flogen.
    »Eines Nachts«, erzählte Julebukk weiter, »ließ Waldemar alle Kobolde von seinen Nussknackern in den Schnee jagen. Einfach so. Niemand weiß, wo sie geblieben sind. Seither bringen die Weihnachtsmänner nur noch Menschenspielzeug zu den Menschenkindern.«
    »Ja, aber ein paar von uns waren schlauer als der dicke Wichteltod!«, rief Fliegenbart. »Ein paar Weihnachtsmänner waren von seiner Goldenen Weihnacht gar nicht begeistert, und in deren Mänteln haben wir uns versteckt.«
    »Genau sieben«, sagte Matilda leise. »Und einer von ihnen war Julebukk.«
    Niklas Julebukk nickte. »Sieben Weihnachtsmänner gegen viele Hundert, die Waldemars Weihnachten wunderbar fanden. Wir haben heimlich weitergemacht wie früher. Die Kobolde haben Geschenke gebaut. Die Engel haben die Träume der Kinder belauscht und die Wünsche gesammelt, die nicht mit Geld zu erfüllen sind. Ja, und dann haben wir sieben den Kindern wirkliche Weihnachtsgeschenke

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