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Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel

Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel

Titel: Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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sprang die Stufen hoch und klopfte an die Tür. Einmal, zweimal, so lässig wie möglich, während sein Herz vor Verlegenheit in die Socken rutschte.
    »Stehen bleiben!«, rief Mike aus sicherer Entfernung. Die anderen kicherten nervös.
    Ben blieb stehen, eine feuchtkalte Ewigkeit lang.
    Dann ging die Tür plötzlich weit auf. Ein großer, dünner Mann sah freundlich auf ihn herunter.
    »Ja?«, fragte Niklas Julebukk.
    »Morgen!«, stieß Ben hervor, sprang die Treppe runter, riss Willi mit sich und rannte davon.
    Grölend kamen die anderen hinterher.
    Erst kurz vor dem Schultor wurde Ben langsamer. Schließlich blieb er stehen, weil Willi nur noch japste.
    Auch Mike schnappte nach Luft wie ein Fisch an der Angel, als er die beiden einholte.
    »Mensch, Bulette, warum rennst du denn so?«, fragte er atemlos. »Wie ’n Menschenfresser sah der schließlich nicht aus. Oder hast du etwa irgendwas im Wagen gesehen?«
    Mürrisch schüttelte Ben den Kopf. »Nö, was soll ich denn gesehen haben?« Dann drehte er sich um und trottete mit Willi durch das Schultor.
    »Hast du wirklich nichts gesehen?«, fragte Willi neugierig.
    »Nö!«, brummte Ben. Kein Wort sagte er über das Männchen, das aus Niklas Julebukks Manteltasche geguckt
    hatte, kein einziges Wort. Was hätte er auch sagen sollen? Für so was gibt es keine Worte.

Julebukk bekommt Besuch
    Julebukk saß am Tisch, schlürfte Kaffee, knabberte Lebkuchen und stopfte ein Loch in seinem Weihnachtsmannmantel.
    Draußen war es schon wieder dunkel. Ein ganzer Tag war vergangen, aber erst ein Rad lehnte wieder heil an der Wand. An dem anderen hämmerten die Kobolde immer noch herum. Fluchend natürlich.
    »Wie sieht es aus, Drechselbart?«, fragte Julebukk und versuchte einen Faden durchs Nadelöhr zu bekommen.
    »Schlecht!«, antwortete ein dicker Kobold. »Fürchte, wir werden uns noch die Finger daran krumm hämmern.«
    Mit einem Seufzer legte Julebukk die Nadel weg und betrachtete seinen Mantel. Alt und verschlissen war er, über und über mit Flicken bedeckt. »Matilda, fädelst du mir bitte mal den Faden ein?«, fragte er.
    Die beiden Engel backten schon den ganzen Tag Lebkuchen und Spekulatius mit Mandeln.
    »Moment!« Matilda wischte sich die mehlverschmierten Finger ab und flatterte zum Tisch.
    Julebukk stand auf und trat ans Fenster.
    Die Dunkelheit war schmutzig grau von den Lichtern der Stadt. Feiner Nieselregen fiel. Vor dem Haus gegenüber stand ein elektrisch beleuchteter Tannenbaum. Julebukk wollte sich gerade wieder umdrehen, als er den Jungen sah. Er lehnte an einem Baum, kaute an seinem Daumennagel und guckte zum Wohnwagen herüber.
    »Oh!«, murmelte Julebukk überrascht. »Da steht der Junge, der heute Morgen geklopft hat. Was meint ihr, soll ich ihn hereinbitten?«
    »O ja, wie nett!« Matilda klatschte in die Hände. »Wir hatten so lange kein Kind zu Besuch.«
    Die Kobolde waren weniger begeistert. »Wenn er uns die ganze Zeit anstarrt, fliegt er raus«, knurrte einer.
    »Genau!«, riefen die anderen und kicherten. »Zack, raus!«
    »Ach, ihr seid scheußliche Kerle!«, schimpfte Matilda. »Nicht einen Lebkuchen bekommt ihr, nicht einen einzigen.«
    »He, he, nun mal halblang!« Die Kobolde schmissen ihre Hämmer hin. »Wer arbeitet, kriegt auch Lebkuchen, klar?«
    Julebukk sah immer noch aus dem Fenster. Kinder sind gut gegen Weihnachtsmann-Traurigkeit, dachte er. Und Weihnachtsmänner sind gut für traurige Kinder. Also …
    »Ich frag ihn«, sagte Julebukk und ging zur Tür. »Guten Abend, mein Freund«, rief er. »Hast du vielleicht Lust, ein bisschen hereinzukommen?«
    Ben zog den Kopf ein und sah sich um. Aber außer ihm war niemand da. Er machte zwei Schritte auf den Wohnwagen zu – und einen zurück. »Zeit fürs Abendbrot«, sagte er.
    »Ach ja. Ich verstehe.« Julebukk nickte enttäuscht. »Deine Eltern warten auf dich.«
    »He, Tür zu!«, riefen die Kobolde von drinnen. »Wir frieren uns ja die Finger ab.«
    Der Junge schielte an Julebukk vorbei in den Wohnwagen.
    »Hallo«, flötete Matilda, flatterte auf Julebukks Schulter und schenkte dem Jungen ein Engelslächeln.
    »Ich – äh – ich sag – ich sag zu Hause Bescheid«, stotterte Ben. Dann drehte er sich um, rannte über die Straße und verschwand durchs nächste Gartentor.
    Ben kam schnell zurück.
    Matilda kochte Kakao, da klopfte es schon an der Tür.
    »Komm rein!«, rief Julebukk. Er stopfte immer noch seinen Mantel.
    Zögernd trat Ben ein. Die Kobolde waren verschwunden.

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