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Als die schwarzen Feen kamen

Als die schwarzen Feen kamen

Titel: Als die schwarzen Feen kamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Beer
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die Flasche fallen, Gabriel. Gib auf.«
    Der Kopf des Wurms glitt nun an Gabriels Brust hinauf und seinen Hals entlang, bis der zahnlose Mund beinahe sein Ohr berührte. Tu, was er sagt.
    Gabriel tastete nach seiner Bestie, fühlte, wie sie aufgeregt auf der Stelle trat. Sie drängte ihn, auf den Wurm zu hören, begriff er. Dies war nichts, was der Doktor geplant hatte. Was geschah dort im Schatten? Sprachen der Wurm und sein Biest miteinander? Was hatten sie vor? Und– sollte Gabriel wirklich tun, was sie wollten? Er, der sein ganzes Leben lang unter diesen Kreaturen gelitten hatte, sollte sich jetzt mit ihnen verbünden, und das ausgerechnet gegen einen Menschen? Das war völlig absurd. Gabriel biss die Zähne zusammen, um nicht wie ein Wahnsinniger zu lachen.
    Dann öffnete er die Hand.
    Er sah die Flasche wie in Zeitlupe fallen. Gleichzeitig spürte er, wie die Beißwerkzeuge des Hunderthändigen sich tief in seinen Hals gruben. Gabriel würgte vor Schreck und Schmerz. Vor seinen Augen wuchs ein schwarzer Rauchfaden aus seiner Kehle, ähnlich dem, der den Wurm mit dem Doktor verband. Der Faden wurde länger, schlängelte sich durch die Luft auf Gabriels Bestie zu, die innerhalb der letzten Augenblicke bis zum äußersten Rand der Schatten vorgedrungen sein musste, und wand sich eng um ihre Brust.
    Triumphierendes Fauchen brannte in Gabriels Ohr. Gut so. Und jetzt zieh.
    Gabriel schloss die Augen. Jetzt war alles zu spät.
    Er schloss die Hände um den Faden und zog. Im gleichen Augenblick spürte er, wie ein Ruck durch seinen Körper ging, wie sich alles von unten nach oben und von innen nach außen kehrte, und er hörte Dr. Roth überrascht und entsetzt keuchen. Es klang, als würde er ersticken. Und dann zerschmetterte ein gewaltiger Donner die Stille.
    Gabriel riss die Augen auf. Vor ihm, lebendig und riesengroß, stand seine Bestie. Ihr Brüllen erschütterte die Fensterscheiben. Drohend machte sie einen Schritt nach vorn. Um ihren Hals lag noch immer Gabriels Kette.
    Ein klickerndes Kichern erklang in Gabriels Schatten. Etwas schlängelte sich durch die äußeren Bereiche seines Bewusstseins und wand sich in seinen Eingeweiden. Der Wurm war in ihm!
    » Nein. Das ist unmöglich.« Dr. Roth starrte die Bestie aus weit aufgerissenen Augen an. Seine Hände zuckten wie panisch zu seiner Brust, während er zurückwich; versuchten, den Rauchfaden zu packen. Aber sein Griff ging ins Leere.
    Mit einem weiteren donnernden Brüllen hieb die Bestie nach dem Faden, der den Hunderthändigen mit dem Therapeuten verband. Ein Summen, wie der Nachklang einer riesigen Gitarrensaite, übertönte den Schrei des Doktors, und die Umrisse des Mannes begannen vor Gabriels Augen zu verschwimmen. Er sah, wie seine Bestie mit wildem Blick an dem Faden zerrte und wie am Ende des Rauchs die Chimäre der unzähligen Schattenwesen, die der Hunderthändige sich über die Jahre einverleibt hatte, aus der Gestalt des Therapeuten hervorquoll. Dr. Roth brüllte nun vor Schmerz. Immer näher zog die Bestie das Wesen, das zappelte und mit klagender Stimme aus zahllosen Mäulern quiekte und jammerte. Aber gegen die Kraft der Bestie hatte es keine Chance. Sie riss das Wesen zu sich heran und grub ihre Klauen tief in den formlosen Leib. Faserige Lappen bleichen Schattens fielen wie abgestorbene Hautfetzen zu Boden, als sie wieder und wieder zuschlug, während der Faden, der es mit dem Doktor verband, immer dünner wurde. Blut lief aus Dr. Roths Nase, und sein Körper sank in sich zusammen, als würde er von innen heraus vertrocknen. Ein letztes Mal hieb die Bestie zu– und diesmal riss der Faden. Er zerfaserte und begann sich in kleine Ascheflocken aufzulösen, während die Chimäre dessen, was früher einmal die Schattenkreaturen gewesen waren, zu einem schleimigen Klumpen grauer Masse zu Füßen der Bestie zerfiel. Mit einem erstickten Keuchen sackte der Therapeut zu Boden.
    Die Bestie schüttelte sich grollend und richtete ihren glühenden Blick auf den Mann, der sich unter ihr vor Schmerzen krümmte. Speichel tropfte von ihren Lefzen.
    Mit einem Ruck riss Gabriel sich aus der Schreckensstarre, die sich über seine Glieder und seinen Geist gelegt hatte. Das ging zu weit, dachte er erschrocken. Das Biest würde den Doktor töten, wenn er nichts unternahm!
    Entschlossen nahm er all seine Kraft zusammen und packte die Kette, die lose und führerlos vom Hals der Bestie herabhing. Bei aller Abscheu, die er für den Therapeuten empfand, er würde

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