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Als die Tiere den Wald verließen

Als die Tiere den Wald verließen

Titel: Als die Tiere den Wald verließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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eine Ecke und befanden sich auf dem Marktplatz. Leere Kisten und Schachteln, kleine Strohhäufchen, Papier, zerdrücktes Obst und Kohlblätter lagen um den verlassenen Platz herum. »Puh! Was für einen Dreck diese Menschen machen!« grollte die Kreuzotter, während sie sich über die schmutzigen Pflastersteine schlängelte. Der Regen wurde immer heftiger, der Wind trieb ihn in Böen gegen ihre Gesichter, und sie konnten fast nichts sehen.
    »Wir halten es nicht mehr lange aus, Fuchs!« ertönte die Stimme der Obersten Feldmaus aus der klatschnassen, sich vorwärtskämpfenden Mäusegruppe. »Jetzt ist es nicht mehr sehr weit«, ermutigte sie die Kröte. »Sobald wir die Stadt hinter uns haben, können wir anhalten.«
    Die Tiere gingen, so rasch sie konnten, und schließlich lag der letzte Laden, der letzte Gehsteig, das letzte Haus hinter ihnen. Jetzt, wo sie anhalten konnten, um sich auszuruhen, hatten sie absolut keine Lust dazu. Es gab überhaupt nichts, wo man sich vor dem prasselnden Regen hätte in Schutz bringen können, überall waren offene Spielwiesen, ohne jeglichen Baum und ohne jeglichen Windschutz.
    »Das ist ja schrecklich!« heulte das Eichhörnchen. »Unser Fell ist so durchnäßt und verklebt, daß wir uns alle den Tod holen werden.«
    »Wir haben schon einmal ein Unwetter erlebt«, meinte der Oberste Igel. »Und ich glaube nicht, daß einer daran gestorben ist.«
    »Trotzdem ist es beim zweiten Mal nicht weniger unangenehm«, meinte das Eichhörnchen störrisch. »Was ist mit uns?« sagte die Oberste Wühlmaus. »Wir Wühlmäuse und die Feldmäuse werden ertrinken, wenn wir hier im Freien bleiben.«
    Der Fuchs schaute sich mit gerunzelter Stirn um, ob es in der Nähe etwas gab, wo sie sich unterstellen konnten.
»Ich sehe überhaupt nichts«, sagte er verzweifelt zu der Kröte.
»Aber ich«, sagte die Füchsin. »Es sieht wie eine Kirche aus. Auf jeden Fall ist es ein großes Gebäude - jenseits dieser Wiesen
-, schaut!«
Der Fuchs konnte nur ein dunkles Etwas in der Ferne erkennen.
»Kommt, meine mutigen kleinen Freunde«, drängte er. »Noch eine letzte Anstrengung, dann sind wir im Trockenen.«
»Und was ist, wenn es abgeschlossen ist?« sagte die pessimistische Oberste Wühlmaus.
»Wenn es tatsächlich eine Kirche ist, dann ist dort sicher ein Portal, wo wir uns unterstellen können«, sagte der Fuchs und bemühte sich, optimistisch zu klingen. »Nun, wir sollten keine Zeit verplempern«, sagte das Oberste Eichhörnchen erschöpft. Der Fuchs machte sich mit der Füchsin an seiner Seite auf und überquerte die Wiesen. Der Dachs, die Hasen, das Wiesel und die Kaninchen folgten dicht dahinter. Die Eichhörnchen, deren gewöhnlich buschiger Schwanz tropfnaß war, sahen mitleiderregend aus, während sie behende hinterherrannten. Die Igel, denen der Regen nicht viel ausmachte, und die durchgeweichten Wühlmäuse und Feldmäuse bildeten mit der Kreuzotter zusammen die Nachhut.
Für die kleinen Mäuschen war es um so schwieriger, denn die schweren Regentropfen bereiteten ihnen zusätzliche Schwierigkeiten. Doch der Anblick der näher kommenden, schutzversprechenden Kirche trieb sie weiter.
Endlich kamen die Tiere müde, durchgefroren und durchnäßt unter den hochaufragenden dunklen Mauern des Gebäudes an. Die Mäuse, die mitleiderregende Verzweiflungsschreie ausstießen, waren die letzten.
Der Fuchs sah sie verzweifelt an »Es... es gibt leider kein Portal«, sagte er zögernd.
Einige der Wühlmäuse und Feldmäuse brachen bei dieser Nachricht zusammen. Jetzt hatten sie soviel durchgemacht und alles umsonst! Sie drängten sich auf der schlammigen Erde zusammen und schluchzten herzerweichend.
»Einen Moment, meine kleinen Freunde«, sagte der Fuchs. »Vielleicht kommen wir in die Kirche hinein. Wir dürfen uns noch nicht geschlagen geben. Dachs, kümmere dich um sie! Ich sehe mich um.« Nachdem er sich energisch geschüttelt hatte, begann der Fuchs, die Wände zu untersuchen.
Die Tiere sahen ihm verzweifelt zu, während der grausame Regen unentwegt niederklatschte, als wolle er sie in die Erde stampfen. Der Waldkauz flog hinauf zum Kirchturm und setzte sich in den Glockenstuhl, wo es trocken war. Der Turmfalke gesellte sich zu ihm, doch der Pfeifer blieb am Boden und breitete seine großen Schwingen wie einen Schirm über den Mäusen aus. Der Fuchs verschwand auf der anderen Seite der Kirche.
»Wie lange mag nur dieser Regen noch anhalten?« stöhnte das Oberste Kaninchen. »Ich fürchte, wir werden

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