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Als die Tiere den Wald verließen

Als die Tiere den Wald verließen

Titel: Als die Tiere den Wald verließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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erste, sie sprangen jeweils zu dritt oder zu viert hinunter. Dann folgten die Eidechsen und die Feldmäuse. Sie alle tranken sich ohne jeglichen Zwischenfall satt.
Auch die Hasenkinder, die Igel, die Eichhörnchen und der Maulwurf hatten ihren Durst gestillt, als die Kröte, welche die ganze Zeit über sehnsüchtige Blicke auf das Wasser geworfen hatte, der Versuchung nicht länger widerstehen konnte. Sie machte einen großen Satz und landete mit einem lauten Platschen etwa einen Meter vom Beckenrand entfernt. Dies hätte eigentlich nichts ausgemacht, denn immerhin war die Kröte im Wasser eher zu Hause als an Land, und sie begann auch voller Entzücken hin und her zu schwimmen. Aber die jungen Kaninchen, die immer aufgeregter geworden waren, je näher der Zeitpunkt rückte, wo sie mit dem Trinken an der Reihe waren, betrachteten den Satz der Kröte als ihr Startsignal. So sprangen sie alle gemeinsam über den Beckenrand, landeten auf dem Fuchs und stießen ihn ins Wasser.
Als die Kaninchenmütter ihre Kinder im Wasser liegen sahen, folgten sie ihnen, ohne zu überlegen. Das Wiesel, das die ganze Zeit über mit dem Schwanz der Kreuzotter zwischen den Zähnen auf der anderen Seite gestanden hatte, öffnete das Maul, um eine Warnung auszustoßen, worauf die Kreuzotter wie ein ausgeworfener Anker senkrecht zum Grund des Beckens hinunterschoß.
Schon einen Augenblick später herrschte im Schwimmbecken ein wildes Durcheinander von auf und ab tanzenden Köpfen und verzweifelt um sich schlagenden Füßen. Die Tiere am Beckenrand rannten in heller Aufregung hin und her.
In diesem Augenblick entdeckte der Turmfalke, der seit seiner Ankunft geduldig über dem Schwimmbecken geschwebt war, die Gestalt am Schlafzimmerfenster des Hauses. »Wir werden beobachtet!« rief er hinunter. Dadurch wurde der Tumult im Wasser nur noch schlimmer, denn jedes Tier kämpfte wie wild, um die Stufen aus dem Wasser heraus zu erreichen. Keines von ihnen war am Ertrinken, denn wie fast alle anderen Landbewohner konnten sie auf ihre eigene Art und Weise schwimmen. Das Problem war nur, wie sie aus dem Wasser herausgelangen sollten.
Die Kreuzotter war nach ihrem überraschenden Kopfsprung rasch wieder aufgetaucht, aber jetzt schlängelte sie recht hilflos im Schwimmbecken hin und her. Dem Fuchs gelang es schließlich, auf seine Stufe zu klettern, wo er sich heftig schüttelte und den Dachs völlig naßspritzte.
Der Turmfalke ließ sich herabfallen und setzte sich auf das Geländer neben den Stufen. »Die Luft ist wieder rein«, sagte er beruhigend. Der Dachs und der Fuchs nahmen ihre alten Positionen ein, und die Kaninchen krabbelten nach und nach aus dem Wasser heraus auf den Rücken des Fuchses. Jetzt mußten nur noch die Kaninchenväter, der Hase mit seiner Gefährtin und das Wiesel trinken, und dann konnte die Reise weitergehen. Ausgesprochen wütend schwamm die Kreuzotter in der Zwischenzeit im Wasser hin und her und gab dem Wiesel die schlimmsten Namen, die ihr einfielen.
»Keine Angst, Kreuzotter«, sagte der Fuchs. »Sobald du dich ein wenig beruhigt hast, holen wir dich heraus!« Die Vögel, die sowieso nicht viel tranken, benetzten ihre Kehlen mit dem Wasser, das auf die Marmoreinfassung gespritzt war, als die Kaninchen gemeinsam ins Wasser gesprungen waren.
»Gibt es jemanden, der noch nicht getrunken hat?« fragte der Dachs. Keiner antwortete. So kletterte er mit dem Fuchs zusammen wieder hinauf. Die Kröte und die Kreuzotter waren die einzigen, die noch im Wasser herumschwammen.
Der Fuchs rannte im Garten auf und ab und untersuchte die Blumenbeete. Schließlich schien er gefunden zu haben, was er suchte. Er zerrte heftig an einem Büschel Rittersporn und rannte dann mit einem langen dünnen Stengel zwischen den Zähnen zu seinen Freunden zurück.
»Wofür ist das, Fuchs?« fragte der Maulwurf. »Für die Kreuzotter, natürlich«, antwortete der Fuchs und ließ den Stengel am Beckenrand fallen. »So, Kreuzotter!« rief er. »Ich halte den Stengel an einem Ende zwischen den Zähnen. Wenn ich ihn über den Beckenrand hinunterlasse, dann packst du das andere Ende, und ich ziehe dich heraus!«
Die Kreuzotter erklärte sich recht verdrossen damit einverstanden, und der Stengel wurde ins Wasser hinuntergestreckt. »Los, Kreuzotter!« riefen all die anderen Tiere, und die Schlange wandte sich im Wasser um und schwamm auf den Stengel zu. Dabei riß sie so weit das Maul auf, daß es aussah, als wolle sie den Blumenstengel verschlucken. Ihre

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