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Als die Tiere den Wald verließen

Als die Tiere den Wald verließen

Titel: Als die Tiere den Wald verließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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Hilfe. O weh!« »Du hilfst uns mehr, wenn du da oben bleibst, als wenn du versuchen würdest, mit uns mitzuhalten«, erklärte ihm der Dachs.
»Aber ich könnte bestimmt mithalten, jetzt, wo ihr so langsam geht!«
»Wenn der Maulwurf so gern laufen will, dann tausche ich gerne meinen Platz mit ihm«, murmelte die Kreuzotter dem Wiesel zu. »Ich bin sicher, ich verliere noch all meine Schuppen, wenn diese harte Straße nicht bald aufhört.«
»Mach dich nicht lächerlich, Kreuzotter! Wie willst du dich denn da oben festhalten?« sagte das Wiesel.
»Ich könnte mich um seinen Hals wickeln«, antwortete die Kreuzotter boshaft.
»Sei nicht so unverschämt«, gab der Hase zurück, der zugehört hatte. »Ich weiß überhaupt nicht, welchen Nutzen du für unsere Gruppe eigentlich hast.« Als Antwort zeigte die Kreuzotter lediglich ihre Giftzähne, und der Hase schob seine Familie ein bißchen weiter nach vorne.
Schließlich bogen die Tiere um die letzte Ecke. Vor ihnen, etwa hundert Meter entfernt, lag die Fernstraße, und auf der anderen Seite sah man das letzte Stück des abgezäunten Militärgeländes, um das sie herumgehen mußten, bevor sie zu den Feldern kamen. Sehr langsam schoben sie sich auf der letzten Straße der Siedlung vorwärts. Auf beiden Seiten drohte ihnen immer noch Gefahr von den Häusern, aber jetzt würde es nur mehr ein paar Minuten dauern. Gerade schlug es vier Uhr.
Als sie die Hälfte der Straße hinter sich hatten, konnten sie den Waldkauz rufen hören, und schon bald sahen sie ihn heranfliegen.
»Gott sei Dank«, sagte er, als er neben dem Fuchs landete. »Ich dachte, ihr hättet euch verirrt.« »O nein. Ganz und gar nicht«, antwortete der Fuchs. »Die Kröte wußte den Weg ganz genau. Sie war phantastisch! Aber es ist so anstrengend, auf diesen harten Straßen zu gehen.«
»Die anderen Vögel haben alle ein Plätzchen gefunden und sind eingeschlafen«, erklärte der Waldkauz. »Ihr sucht euch am besten auch rasch etwas, wo ihr euch tagsüber verstecken könnt. In kaum einer Stunde wird es hell.«
»Hast du irgendeinen Vorschlag?« fragte der Fuchs. »Du hast schon Gelegenheit gehabt, dich umzuschauen.« »Gleich hinter dem Geländer, das um das Militärgebiet führt, liegt ein großes Stechginstergebüsch«, antwortete der Waldkauz. »Das würde ich vorschlagen. Dort ist genug Platz für alle. Und in diese abgelegene Ecke kommt nie jemand. Ich fliege jetzt voraus und halte Ausschau, ob ein Auto kommt. Bis gleich.«
Der Waldkauz flog los und verschwand rasch in der vor ihnen liegenden Dunkelheit.
Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sie die letzten paar Meter zurückgelegt hatten, aber schließlich kamen sie alle gemeinsam an der Fernstraße an, wo sie sich auf dem Gehweg daneben ausruhten. Der Waldkauz saß auf dem Geländer auf der anderen Seite der Straße. »Kein Auto zu sehen!« rief er zu ihnen herüber. »Gut, Kauz«, erwiderte der Fuchs. »Als erstes schaffen wir die Kleinen hinüber. Hase, du kannst dich um deine Familie und um die Igel und die Kaninchen kümmern. Der Kauz wird dir den Weg zeigen.« Der Hase übernahm die erste Gruppe, und unter seiner Führung huschten sie rasch über die breite Straße und folgten dann dem Waldkauz unter dem Geländer hindurch ins Stechginstergebüsch.
Der Fuchs stand am Rand des Gehwegs und hielt auf beiden Seiten nach Scheinwerfern Ausschau. Nichts war zu sehen.
»Kommt, Wühlmäuse und Feldmäuse!« rief er. »Wiesel, bringst du sie so schnell wie möglich hinüber?« Die zweite Gruppe brauchte ein wenig länger, aber auch sie erreichte die andere Seite ohne Zwischenfälle. Der Waldkauz, der auf seinen Platz auf der obersten Stange des Geländers zurückgekehrt war, führte auch diese Gruppe ins Dickicht. Viele der jungen Kaninchen und Igel waren schon eingeschlafen. »Gut. Jetzt sind nicht mehr viele übrig. Kreuzotter, du bringst die Eidechsen hinüber, bitte!« befahl der Fuchs. Zum Zeichen ihres Einverständnisses warf ihm die Kreuzotter einen gehässigen Blick zu. Sie war zu müde für eine Antwort.
In dieser dritten Gruppe hielten sich alle so nah am Erdboden, daß der besorgte Fuchs sie in der Dunkelheit aus den Augen verlor, als sie die Hälfte des Weges zurückgelegt hatten. Er beobachtete die Straße in beiden Richtungen. Zu seinem Entsetzen sah er weit entfernt zu seiner Linken ein Licht auftauchen, das rasch größer wurde.
»Kreuzotter, seid ihr schon drüben?« rief er. »Dort kommt ein Auto!«
»Fast!« krächzte die Kreuzotter.

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