Als die Tiere den Wald verließen
merkten nicht einmal, daß der Fuchs vorbeischoß. Andere traten erschrocken zurück und stießen einen Schrei aus. Der Fuchs rannte den Schlepppfad entlang. Zu seiner Linken lag der Fluß, zu seiner Rechten lagen Zäune, Hecken, Mauern und Häuser. Er war eingekesselt, aber er rannte weiter.
Bald tauchte vor ihm die Brücke auf, unter der er erst vor kurzem dahingetrieben war. Der Pfad führte direkt darunter hindurch. Der Fuchs rannte weiter. Die Sonne und die Luft trockneten sein Fell, das so lange naß gewesen war. Er fühlte sich stark und ausgeruht und mutig, und der Gedanke an seine Freunde, zu denen er zurückrannte, hielt ihn aufrecht. Plötzlich endeten die Zäune, und zu seiner Rechten tauchten Bäume auf sowie große Wiesen mit Kühen und Pferden.
Er rannte auf die erste Wiese. Das Gras fühlte sich kühl und weich an unter seinen Läufen. Jetzt, wo er den Weg der Menschen verlassen hatte, fühlte er sich sicher. Ein kleiner Bach wand sich durch die Wiese, und er trank gierig.
Eine friesische Kuh, die ein wenig flußaufwärts trank, hob den Kopf und schaute sanftmütig zu ihm her. »Du hast Mut«, sagte sie. »Der Bauer ist auf der Wiese nebenan.«
»Ich... ich habe mich verirrt«, antwortete der Fuchs. »Ich versuche, den Weg zurück zu finden.« »Bist du weit von deinem Zuhause entfernt?« fragte die Kuh.
»Von dem, was ich Zuhause nenne, bin ich sehr weit entfernt«, antwortete der Fuchs. »Jetzt habe ich kein Zuhause mehr. Ich bin unterwegs, um eine neue Heimat zu finden, aber ich wurde von meinen Freunden getrennt.«
Die Kuh wollte wissen, ob sie oder eine ihrer Artgenossinnen ihm helfen konnten.
»Du hast mir schon geholfen«, erwiderte der Fuchs dankbar. »Ich werde um das nächste Feld herumgehen. Ich muß weiter - ich habe noch einen langen Weg vor mir.«
Er dankte der Kuh und rannte davon. Er bog um das benachbarte Feld herum auf die dahinterliegende Wiese. Der Fluß lag in Sichtweite zu seiner Linken. Auf der Wiese stand einsam ein schwarzes Pferd. An den grauen Haaren an seinen Lenden und am Hals sah der Fuchs, daß es alt sein mußte. Es lehnte friedlich an einem Kastanienbaum, blinzelte mit den Augen und schwenkte träge seinen gelichteten Schweif, um die Fliegen zu verjagen.
»Guten Tag!« rief der Fuchs freundlich im Vorübergehen.
Das alte Pferd erschrak und sah nach unten. »Oh, hallo!« schnaufte es. »Ich muß wieder einmal gedöst haben. Sehr warm heute.«
»Ja, das ist wahr«, sagte der Fuchs und hielt einen Augenblick an, um einen Hirschkäfer zu schnappen, der auf dem Rücken lag und mit seinen sechs Beinen zappelte.
Das Pferd wandte angewidert den Kopf ab. »Igitt! Wie kannst du so etwas bloß fressen!« protestierte es. »Das ist der erste Bissen, den ich seit langer Zeit zu mir genommen habe«, entgegnete der Fuchs. »Wenn du hungrig bist - mein Futtertrog da drüben ist noch halb voll«, sagte das Pferd einladend. »Meine Zähne fallen aus - ich kann das Gras nicht mehr so gut beißen. Und mein Appetit ist auch nicht mehr das, was er einmal war.«
»Sehr freundlich von dir«, sagte der Fuchs. »Aber diese Art Nahrung sagt mir nicht so zu.« »Nun ja, komm her und unterhalte dich ein wenig mit mir!« bat das alte Pferd. »Mir wird langweilig hier, wenn ich immer so allein bin.«
Obwohl er es eilig hatte, zu seinen Freunden zurückzukehren, wollte der Fuchs nicht unhöflich sein und die Einladung abschlagen, zumal das Pferd so freundlich war.
Er trottete hinüber zum Kastanienbaum und legte sich hechelnd in den Schatten. Die Sonne brannte. »Gut so«, nickte das Pferd. »Mach es dir gemütlich! Hier ist es kühler.« Es lehnte immer noch am Stamm des Baumes. »Ich habe in letzter Zeit selten Gesellschaft«, fuhr es fort und wandte seine feuchten Augen dem Fuchs zu. »Seit letzten Sommer, als mein alter Freund, der Braune, gestorben ist. Nachdem meine Gefährtin tot war, wurden wir enge Freunde, obwohl er natürlich zur Arbeiterklasse gehörte.« »Der Braune?« fragte der Fuchs. »Ja. Er war ein Zugpferd.« »Und du bist...«
»Ich war ein Jagdpferd«, antwortete das schwarze Pferd. »Das beste im Stall, mit einem langen Stammbaum. Es ist eigenartig, mit dir zu reden, nach all den Jahren, wo ich auf Fuchsjagd war.«
Der Fuchs fuhr zusammen und stellte die Ohren auf. »Fuchsjagd?« flüsterte er.
»Ja. Oh, ich billige das nicht! Es ist wirklich ein schlimmer Sport! Aber das Rennen, das Springen, die roten Jacken - das war das Schöne daran.« Der Fuchs schüttelte sich. Die Worte
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