Als die Tiere den Wald verließen
des alten Pferdes versetzten ihn zurück in seine Kindheit, und er mußte an die schrecklichen Geschichten seines Vaters denken, von den wilden, bellenden Hunden, den donnernden Hufen und der Verzweiflung des erschöpften Fuchses, der ganz allein in den Tod rannte. Das alte Pferd bemerkte, wie unbehaglich sich der Fuchs fühlte. »Du mußt mir verzeihen«, sagte es demütig. »Das waren nur die gedankenlosen Erinnerungen eines alten Tieres. Glaube mir, ich war immer genauso erleichtert wie du es gewesen wärst, wenn eines der Tiere entkam, das ich jagte.«
»Das ist lieb von dir«, sagte der Fuchs. »Ich habe auch nie etwas anderes erwartet. Nur die Menschen können so grausam sein, Tiere, die kleiner und schwächer sind, zu Tode zu hetzen.«
»Da stimme ich dir zu.« Das alte Pferd nickte. »Und dennoch, genau die gleichen Menschen haben mich immer gut behandelt - wie einen alten Freund.« »Nun«, der Fuchs schüttelte den Kopf. »Das ist etwas anderes, nehme ich an.« »Natürlich.«
»Gott sei Dank wurde auf mich noch nie Jagd gemacht«, sagte der Fuchs. »Aber mein Vater hat mir von seinen Erlebnissen erzählt. Er hat Glück gehabt, doch sowohl sein Vater als auch seine Mutter wurden gestellt und von den Hunden zerfetzt.«
Das schwarze Pferd schüttelte den ergrauenden Kopf. »Ich kann dir einen Rat geben«, sagte es ernst. »Bleib nicht länger in diesem Teil des Landes, als unbedingt nötig. In der ganzen Umgebung wird gejagt. Ich will nicht, daß dir etwas passiert.«
»Vielen Dank, aber mach dir keine Sorgen«, sagte der Fuchs. »Ich bin nur auf der Durchreise. Ich gehe flußaufwärts, zurück zu meinen Freunden. Ich wurde gestern abend von ihnen getrennt.«
»Wirklich? Was ist denn passiert?« wollte das alte Pferd wissen.
Der Fuchs erklärte, daß er vom Wasser mitgerissen worden war, als er ein paar verängstigten Kaninchen geholfen hatte, den Fluß zu überqueren. Dann, als er den ungläubigen Ausdruck des Pferdes sah, und da er das Gefühl hatte, es täte ihm gut, noch ein Weilchen auszuruhen, machte er sich daran, die ganze Geschichte zu erzählen.
Er erklärte, wie die Tiere des Farthing-Waldes von den Menschen aus ihrer Heimat vertrieben worden waren und wie sie sich für die lange und schwierige Reise zusammengeschlossen hatten, nachdem sie von der Kröte vom Hirschpark - einem Naturschutzgebiet, wo sie wieder in Frieden leben konnten - gehört hatten. Der Fuchs zitterte, als er von den verschiedenen Gefahren berichtete, die ihnen unterwegs begegnet waren. Vor allem das schreckliche Feuer, dem sie entronnen waren, das Unwetter und der wütende Bauer mit dem Gewehr und zu guter Letzt die schreckliche Flußüberquerung waren ihm im Gedächtnis geblieben. Aufgewühlt durch die erneute Sorge um seine Freunde, brachte er seine Geschichte so schnell wie möglich zu Ende, denn er war ungeduldig und wollte sich wieder auf den Weg machen.
Das Pferd hatte schweigend zugehört, abgesehen von einem gelegentlichen empörten Schnauben. Als der Fuchs fertig war, meinte es traurig: »Das passiert überall, überall werden die Tiere vertrieben. Die Menschen waren schon immer habgierig. Vor allem, wenn es um Land geht. Denjenigen, welche die Existenz der Tiere zu schätzen wissen, ist es zu verdanken, daß wenigstens ein paar Fleckchen übrigbleiben, wo ihr in Frieden leben könnt. Ich habe von diesem Hirschpark gehört, den du erwähnt hast. Für ein Pferd wäre es von hier aus nicht weit. Aber wenn ihr mit der Geschwindigkeit von Mäusen reisen müßt, dann ist es natürlich wieder etwas anderes.«
»Manchmal frage ich mich, ob wohl einer von uns das Ziel erreichen wird«, meinte der Fuchs. »Die Reise ist wirklich zu anstrengend für derart kleine Tiere.« »Ich wünsche euch Glück!« sagte das Pferd mitfühlend. »Ich will dich nicht aufhalten. Deine Freunde werden sich Sorgen machen.«
»Es war schön, mit dir zu reden«, erwiderte der Fuchs höflich. »Vielleicht erfährst du eines Tages, ob wir es geschafft haben.« Er stand auf und schüttelte sich. »Das hoffe ich«, sagte das Pferd. »Ich werde jeden Tag an dich denken.« Der Fuchs lächelte. »Auf Wiedersehen!« sagte er.
»Auf Wiedersehen, mein Freund!« sagte das Pferd. »Bon voyage!«
Der Fuchs rannte davon, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Er hatte noch einen langen Weg vor sich. So oft wie möglich ging er im Schutz vom Unterholz und Gebüsch. Er erkannte viele Stellen wieder, an denen er vorher flußabwärts vorbeigetrieben worden war. Einige der
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