Als die Tiere den Wald verließen
er allein viel schneller vorwärtskam als die Gruppe, die sich ja nach den langsamsten Tieren richten mußte. Der Fuchs steigerte sein Tempo und fiel in einen langsamen Galopp, den er, wie er wußte, ohne Schwierigkeiten beibehalten konnte. Er hegte immer noch eine schwache Hoffnung, der Waldkauz könne jetzt bei Nacht unterwegs sein, um ihn zu suchen. Aber die Zeit verging, und er gab die Hoffnung auf.
Die Ungewißheit über das Schicksal des Dachses und der Kaninchen, die immer noch im Wasser gekämpft hatten, als er weggespült worden war, belastete den Fuchs sehr. Auf seinem Weg durch die wolkige, windige Nacht gab es wenig, das ihn von diesen Gedanken hätte ablenken können.
Er merkte, daß er gut vorwärts gekommen war, als er ein Stück vor sich das Wehr sah. Der Klang des wilden, wirbelnden Wassers brachte ihn wieder zum Erschaudern, und er zwang seine müden Beine, sich noch schneller zu bewegen.
Bald erschienen fahle graue Streifen am Himmel, die Wolken nahmen eine helle Färbung an, und der Wind legte sich.
Es wurde immer heller, und der Fuchs wurde immer müder. Er begann zu befürchten, er könne vor Erschöpfung umfallen, sobald es heller Tag war. Schließlich blieb er stehen. Er ließ den Kopf hängen und japste nach Luft. Er ging die Böschung hinunter und trank mit zitternden Beinen das kühle Wasser. Als er seinen Durst gelöscht hatte, wurde ihm klar, daß er nicht weiterkonnte. Wenn er jemals seine Freunde einholen wollte, dann mußte er bei Kräften bleiben, indem er ordentlich fraß und schlief. Er war zufrieden mit der Strecke, die er in dieser Nacht zurückgelegt hatte, und begann, sich nach einem geeigneten Ruheplatz umzusehen.
Am Fluß gab es nicht genügend Deckung, und so ging er vom Wasser weg und auf die Felder und Wiesen zu, wo es dichte, schützende Hecken gab. In der Ecke eines Feldes fand er unter einer Hecke einen großen Bau. Zuerst schnupperte er sorgfältig um das Loch herum. Dann streckte er den Kopf hinein und schnüffelte noch einmal.
Es schien nach Fuchs zu riechen, aber da er kein Geräusch hörte, wagte er sich sehr vorsichtig hinein. Drinnen war es dunkel und warm. Der Bau war leer. Es war durchaus möglich, daß es ein Fuchsbau war, aber wann er das letzte Mal benutzt worden war, konnte der Fuchs nicht feststellen. Er ging noch einmal zum Eingang zurück und schaute hinaus. Kein Tier war zu sehen. Der Fuchs wandte dem Tageslicht den Rücken zu und machte es sich auf dem kahlen Erdboden bequem. Es war recht weich, und er schlief fast sofort ein.
Er fuhr hoch, als er spürte, daß ihn etwas berührte. In der Dunkelheit dauerte es eine Weile, bis er sah, was es war, aber sein ausgeprägter Geruchssinn sagte ihm sofort, daß es der unverwechselbare Geruch einer Füchsin war. Er rappelte sich
auf.»Du brauchst nicht zu erschrecken!« sagte die Füchsin
beruhigend. »Bleib hier und ruh dich aus, solange du willst. Es wird dunkel, und ich muß auf Nahrungssuche gehen.«
»Ich... ich wußte nicht, daß der Bau benutzt wird«, stammelte der Fuchs. »Er war leer, und ich...« »Es ist nur eine von meinen Zufluchtsstätten«, erklärte die Füchsin.
Der Fuchs sah verwirrt aus.
»Ich war eine Zeitlang nicht mehr hier in der Gegend«, erklärte sie. »Ich kam gerade vorbei, und ich hörte dich atmen.«
»Ich war sehr müde«, sagte der Fuchs. »Bist du auf der Durchreise? Ich glaube, ich habe dich hier noch nie gesehen.«
»Auf der Durchreise?« Der Fuchs lächelte. »Ja, das war ich. Es ist eine lange Geschichte.« »Ich würde sie gern hören - wenn du Lust hast, sie mir zu erzählen.«
»Ja, gern«, sagte der Fuchs. »Aber du hast gesagt, du wolltest auf die Jagd gehen. Ich habe auch noch nichts gefressen - und... nun, vielleicht könnten wir zusammen jagen und unsere Beute hierherbringen. Dann, wenn wir fertig sind, erzähle ich dir, wie ich hierherkam.«
»Das ist eine großartige Idee«, sagte die Füchsin. »Sollen wir gleich gehen?«
»Ja«, erwiderte der Fuchs mit Nachdruck. »Ich bin halb verhungert.«
Die Füchsin übernahm die Führung, und der Fuchs trottete neben ihr her. Er verspürte ein neues Gefühl der Freundschaft, das sich von allem unterschied, was er bisher gefühlt hatte.
Sie überquerten die immer dunkler werdenden Felder, und von Zeit zu Zeit schaute der Fuchs sich seine neue Bekanntschaft an. Seiner Meinung nach war die Füchsin das schönste Geschöpf, das er je gesehen hatte, und wenn der richtige Zeitpunkt dafür gekommen war, dann wollte er
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