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Als Erzieherin gelassen und erfolgreich

Titel: Als Erzieherin gelassen und erfolgreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Weiner
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tun? Ich kann nun wieder nur von mir ausgehen, aber ich würde dringend um ein Vier-Augen-Gespräch außerhalb des Kindergartens bitten. Und dann würde ich sagen, was ich vermute, und offen und achtsam zuhören. Sie wissen sicher noch aus dem Kapitel über die Landkarten, dass wir viel zu schnell glauben zu wissen, wie ein anderer Mensch etwas erlebt. Im Grunde aber wissen wir nichts. Und Ihre Kollegin ist auch nicht verpflichtet,
Ihnen etwas zu erzählen, bloß weil Sie angeblich etwas wissen. Es kann sogar sein, dass Sie auf Abwehr stoßen, auf Wegschieben und »Das stimmt doch gar nicht«. Letztendlich müssen Sie selbst fühlen und hören, was stimmen könnte und was nicht. Aber ganz sicher helfen auch hier Fragen weiter. Fragen, die nicht beschuldigend sind, sondern die Ihrer Kollegin aufzeigen, in welche Zwickmühle Sie durch Ihre ungewollte Mitwisserschaft geraten sind.
    • »Ich habe damit primär nichts zu tun, aber ich kann der Mutter nicht mehr in die Augen schauen. Was soll ich tun?«
    • »Wie kann ich damit leben, dass ich nun in deine Lügen miteingebunden bin? Was ist dein Wunsch, deine Empfehlung?«
    • »Wie würdest du dich an meiner Stelle z.B. dem Team gegenüber verhalten?«
    Liebe lässt sich nicht verhindern und verheimlichen. Das habe ich schon zu Tabu 2 geschrieben. Aber was dort gilt, gilt auch in diesem Fall: Eine Erzieherin, die sich in einen Vater wirklich verliebt und eine Verbindung mit ihm eingeht, sollte die Einrichtung wechseln, damit wieder Ruhe einkehren kann. Egal, ob das mit Schwierigkeiten verbunden ist oder nicht. Es ist der Preis, den diese Liebe zu zahlen hat. Wenn sich zwei Menschen ineinander verlieben, die bereits gebunden sind, dann gibt es immer einen Preis. That’s part of the game.

Tabu: Eine Kollegin greift die Kinder »zu fest« an
    Der kleine Klaps auf den Hintern. Der etwas zu feste Griff am Arm. Das große Gesicht genau vor dem kleinen und die zu laute Stimme dabei. Die Ankündigung: »Hörst du, was ich sage? Wenn du nicht aufhörst, dann … Hörst du? Dann, dann...«
    Nicht alle Erzieherinnen, die zu laut werden oder Kinder zu fest anfassen, sind gewalttätig - aber überfordert sicherlich und sei es nur bei diesem Kind und in diesem Moment. Die Grenzen von Kindern auf körperlicher oder seelischer Ebene zu missachten ist auch
kein Tabu, sondern hier wird Menschenrecht missachtet. Auch Kinder haben Rechte! Wenn Sie regelmäßig Teamsupervisionen oder Fallbesprechungen durchführen, hat das sehr günstige Auswirkungen, auch auf die Überforderung einzelner Erzieherinnen. Gespräche und beratende Situationen sind wie ein Ventil. Hier können sich Kolleginnen austauschen und gemeinsam nach besseren Wegen suchen. Sie fühlen sich nicht mehr so alleine gelassen und auf sich gestellt. In Supervisionen können Kolleginnen voneinander erfahren, wie die Einzelnen mit Stress und wütenden Gefühlen umgehen, oder sie können im Team überlegen, was nun hilfreich wäre.
     
    Auch hier hilft es, achtsam und wertschätzend Fragen zu stellen
    • »Ich erlebe dich sehr geduldig bei Anna und ich frage mich, was du brauchst, damit du auch bei Leon wieder geduldiger sein kannst?«
    • »Ich empfinde dich die letzten Wochen sehr dünnhäutig, und ich würde gerne wissen, ob das stimmt, und wenn ja, ob ich dich in irgendeiner Art unterstützen kann?«
    • »Was können wir für uns tun, um mit dem Stress besser umzugehen?«
    • »Karoline, du bist auch aggressiven Kindern gegenüber immer ganz ruhig. Wie machst du das? Hast du eine bestimmte innere Haltung?«
    • »Wir haben sehr viele laute Jungs im Kindergarten und sind nur Frauen. Was könnte uns helfen, mit den Jungs besser umzugehen?«
    Wenn wir miteinander ins Gespräch kommen, uns angenommen und verstanden fühlen, ist das erste Tor zur Lösung bereits geöffnet. Wenn Sie also spüren, dass in Ihrem Kindergarten bei einzelnen Erzieherinnen oder im Team die Stimmung immer rabiater wird, schreiten Sie umgehend ein! Im Falle einer angehenden oder tatsächlichen Kindesmisshandlung durch eine Erzieherin muss dieses Verhalten sofort durch die Führungsebene geklärt werden und Konsequenzen folgen.

Tabu: Eine Kollegin trinkt Alkohol
    Der Griff zum Alkohol ist leicht. Das tröstende Glas Rotwein am Abend, der Schnaps zur Verdauung, das Glas Prosecco, weil »es uns gerade gut geht«, die Flasche Champagner »zur Feier des Tages«, der Glühwein, weil es bitterkalt ist, die Bowle, weil es warm ist, der Grog, um die

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